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24 SCHWIMMEN WIE FISCHE 154<br />
wäscherei fest in ihrer hand. das essen ist lecker & wie selbstverständlich zu einem<br />
guten teil ohne fleisch.<br />
auf der veranda vor meinem z<strong>im</strong>mer unterhalte ich mich mit einem jungen<br />
franzosen, der seine trompete dabei hat, um <strong>im</strong> carneval in kolumbien die musik<br />
in den schnee zu blasen. coks ist nix für mich. ich bin von haus aus zu hoch <strong>im</strong><br />
standgas eingestellt & würde nach einer nase an die decke springen & mich an<br />
jedem ort der runden, sich drehenden erde eingeengt & viel zu groß fühlen.<br />
anderntags nehme ich ein sammeltaxi bis nach marval & trampe von dort die<br />
kleine straße dicht an den steilen, <strong>im</strong>mergrünen felshängen der nordküste entlang,<br />
an einer süßwasserquelle vorbei, bis nach maracas. das letzte stück asphalt führt<br />
steil nach unten in eine 2 km lange bucht, die von 3 seiten durch senkrecht<br />
aufragende, bewaldete, 600 m hohe felsen geschützt ist. tiefgrün sch<strong>im</strong>mert das<br />
wasser & haushohe palmen werfen gezackte schatten auf den weißen, schmalen<br />
sandstreifen. ein paar französische familien, die auf guyana arbeiten & auf trinidad<br />
wohnen, verbringen an der abgelegenen bucht ihr wochenende, zusammen mit<br />
einer handvoll einhe<strong>im</strong>ischer touristen. ich hole mir ein haifischbrötchen nach<br />
einem bad in den kühlen wellen.<br />
am abend versuche ich nochmal mein glück be<strong>im</strong> chinesen. ich setze mich ans<br />
küchenfenster, um natalie zu begrüßen, als der chef erscheint & mich auffordert,<br />
an einem anderen tisch platz zu nehmen. das lokal ist völlig leer, ich bin der<br />
einzige gast & nichtmal mit der erlaubnis ausgestattet, meinen sitzplatz frei zu<br />
wählen. nein mann, ich habe wirklich keine lust, mich mit dürren, starrsinnigen,<br />
versteinerten mumien zu unterhalten, die in fettigen küchen stehen & andere<br />
leute kommandieren. ich entschuldige mich mit einem achselzucken bei der traurig<br />
dreinschauenden natalie, die sich tatsächlich gefreut hat, mich zu sehen, & renne<br />
mit hochrotem kopf auf die straße, um den arbeitsplatz meiner küchenschabe<br />
nicht zu gefährden.<br />
wieso hast du mich nicht früher deine geduld gelehrt & deine großzügigkeit?<br />
wieso muß ich so engstirnig & kleinherzig sein, die flinte bei der kleinsten, von mir<br />
erdachten schwierigkeit ins korn zu werfen, anstatt es wie du zu machen & allen<br />
menschen, die mir böses wollen, etwas gutes zu wünschen? wieso kann ich nicht<br />
einfach tief durchatmen & mit verständnis & witz, die s<strong>im</strong>ple situation in wohl-<br />
gefallen auflösen, so daß natalie & ich, so daß wir beide ein süßes, vergnügliches