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Sicherung des pädagogischen Mehrwerts<br />
ansonsten ist es gar nicht zu umgehen, dass man wegkommt vom Unterricht im lehrerge-<br />
führten Gleichschritt. „<strong>Notebooks</strong> im Schulranzen“ führen nicht nur zwangsläufig zu einer<br />
Diskussion über pädagogische Konzepte, sondern erzwingen ebenso schulorganisatori-<br />
sche und unterrichtsorganisatorische Veränderungen.<br />
Zumutung oder Entlastung<br />
Mit „<strong>Notebooks</strong> im Schulranzen“ ist nur auf den ersten Blick eine weitere Zumutung für<br />
Lehrkräfte verbunden. Nach Baumert, dem Chef des deutschen PISA-Konsortiums, besteht<br />
die eigentliche Herausforderung der PISA-Studie darin, „Unterrichtsskripte zur Routine<br />
werden zu lassen, die psychisch entlastender, ökonomischer rhythmisiert und weniger kon-<br />
vergent sind und Freiheiten geben, um <strong>mit</strong> heterogenen Lernvoraussetzungen ohne äußere<br />
Differenzierung intelligent umzugehen.“ 8<br />
Die systematische Einbeziehung von Multimedia und Internet in den Unterricht käme dieser<br />
Veränderung der „Unterrichtsskripte“ entgegen. Die eigentliche Zumutung liegt darin, dass<br />
man unter Bezug auf die Neuen Medien eine neue Lernkultur einfordert, den Schulen die<br />
dafür benötigte technische Ausstattung aber nicht zur Verfügung stellt. Wie soll man eigent-<br />
lich Lernarrangements, die der Forderung nach Problemorientierung, Selbsttätigkeit, Ko-<br />
operation, Ver<strong>mit</strong>tlung von Medienkompetenz entsprechen, <strong>mit</strong> einem einzigen Internetar-<br />
beitplatz im Klassenzimmer realisieren.<br />
Schlussbemerkung<br />
Wäre ein Projekt wie „1000mal1000 – <strong>Notebooks</strong> im Schulranzen“ ausschließlich pädago-<br />
gisch begründet, gäbe es wohl kaum Chancen der Realisierung. Eine zeitgemäße Ausstat-<br />
tung von Schulen ist auf Dauer bei den kurzen Reinvestitionszyklen nur zu finanzieren,<br />
wenn der Schulträger für die schulische Infrastruktur verantwortlich ist und das Notebook<br />
als individuelles Lern- und Arbeits<strong>mit</strong>tel privat finanziert wird. Alle Berechnungen, was es<br />
kosten würde, Schulen pädagogisch optimal <strong>mit</strong> Multimedia und Internet auszustatten, füh-<br />
ren zu finanziellen Belastungen der öffentlichen Haushalte, die nicht nur im Augenblick<br />
völlig unrealistisch sind. Auch die Vorstellung, dass alle Klassenzimmer einer Schule <strong>mit</strong><br />
wuchtigen 17“-Monitoren und Desktops vollgestellt sind, erzwingt das Ende der kalkulierten<br />
„optimalen Ausstattung“. Andererseits besteht die Notwendigkeit, allen Jugendlichen die<br />
Lern- und Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, die ihnen eine angemessene<br />
Vorbereitung auf das Leben und Arbeiten in der Wissensgesellschaft ermöglichen.<br />
Geht man davon aus, dass zunehmend der eigene Computer für die Masse der Jugendli-<br />
chen zur Selbstverständlichkeit wird, bietet das eigene Notebook, nutzbar in Schule und<br />
8 Interview <strong>mit</strong> Jürgen Baumert: Intelligenter Umgang <strong>mit</strong> Heterogenität, in: E & W 1/2002, S. 25<br />
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