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Wo bleiben die Konzepte?<br />
Sicherung des pädagogischen Mehrwerts<br />
Wer nicht über den Mangel an schulgeeigneter Lernsoftware klagt, fordert die Entwicklung<br />
pädagogischer Konzepte, bevor man den Schritt zum „Notebook im Schulranzen“ ernsthaft<br />
wagen könne. Vordergründig kann man sich dabei auf das Schlagwort von der „Neuen<br />
Lernkultur“ beziehen. Geflissentlich übersieht man dabei, dass die Forderung nach Abkehr<br />
vom Frontalunterricht auf eine Lernkultur hinausläuft, wie sie seit der Reformpädagogik in<br />
einzelnen Schulen oder von einzelnen Lehrkräften bereits praktiziert wird. Neu sind die<br />
zusätzlichen Begründungen für diese Forderung nach einer „Neuen Lernkultur“. Sie erge-<br />
ben sich aus der Perspektive der Wissensgesellschaft, aus konstruktivistischen Lerntheo-<br />
rien, die sich auf Ergebnisse der Hirnforschung stützen können, und aus den Arbeitsplatz-<br />
anforderungen für „Wissensarbeiter“.<br />
„Mit dem richtigen Einsatz des Mediums Computer im Unterricht kann ein Grad des diffe-<br />
renzierten Unterrichtes erreicht werden, von dem die Reformpädagogik nur träumen kann.<br />
Durch den Einsatz von neuen Medien wird selbstgesteuertes <strong>Lernen</strong> für Schüler und Schü-<br />
lerinnen in großem Umfang möglich.“ 7 Es mag sein, dass diese Feststellung der derzeiti-<br />
gen Bundeselternratsvorsitzenden unter Lehrkräften noch nicht konsensfähig ist, ernsthaft<br />
in Frage stellen kann man sie jedoch nicht. Dafür gibt es zu viele Erfahrungsberichte, die<br />
dies bestätigen. Neu an der „Neuen Lernkultur“ sind nicht die da<strong>mit</strong> verbundenen pädago-<br />
gischen Konzepte, sondern die Tatsache, dass die Forderung nach dieser Lernkultur nicht<br />
nur in pädagogischen Diskussionszirkeln erhoben wird, sondern aus der Gesellschaft her-<br />
aus an Schule herangetragen wird. Aus der pädagogischen Kür wird eine gesellschaftliche<br />
Pflichtaufgabe.<br />
Dass Schule hier nicht auf neue Konzepte warten muss, ließe sich sehr schnell am Thema<br />
Schreibdidaktik, Fremdensprachen, Erkunde und anderen Fächern nachweisen.<br />
Technische Investitionen befördern pädagogische Innovationen<br />
Wer die „neue Lernkultur“ will, sollte nicht noch mehr gelungene Unterrichtsbeispiele und<br />
pädagogische Konzepte einfordern - die seit der Reformpädagogik schon vorliegen - son-<br />
dern Fakten schaffen. Man kann pädagogische Innovationen auch durch technische Inves-<br />
titionen erzwingen: Um den Computerarbeitsraum kann man einen großen Bogen machen,<br />
am „Notebook im Schulranzen“ kommt niemand vorbei. Die Lehrerzentrierung des Frontal-<br />
unterrichts lässt sich bei „<strong>Notebooks</strong> im Schulranzen“ nur über pädagogische (Zwangs-<br />
)Netze, die die Kontrolle über Tastaturen und Bildschirme ermöglichen, wiederherstellen,<br />
7 Zitiert nach Renate Hendricks: Vorsitzende des Bundeselternrates: Chancengleichheit benötigt neue<br />
Medien Potsdamer Fachkongress zur Bildungspolitik und zur Geschlechterpolitik - Chancengleichheit,<br />
Leitbegriff für Politik und Gesellschaft im 21. Jahrhundert, Potsdam, 11.-13. November 1999<br />
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