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27 ENDE 172<br />
am anderen morgen gehe ich nach einer kurzen zwiesprache mit meinem freund<br />
an die petrobras-tankstelle zu den sammeltaxis. ich habe meinen strohhut auf-<br />
gesetzt, der mir bei der kräftigen brise aus dem gesicht geblasen wird & laufe<br />
zurück zum hotel, um ihn gegen die capitainsmütze einzutauschen. ich fahre an<br />
die praia francêsa, einem 20 km langen, palmenbewachsenen strand, eine halbe<br />
autostunde vor maceio, & treffe daniel, einen braungebrannten schweizer, der seit<br />
einem halben jahr brasilien bereist & einen netten fleck für seine essensmarken<br />
& eine kleine bar sucht. wir legen uns neben 2 schlanke, hellhäutige garotas &<br />
spinnen ein gespräch. beide sind cariocas & verbringen den carneval hier oben.<br />
die mädels haben in ihren taschen kleine fläschchen wasserstoffoxyd, um ihre<br />
beinhaare schneeweiß zu färben. anna arbeitet in einer bank & monica hat ge-<br />
rade ihre prüfung als pianistin am konservatorium von rio de janeiro abgelegt.<br />
die langen beine räkeln sie gegen die sonne, daß ihre dicken, festen halbkugeln an<br />
den hüften nach oben stehen. wir schwatzen über politik & die liebe, über geld &<br />
musik. die unterhaltung will nicht so recht in gang kommen. der schnell blasende<br />
wind treibt am südlichen ende des strandes dunkle wolken zu einem schwarzen<br />
klumpen zusammen. wir brechen auf nach maceio. daniel verabschiedet sich von<br />
den beiden, die zu langsam sind für schnelle abenteuer, & ich nehme <strong>im</strong> hotel<br />
eine dusche.<br />
ich will mich kurz ausruhen, als ich meine mütze vermisse, Mit der ich vor 2<br />
tagen in salvador saubere & wichtige order ausgegeben hatte. ich depp, scheiße,<br />
die ist weg. ich fahre die strecke zurück an den strand, aber der wind & der sand<br />
haben meine süße capitainskappe aus martinique, für die ich 10 jahre suchen<br />
mußte, längst begraben, & so gebe ich entnervt auf & lege mich an meinem letzten<br />
abend in maceio nach ein paar antartica & caipirinhas müde in die kissen.<br />
morgen werde ich nach recife fliegen & übermorgen bereits he<strong>im</strong>atboden be-<br />
treten, werde mir vom frost eine grippe abholen & werde dann wie alle, oder fast<br />
alle menschen arbeiten gehen, werde mich frisch rasieren & mir eine krawatte um-<br />
binden, werde meinem chef nicht zu tief in die augen schauen & alles tun, was er<br />
verlangt, oder fast alles, denn ich weiß, daß auf der anderen seite der runden, sich<br />
drehenden erde mein süßer engel lebt & mich mit offenen armen empfängt, weiß,<br />
daß es dich gibt, & du, wenn ich genügend essensmarken zusammen habe, um zu<br />
dir rüber zu kommen, nicht ruhen wirst, bis wir beide sanftmütig geworden sind,