Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4 NICHT AUFGEPASST 37<br />
als ich vor einer knappen stunde hier war, um einzukaufen.<br />
“j’ai eu avec moi quelque chose, monsieur, un livre ou quelque chose?“ er<br />
bleibt ruhig, wirkt gelangweilt. “mais non, monsieur, vous n’aviez que le sac,<br />
monsieur.“<br />
wie ein kleiner pinscher belle ich ihn an. meine st<strong>im</strong>me wird hell & brüchig.<br />
“mais, un livre, j’avais avec moi un livre!“ er schaut über mich hinweg, als wäre<br />
ich nicht da. “non, non, monsieur, seulement le sac.“<br />
scheiße, ich idiot hab das manuskript <strong>im</strong> minivan liegen gelassen, oder täusche<br />
ich mich, war ich zuerst in der fährlinie oder zuerst <strong>im</strong> reisebüro, scheiße, ich<br />
altes arschloch, ich vollidiot, so saudumm darf einfach kein mensch sein, der<br />
sich vorn<strong>im</strong>mt, ein paar zeilen aufzuschreiben. das reisebüro ist zu, das büro der<br />
fährlinie leer, bis auf einen typen, der putzt & freundlicherweise den laden <strong>im</strong><br />
halbdunkel absucht. nix, kein buch. ich idiot, ich dünnbrettbohrer, das buch, ich<br />
hatte es <strong>im</strong> minivan als sitzunterlage benutzt, weil die ladefläche so scheiß hart<br />
war, & ich dachte noch, du mußt das buch nachher mitnehmen, vergiß das buch<br />
nicht. ich zähle mein bares nach, scheiße, ganze 11 ff 90. der bus p-à-p gosier, wo<br />
der kreditautomat der post möglicherweise meine karte akzeptiert, kostet 6 ff. ich<br />
laufe zum office du tourisme & versuche dort mein glück.<br />
“madame, j’ai un problème.“ rufe ich noch in der türe & erkläre in einer<br />
französisch klingenden sprache umständlich meine geschichte.<br />
“mais je ne sais pas ce que je peut faire pour vous monsieur.“, sagt eine 40jähri-<br />
ge hinter dem teuren holztresen <strong>im</strong> gut gekühlten büro aus ihrer touristikuniform.<br />
ihre dunkelblaue melone ist mit einem goldrand verziert. “un moment ...“ sie hebt<br />
den hörer eines telefons ab, um einen standardspruch über die fährverbindungen<br />
wie vom band runterzuleiern. sie rückt die melone zurecht & wendet sich wieder<br />
an mich.<br />
“oui, je ne sais pas!“ ich erkläre ihr, daß die jungs aus dem minivan einen pro-<br />
spekt verteilt haben für ein möbelhaus, & mache mich selbst auf die suche nach<br />
dem papier. 3 straßen weiter an der rue achille renè boisneuf finde ich einen möbel-<br />
laden & erzähle von meinem unglück. ein verkäufer zeigt mir einen prospekt. das<br />
könnte er sein, das gelb & der blaue rand. wann kam der hier rein, kam der heute<br />
an, ne, ne, der ist schon eine woche alt. ich schnappe mir das faltblatt & laufe<br />
die strecke zurück zum hafen, am markt vorbei zum tourismusbüro.