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Einführung<br />
Belehrung, Stoffver<strong>mit</strong>tlung, der Wissenstransfer 1:1 – solche lehrerzentrierten pädagogi-<br />
schen Aktivitäten stoßen aus genau diesem Grund schnell an die Grenzen ihrer Wirksam-<br />
keit. Auf diese Weise können wir Älteren - als Erziehende oder als Lehrer - unsere Kinder<br />
bei der Entfaltung ihrer Individualität und bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit nur sehr<br />
begrenzt fördern. Fremdes Wissen (i. w. S.) kann ein Angebot und eine Hilfe für das Ler-<br />
nen sein. Der Zwang, solches Wissen aufnehmen zu müssen, schult überwiegend nur das<br />
Kurzzeitgedächtnis. Solcher Wissensstoff fällt – wenn er nicht wirklich interessiert und ak-<br />
tuell gebraucht wird, wenn er also nicht individuell relevant ist - nach der nächsten Prüfung<br />
in der Regel dem baldigen Vergessen anheim. Wie viel Lebenszeit unserer Kinder vergeu-<br />
den wir <strong>mit</strong> Wissensver<strong>mit</strong>tlung, gerade dann, wenn ihr Gehirne besonders erfahrungs-<br />
hungrig sind?<br />
Nicht zuletzt angesichts der Ergebnisse, die uns Pisa geliefert hat, sollten wir uns ernsthaft<br />
fragen, wie zukunftsfähig manche unserer Schulen tatsächlich noch sind<br />
�� <strong>mit</strong> dem traditionellen Unterricht im 45-Minuten Takt, bei 4 bis 6 Fächern und Leh-<br />
rerwechseln an einem Unterrichtstag;<br />
�� <strong>mit</strong> immer noch überwiegend lehrerzentrierten Unterrichtsmethoden, die auf Wis-<br />
sensver<strong>mit</strong>tlung zielen und ihre faktische Bedeutung aus der nächsten Klassenar-<br />
beit oder Prüfung beziehen;<br />
�� <strong>mit</strong> der häufigen Beschränkung des <strong>Lernen</strong>s auf den einen Ort, das geschlossene<br />
Klassenzimmer;<br />
�� <strong>mit</strong> Lehrplänen, die nur geringe Spielräume für individuelle Lerninteressen lassen.<br />
Wir geben im Jahr etwa 100 Milliarden Euro für die Schulen in unserem Land aus. Eine<br />
effektivere Verwendung dieser Ressourcen kann gelingen, wenn wir die Lernkultur in unse-<br />
ren Bildungseinrichtungen so verändern, dass eine höhere Produktivität für den einzelnen,<br />
wie für die Gesellschaft insgesamt entsteht.<br />
Meine Ausgangsfrage lässt sich auf diesem Hintergrund präzisieren: Was kann in einem<br />
veränderten Verständnis von Erfahrungs-orientiertem individuellem <strong>Lernen</strong> der Computer<br />
als ein persönliches Lernwerkzeug leisten?<br />
1. Das persönliche Lernwerkzeug kann all den vielfältigen Lernstoff, in anschaulich multi-<br />
medialer Form aufnehmen, der bisher im Gehirn abgelagert werden sollte. (Das Motto da-<br />
für könnte lauten: ‘Free your brain for thinking!’) Dieses umfangreiche Angebot an gültigem<br />
Wissen unserer Zeit kann der <strong>Lernen</strong>de sich immer wieder ansehen, wenn er es will. Man<br />
kann den Wissensbestand beliebig erweitern und kann ihn aktiv einbeziehen, wenn man<br />
ihn braucht.<br />
2. Auf dem persönlichen Lernwerkzeug könnten Inhaltsstrukturen zur Verfügung gestellt<br />
werden, <strong>mit</strong> deren Hilfe sein Nutzer das eigene erfahrungsbezogene Wissen ordnen und<br />
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