Gewalt und Zwang in der stationären Psychiatrie - Aktion Psychisch ...
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Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die Reduzierung von <strong>Gewalt</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Zwang</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er psychiatrischen Abteilung<br />
Hans-Georg Gerber<br />
Die psychiatrische Praxis sche<strong>in</strong>t ohne Anwendung von <strong>Zwang</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> nicht<br />
auszukommen. Die folgende Darstellung über die Arbeitsweise e<strong>in</strong>er psychiatrischen<br />
Abteilung an e<strong>in</strong>em Allgeme<strong>in</strong>krankenhaus soll <strong>und</strong> kann diese Gr<strong>und</strong>satzfrage<br />
nicht abschließend beantworten. Vielmehr soll versucht werden, möglichst<br />
ohne allzu große ideologische Verhaftung, Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zu beschreiben,<br />
mit denen Anwendung von <strong>Zwang</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> zum<strong>in</strong>dest reduziert<br />
werden kann. Dabei geht <strong>der</strong> Autor davon aus, daß die Vermeidung von <strong>Zwang</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> e<strong>in</strong> wichtiges Ziel, die größtmögliche Reduzierung e<strong>in</strong>e Pflichtaufgabe<br />
für im psychiatrischen Feld Tätige darstellt.<br />
Die im Referat mitgeteilten Daten <strong>und</strong> Me<strong>in</strong>ungen gründen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erfahrung aus<br />
<strong>der</strong> praktischen Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er psychiatrischen Universitätskl<strong>in</strong>ik mit offenen <strong>und</strong><br />
geschlossenen Stationen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zunächst differenziert <strong>und</strong> spezialisiert arbeitenden<br />
Landeskrankenhaus <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>zwischen mehr als dreie<strong>in</strong>halb Jahre<br />
dauernden Tätigkeit e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>denahen psychiatrischen Abteilung.<br />
Die psychiatrische Abteilung des Ev. Fliedner-Krankenhauses <strong>in</strong> Neunkirchen<br />
hat im Zusammenhang mit den Strukturverän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> psychiatrischen Landschaft<br />
im Saarland den Pflichtversorgungsauftrag für den Landkreis Neunkirchen<br />
mit r<strong>und</strong> 150.000 E<strong>in</strong>wohner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>wohnern im Januar 1994 übernommen.<br />
Die Abteilung hält 80 Betten, 15 Tageskl<strong>in</strong>ikplätze <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Institutsambulanz<br />
vor. Der Abteilung angeschlossen ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> räumlicher Nähe bef<strong>in</strong>dliche<br />
Tagesstätte, das Café Theodor. Neben <strong>der</strong> psychiatrischen Abteilung bef<strong>in</strong>det<br />
sich e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternistische Abteilung mit 65 Betten am Ev. Fliedner-Krankenhaus.<br />
Früher dort vorhandene weitere somatische Fächer wurden im Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Bettenreduktion im Saarland geschlossen.<br />
Wesentliche strukturelle Merkmale <strong>der</strong> psychiatrischen Abteilung lassen sich<br />
schlagwortartig darstellen.<br />
– Geme<strong>in</strong>denähe<br />
– Anb<strong>in</strong>dung an e<strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>krankenhaus<br />
– gemischte Stationen (Geschlecht, Alter, Diagnosen, Krankheitsstadien)<br />
– gr<strong>und</strong>sätzlich Stationen mit offenen Türen<br />
Konkret bedeutet dies, dem Sektorpr<strong>in</strong>zip folgend, daß <strong>der</strong> Wohnort <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten die Zuordnung zur jeweiligen Station festlegt.<br />
Vollversorgung wird <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>n betrieben, daß alle Patienten des Sektors ohne<br />
Selektion aufgenommen werden; auf den offenen Stationen auch Unterbr<strong>in</strong>gungen<br />
im Rahmen des Betreuungsgesetzes bzw. Unterbr<strong>in</strong>gungsgesetzes durch-<br />
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