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Einführung<br />
Wichtiger als der Eintrittszeitpunkt ist aber eine andere Erkenntnis, die dieses Szenario<br />
nahelegt: Aus heutiger Sicht ist das <strong>Lernen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Notebooks</strong> der Ansatz für die Entwicklung<br />
des Lehrens und <strong>Lernen</strong>s, der einem solchen Szenario am ehesten entspricht.<br />
II. Analyse: <strong>Lernen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Notebooks</strong> in der Lernwerkstatt<br />
Wir gehen davon aus, dass dieses Szenario technologisch plausibel ist. Dafür lassen sich<br />
vielfältige Indikatoren in der heutigen Entwicklung von Hardware und Software finden. Ob-<br />
wohl es sehr spannend sein kann, diese neuen Technologien (wie z. B. das Mindnet als<br />
assoziativer Datenspeicher, die Agententechnologie oder die verschiedenen Verfahren zur<br />
computerunterstützten Kompetenz-diagnose und viele andere mehr) auf dem Hintergrund<br />
des E-Learning zu analysieren, muss hier aus Zeit- und Platzgründen darauf verzichtet<br />
werden. Ich möchte mich an dieser Stelle <strong>mit</strong> der anderen zentralen Frage auseinanderset-<br />
zen: Ist die in diesem Szenario skizzierte Entwicklung pädagogisch fruchtbar und also<br />
wünschenswert?<br />
Maßstab der Bewertung ist die Überlegung, ob durch das persönliche Werkzeug für jeder-<br />
manns <strong>Lernen</strong> eine Chance besteht, heutige Unzulänglichkeiten (siehe Pisa) zu überwin-<br />
den und Produktivitätspotentiale für das <strong>Lernen</strong> zu erschließen.<br />
Ausgangspunkt der Analyse kann dabei nur das sein, was wir heute über das <strong>Lernen</strong> - über<br />
sinnvolles <strong>Lernen</strong> (!) - wissen.<br />
Das führt uns un<strong>mit</strong>telbar zur pädagogischen Kernfrage: Wie funktioniert eigentlich das<br />
<strong>Lernen</strong>?<br />
Je mehr wir uns auf diese Frage intensiv einlassen, um so deutlicher wird, dass gesicherte<br />
Antworten und darauf basierende zukunftsgeeignete Konzepte nur begrenzt zur Verfügung<br />
stehen. Von einem Konsens bei der Beantwortung dieser Frage kann nicht ausgegangen<br />
werden. Viele wichtige Anregungen für ein erweitertes Verständnis der menschlichen Lern-<br />
prozesse haben wir in den letzten Jahren aus der Auseinandersetzung <strong>mit</strong> der konstrukti-<br />
vistischen Erkenntnistheorie und aus der Gehirnforschung erhalten. Darauf möchte ich<br />
mich nachfolgend beziehen.<br />
Aus der Neurobiologie wissen wir: Das Gehirn des Menschen ist nicht in erster Linie ein<br />
Wissensspeicher sondern ein Erfahrungsspeicher. Wir lernen aus unseren Erfahrungen.<br />
Erfahrung – Lebenserfahrung, Know-how und Handlungskompetenz – das ist es, was jun-<br />
ge Menschen als Ergebnis ihrer Bildungsprozesse vor allem brauchen. Den Erwerb von<br />
Erfahrung kann man in geeigneten Lernarrangements ermöglichen. Persönliche Erfahrung<br />
– und darauf kommt es an – lässt sich aber nicht durch Belehrung ver<strong>mit</strong>teln. Und wir kön-<br />
nen aus den Ergebnissen der Gehirnforschung auch folgern, dass jeder Mensch die ge-<br />
wonnenen Erfahrungen auf seine eigene Weise verarbeitet. Er oder sie entwickelt individu-<br />
elle Konstruktionen über die Wirklichkeit. So entsteht die je persönliche komplexe Sicht auf<br />
unsere Welt. Wir können festhalten: <strong>Lernen</strong> ist ein höchst individueller Vorgang.<br />
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