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6 URLAUB AM ATLANTIK 50<br />
kl<strong>im</strong>pern. ich übe die dur-tonleitern & versuche, einen gleichmäßigen zug für<br />
einen lange gehaltenen ton zu erzeugen. der schweiß rinnt meinen rücken ent-<br />
lang, sammelt sich am hüftdreieck. er läuft an den schläfen herunter bis über<br />
das brustbein. ich spiele ausdauernd, um den juckreiz zu vergessen, der sich nach<br />
jedem mückenstich einstellt. es ist wieder zeit für eine dusche & eine siesta auf<br />
dem steinbett, diesmal mit ventilator. nachmittags gegen 4 uhr, als die tages-<br />
temperatur ihren höhepunkt überschritten hat & die steinwände noch lange die<br />
gespeicherte sonnenwärme abgeben, ziehe ich mir das blau-weiß gestreifte t-shirt<br />
über & den dünnen, grauen anzug, putze meine zähne & die schuhe, kämme mein<br />
haar, um es <strong>im</strong> knoten am hinterkopf zusammenzubinden & mache mich auf den<br />
weg zur filiale, wo anna maria bis 5 uhr arbeitet.<br />
ich komme an den verdunkelten eingang, klopfe feste mit dem rücken meines<br />
zeigefingers gegen die glastüre & warte darauf, daß der wachmann mich entdeckt<br />
& die gnade besitzt zu öffnen.<br />
“está cerado señor!“ “sí, yo sé, quería hablar con una señorina, se llama anna<br />
maría.“ ich deute in den halbdunklen, luftgekühlten bankraum auf die hübsche<br />
kauffrau, die am anderen ende des büros mit einem stapel papier beschäftigt ist.<br />
als sie mich erkennt, schaut sie mich überrascht an, zieht die augenbrauen hoch,<br />
so daß der straff gespannte zopf nach oben wippt, & kommt zu mir an die türe<br />
gelaufen.<br />
“ola, qué tal, michaél?“ “estoy bien & tu, como vas?“ hat sie lunte gerochen?<br />
“bien, tengo que trabajar.“ “hasta qué hora trabajas aquí?“ “hasta las 5. como<br />
estás vestido bien.“<br />
sie n<strong>im</strong>mt mich in meiner lockeren großgrundbesitzerhose hoch. ich werde rot.<br />
das war es. “vamos a tomar un café o algo?“ schlage ich vor. “no puedo. yo no<br />
puedo, mis viejos no me dejan.“ “claro, pero puedes decir, que tengas que trabajar<br />
más, & nos vamos a tomar un café.“ “no, yo no puedo.“ “qué lást<strong>im</strong>a, qué lást<strong>im</strong>a<br />
povrita.“ sage ich & drehe mich betrübt um, den abend in den wind schießend,<br />
um ohne anna maria & ihre süße, fruchtige gesellschaft mit einem caffee & einer<br />
tageszeitung die zeit tot zu schlagen.<br />
direkt am wasser ist ein kleines basketballfeld mit einer 3stufigen tribüne,<br />
auf dem die manzanillos dem schnellen ballspiel zuschauen. ich setze mich ins<br />
publikum & beobachte das gewandte dribbeln halbwüchsiger mädchen, die hastig