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3 AMILAND 31<br />
glänzende karriere deutlich vor augen hat. <strong>im</strong> roof caffee wird country gespielt,<br />
ein langhaariges trio, langatmig mit gitarre, st<strong>im</strong>me & trompete, hausbacken<br />
& selbstgemacht. auf der mall, der backstein bepflasterten fußgängerzone, 30 m<br />
breit, an beiden seiten mit 2stöckigen souvenierläden <strong>im</strong> wildweststil bebaut, in<br />
der mitte mit bänken, blumenkästen & bäumen ausgestattet, steht alle nase lang<br />
ein self-made-musician mit einer mandoline, einer geige, einem harmonium oder<br />
einer steeldrum. vor dem french caffee sitzt ab 10 oder 11 uhr ein alter, dicker<br />
schwarzer auf seinem verschlissenen stoffkissen den tag ab & probt strangers in<br />
the night oder eine der anderen, ganz großen nummern auf seinem frisch geputz-<br />
ten sax. nach all den jahren, die der schwarze <strong>im</strong> weißen boulder auf dem buckel<br />
hat, nach all der ganzen, guten bergluft & den netten travelern, nach unzähligen<br />
strangers in the night am hellen tag, hat er seine leitern einigermaßen drauf. er<br />
läßt sich nicht nehmen, den anfänger zu m<strong>im</strong>en, als ob er jeden ton einzeln sucht,<br />
ihn aus einem großen sack voller töne herausholt, ihn geduldig aufpoliert, ihn<br />
lange, lange anschaut, um ihn dann wieder in den sack zu legen, gut verschnürt<br />
bis zum näxten mal. er spielt kein 120er tempo, auch kein 60er tempo, er spielt<br />
den 12er oder 8er schlag, ohne eile, ohne mühe, mit der zeit des rentners auf der<br />
parkbank, bläst seinen hit in die laue luft von boulder, manchmal umringt von<br />
einer aufgeregten gruppe weißer mitt50erinnen, die ihren herbst & den winteran-<br />
bruch mit ein bißchen live gespielter musik herauszögern oder ihre enkel an der<br />
c.u. besuchen.<br />
den echten freecl<strong>im</strong>ber oder den mountainbiker interessiert das nicht. er hat<br />
seine ausrüstung, all outdoor gear, <strong>im</strong> morgengrauen zusammengepackt, ein letz-<br />
tes mal die karte gecheckt, ist den weg <strong>im</strong> geist abgeschritten & macht sich lange,<br />
bevor boulder erwacht, auf, um die natur & sich zu testen. unter der verspiegel-<br />
ten sonnenbrille & durch modernste textilfasern geschützt, die ihm allen erdenkli-<br />
chen komfort gewähren, atmungsaktiv, wasserabweisend, luftdurchlässig, hitze- &<br />
kältebeständig. mit einer flasche isotonischem mineralgetränk <strong>im</strong> gepäck schaut<br />
er in die zukunft, die augen zusammengekniffen, als wolle er weit in die ferne<br />
blicken, entschlossen seiner selbst gestellten aufgabe entgegen. wenn er zurück-<br />
kommt, falls er zurückkommt, hat sein körper einen hormonschub geleistet, der<br />
sterbliche naturen oder schwächere leute schlichtweg ins grab bringen würde. aber<br />
seine farbenfrohe, weltraumerprobte ausrüstung & sein starker wille ermöglichen