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2 IM DOMINO-VERKEHR 19<br />
kein wasser, <strong>im</strong> vergaser sprit, die benzinpumpe spritzt, an den kerzen feuer, &<br />
der chevi will nicht mehr.<br />
“wir werden ihm mehr sprit geben.“ sagt der fahrer. der professor kennt sich<br />
aus “dazu muß der schw<strong>im</strong>mer runter.“ “wie runter? eingebaut oder ausgebaut?“<br />
die frauen & ich verstehen nix von alten autos, & wir holen uns das süße caña,<br />
das zu dieser jahreszeit & nach einhelliger männermeinung theoretisch weder reif<br />
noch süß sein dürfte. wir probieren mit frauenverstand vom mannshohen gras.<br />
probieren geht über studieren. wir schneiden eine elle ab & schlagen sie auf dem<br />
asphalt weich. der zucker verfärbt sich nach dem kauen sofort in helles gelbgrün<br />
& macht satt & zufrieden.<br />
“wenn der schw<strong>im</strong>mer – ne, halt,“ der professor überlegt ein weilchen & fährt<br />
dann fort “ wenn die nadel runter soll, um die düse freizugeben, dann muß<br />
der schw<strong>im</strong>mer richtung düse, damit nachher be<strong>im</strong> fluten relativ gesehen ...“<br />
“der schw<strong>im</strong>mer muß runter!“ “ja, aber chauffeur, der schw<strong>im</strong>mer schließt dafür<br />
früher.“ “ok, professor, wir probieren deine version.“ “also theoretisch gesehen,<br />
wenn der schw<strong>im</strong>mer, also wenn die nadel tiefer soll, eh, wenn also zu wenig sprit<br />
kommt, & wir wollen mehr sprit, ehm, dann muß also, der schw<strong>im</strong>mer regelt ja die<br />
spritzufuhr, & du machst ihn hoch & dann öffnet ja die spritzufuhr viel später.“<br />
“ok prof, wir probierens.“<br />
der prof hatte in der einstmaligen udssr <strong>im</strong> einstmaligen leningrad maschi-<br />
nenbau studiert & kannte den winter. er liebte den schnee & kannte die zone, &<br />
er war universitätsprofessor für werkzeugbau oder sowas.<br />
ich selbst bin kein echter praktiker, nur wenn es sein muß, oder in der liebe<br />
oder der musik. da macht es nix. & die theorie ist <strong>im</strong>mer, oder fast <strong>im</strong>mer rein &<br />
unverfälscht. etwas ist so lange ein problem, bis jemand mit einer lösung kommt<br />
oder zeigt, daß es keine lösung geben kann. dann wird die frage neu gestellt oder<br />
einfach vergessen. die praxis kennt keine unlösbaren probleme, außer dem sowieso<br />
zu kurzen leben selbst, das <strong>im</strong>mer tödlich endet.<br />
in der praxis muß die nadel rauf & nicht runter, was wir später durch pro-<br />
bieren rausfanden. wir rollen mit dem neuen einlauf nochmals 4 km weiter, & es<br />
ist schon wieder ein klausbunter sonnenuntergang vorbei, mit wilden wolken in<br />
türkis, orange, grün & violet. wir rollen diesmal bis in ein kleines dorf, das die<br />
gesamte nacht ohne licht sein wird. auf dem stockfinsteren, weiträumigen schot-