Gewalt und Zwang in der stationären Psychiatrie - Aktion Psychisch ...
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ung – e<strong>in</strong> bisweilen erschütterndes Bild uns<strong>in</strong>niger Regelwerke liefern (vgl.<br />
PFANNKUCH 1997). In diesem Zusammenhang ist zu betonen, daß e<strong>in</strong> Übertreten<br />
von Regeln immer den Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er bereits gebahnten <strong>Gewalt</strong>spirale <strong>in</strong>itiieren<br />
kann, häufig auch <strong>in</strong>itiiert. Daher ist gerade dieser sensible Bereich von<br />
Hausordnungen <strong>und</strong> Behandlungsverträgen auf jegliche provozierende Elemente,<br />
die Regelübertretungen begünstigen, zu prüfen.<br />
3. <strong>Gewalt</strong>vermeidung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong><br />
Das Zusammenspiel <strong>und</strong> den synergetischen Effekt von Haltungen, <strong>in</strong>stitutionellen<br />
Strukturen, fachlichen Qualitätsstandards, aber auch ethischen Pr<strong>in</strong>zipien<br />
im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong>vermeidung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong> veranschaulicht das<br />
obenstehende Schema: „<strong>Gewalt</strong>vermeidung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong>“ (siehe Abb. 2).<br />
4. <strong>Gewalt</strong>aufkommen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Herner Geme<strong>in</strong>depsychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik<br />
Nachdem <strong>in</strong> früheren Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Herner Geme<strong>in</strong>depsychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik von<br />
PatientInnen ausgehendes wie gegen sie gerichtetes gewalttätiges Verhalten sehr<br />
selten war (beson<strong>der</strong>s erfreulich waren die Jahre 1985: E<strong>in</strong> Patient wurde e<strong>in</strong><br />
St<strong>und</strong>e lang „fixiert“ <strong>und</strong> 1986: Ke<strong>in</strong>e sogenannte „Fixierung“, bei jeweils ca. 1.000<br />
Neuaufnahmen jährlich), kam es im Laufe des Jahres 1990 zu e<strong>in</strong>em deutlichen<br />
Anstieg aggressiven Verhaltens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik; <strong>in</strong> diesem Zusammenhang dokumentierten<br />
wir seit diesem Zeitpunkt sämtliche Vorkommnisse, bei denen im weitesten<br />
S<strong>in</strong>ne <strong>Gewalt</strong> gegen Personen o<strong>der</strong> Sachen ausgeübt wurde.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e zu Beg<strong>in</strong>n dieser Dokumentation waren wir erstaunt, <strong>in</strong> welchem<br />
Maße subjektive Bewertungen <strong>der</strong> beteiligten Professionellen <strong>in</strong> die Datenerhebung<br />
e<strong>in</strong>flossen <strong>und</strong> sie fast unmöglich machten; schließlich e<strong>in</strong>igten sich die<br />
beteiligten ÄrztInnen <strong>und</strong> PsychologInnen, daß auch re<strong>in</strong> verbale Drohungen<br />
<strong>und</strong> „angespannte“ Situationen, <strong>in</strong> denen es nicht zu Tätlichkeiten kam, die aber<br />
die beteiligten MitarbeiterInnen e<strong>in</strong>e aggressive Eskalation befürchten ließen,<br />
auch erfaßt werden sollten; die Aufgabe, jedem Vorfall akribisch nachzugehen<br />
<strong>und</strong> ihn entsprechend bei beteiligten PatientInnen, evtl. dem diensthabenden<br />
Arzt <strong>der</strong> vorangegangenen Nacht, bei MitpatientInnen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nachtschwester<br />
zu recherchieren <strong>und</strong> schließlich zusammenfassend zu dokumentieren, wurde<br />
schließlich <strong>in</strong> die Verantwortlichkeit <strong>der</strong> jeweiligen Stationsleitung (Arzt/Ärzt<strong>in</strong>,<br />
PsychologIn) gegeben; unter diesem Modus konnte die „Dunkelziffer“, so hoffen<br />
wir, relativ ger<strong>in</strong>g gehalten werden.<br />
Generell gilt es sicherlich zu berücksichtigen, daß sich bei Aussagen zu Häufigkeiten<br />
<strong>und</strong> Dauer von <strong>Zwang</strong>smaßnahmen erhebliche Abweichungen <strong>in</strong> den<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen vorliegen<strong>der</strong> empirischer Dokumentationen <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Kl<strong>in</strong>iken f<strong>in</strong>den; so s<strong>in</strong>d z.B. Fragen <strong>der</strong> Pflichtversorgung, des therapeutischen<br />
Angebotes, <strong>der</strong> vorliegenden <strong>Gewalt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Zwang</strong>sdef<strong>in</strong>itionen, <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />
<strong>der</strong> NutzerInnen, aber auch des Dokumentationsverfahrens zu<br />
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