Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
23 SANDSTRAND 148<br />
ich am strand vor den lautstark sch<strong>im</strong>pfenden rentnern & spürte die aufregung<br />
der 2 alten, liebestrunkenen argentinier. bei diesem trickdiebstahl war lediglich<br />
meine tasche mit den geliebten aufzeichnungen, der adresse von maina in la ha-<br />
bana & ein paar cruceiros weg gekommen, die jedem bettelarmen carioca einen<br />
sorgenfreien tag ermöglichten. die alten hatten den vermeintlichen dieb gestellt.<br />
es war ein armer, dürrer, schwarzer stecken.<br />
“moço, moço, eu não quero ver a polícia, não <strong>im</strong>porta a borsa.“ sage ich &<br />
versuche portugiesisch zu klingen. “mais tem um livro & uma chave, tem um livro<br />
escrito a mão que <strong>im</strong>porta. vocé conhece a gente que rubou?“ “não, conheço não.“<br />
natürlich wußte der 2te mann von nix & hatte weder was gesehen noch was ahnen<br />
können, als er rein zufällig hier am strand vorbeikam, um das alte paar, genau wie<br />
ich, danach zu fragen, die armselige, fragwürdige habe für kurze zeit, während er<br />
ein bad nehmen würde, was freilich nie zustande kam, zu beaufsichtigen, & die<br />
sachen doch bitte, ich bitte sie, nehmen sie schon, mal kurz zu bewachen.<br />
“die tasche ist weg. der hat uns angesprochen, & weg war sie.“ die beiden<br />
alten deuten auf den schwarzen wie auf einen aussätzigen. ich versuche, sie zu<br />
beruhigen.<br />
“o.k., o.k., kann schon mal passieren, an der copacabana, kein problem.“ “tut<br />
uns leid, tut uns außerordentlich leid, wir fühlen uns schuldig, wir haben nur kurz<br />
mit ihm gesprochen, dem da, dem schwarzen, & weg war die tasche.“ die beiden<br />
fuchteln noch <strong>im</strong>mer wild & sinnlos in der gischterfüllten abenddämmerung mit<br />
allen 4 armen aufgeregt gestikulierend durch die luft.<br />
ich habe ein wenig mitleid mit den beiden, die am letzten tag ihres urlaubs in<br />
rio de janeiro bestohlen wurden, ohne daß ihnen was abhanden gekommen war,<br />
außer ihrer unschuld & rechtschaffenheit. ich schlüpfe in meine badesandalen &<br />
wir laufen zu dritt die 2 blocks zu dona eusa. die alten sind argentinier, toll,<br />
porteños, toll, ich habe einen bruder in buenos aires, ach was, sie kennen die<br />
stiftung, nein, nein, das macht nix, es war nicht wertvoll, nur eine tasche & ein<br />
schlüssel & ein paar handgeschriebene geschichten, nein, nein, na klar, ich habe<br />
kopien von den aufzeichnungen & einen 2ten schlüssel gibt es noch. während mir<br />
der alte einen 4tel dollar in form von einem bündel einhe<strong>im</strong>ischer essensmarken in<br />
die knappe bekleidung steckt, überqueren wir die rua atlantico & laufen bis zum<br />
haus meiner z<strong>im</strong>merwirtin. vor einer bar stehend warten wir bei einem cafezinho