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Gewalt und Zwang in der stationären Psychiatrie - Aktion Psychisch ...

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2.1 Reduzierung von <strong>Zwang</strong>se<strong>in</strong>weisungen<br />

Daß <strong>Zwang</strong>se<strong>in</strong>weisungen per def<strong>in</strong>itionem e<strong>in</strong>en gewaltsamen E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die<br />

Autonomie des E<strong>in</strong>zelnen darstellen, steht außer Frage; ebenfalls wird deutlich,<br />

daß sie e<strong>in</strong>e denkbar ungünstige Voraussetzung für den Aufbau e<strong>in</strong>er therapeutischen<br />

Beziehung darstellen. E<strong>in</strong>e differenzierte Darstellung des Problemfeldes<br />

f<strong>in</strong>det sich bei BRUNS (1997).<br />

Um hier e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legende Entspannung zu erreichen, sche<strong>in</strong>t die Senkung<br />

<strong>der</strong> <strong>Zwang</strong>se<strong>in</strong>weisungsquote e<strong>in</strong> wesentliches Ziel. Der aktuelle Trend zeigt<br />

allerd<strong>in</strong>gs auf, daß e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlicher Anstieg dieser Quote zu verzeichnen ist<br />

(vgl. CREFELD 1997). Der stetige Kontakt zu RichterInnen, BetreuerInnen,<br />

dem Sozialpsychiatrischen Dienst, dem Ordnungsamt sowie zu weiteren ambulanten<br />

behandelnden Institutionen <strong>und</strong> FachärztInnen kann durchaus dazu<br />

genutzt werden, das Ziel verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter <strong>Zwang</strong>se<strong>in</strong>weisungen geme<strong>in</strong>sam zu<br />

def<strong>in</strong>ieren <strong>und</strong> auch zu realisieren – dies belegt die äußerst günstig abweichende<br />

Quote für Herne, die im Mittel <strong>der</strong> letzten Jahre gut 3% beträgt. Für die<br />

Quote <strong>der</strong> Unterbr<strong>in</strong>gungen nach Psych-KG <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

je 1000 E<strong>in</strong>wohner) gilt, daß Herne – geme<strong>in</strong>sam mit dem Landkreis<br />

Höxter – mit ca. 0,2 am absolut unteren Ende zu f<strong>in</strong>den ist <strong>und</strong> von an<strong>der</strong>en<br />

Regionen im selben B<strong>und</strong>esland um das zehnfache übertroffen wird (vgl. ebd.<br />

1997).<br />

Gleichzeitig leitet sie zu unserem nächsten Punkt über, <strong>der</strong> sich mit e<strong>in</strong>em möglichst<br />

entspannten <strong>und</strong> demnach gewaltvermeidenden Aufnahmesett<strong>in</strong>g befaßt.<br />

2.2 Öffentlichkeit <strong>und</strong> Normalität als Leitmotive <strong>der</strong> Stationsgestaltung<br />

Um Öffentlichkeit <strong>und</strong> Bewegung, Aktivierung <strong>und</strong> außerstationäre Aufenthalte<br />

zu för<strong>der</strong>n, <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> Stationsklima <strong>der</strong> Selbständigkeit <strong>und</strong> Eigenverantwortung<br />

zu <strong>in</strong>itiieren, das zudem möglichst entspannt ist, sche<strong>in</strong>en uns die heterogene<br />

Belegung <strong>der</strong> Stationen sowie die offene Stationstür unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzung.<br />

Die „durchmischte“ Belegung von psychiatrischen Stationen mit Menschen –<br />

unabhängig von <strong>der</strong>en Krankheitsbild, <strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> Bee<strong>in</strong>trächtigung, sozioökonomischem<br />

Status, Geschlecht, Alter, Dauer des Aufenthaltes usw. – zeigt <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> langjährigen Erfahrung folgende nachhaltige Vorteile (vgl. z.B. KRISOR 1995,<br />

PHILIPPZEN 1997, WERNER 1997):<br />

– Die Fokussierung auf spezifische psychopathologische Phänomene <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Selbst- <strong>und</strong> Fremdwahrnehmung <strong>der</strong> PatientInnen wird aufgeweicht <strong>und</strong> bietet<br />

hervorragende Anknüpfpunkte für e<strong>in</strong>e ressourcenorientierte psychiatrische<br />

Arbeit.<br />

– Die verr<strong>in</strong>gerte Ballung beson<strong>der</strong>s auffälliger psychopathologischer Phänomene<br />

gegenüber spezialisierten (Aufnahme-Stationen) führt zu e<strong>in</strong>em deutlich<br />

entspannteren Stationsklima, das <strong>Gewalt</strong>vorkommnisse m<strong>in</strong>imiert <strong>und</strong><br />

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