Gewalt und Zwang in der stationären Psychiatrie - Aktion Psychisch ...
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Abb. 2<br />
Gruppe <strong>der</strong> fürsorglich Zurückgehaltenen mit e<strong>in</strong>em Jahrgang unserer Patient<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Patienten von 95/96 verglichen (N=1644 Aufnahmen). Die Verteilung<br />
<strong>der</strong> Diagnosen unter den fürsorglich Zurückgehaltenen weicht von <strong>der</strong> Vergleichsgruppe<br />
<strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht ab: Suchtkranke <strong>und</strong> Depressive s<strong>in</strong>d unterrepräsentiert,<br />
Schizophrene nahezu doppelt so häufig vertreten wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergleichsgruppe<br />
(vgl. Abbildung 2). Die fürsorglich Zurückgehaltenen haben e<strong>in</strong>en höheren<br />
Anteil an unter 40-jährigen, sie weisen weniger Krankheitsepisoden auf. Immerh<strong>in</strong><br />
76% waren aber bereits früher <strong>in</strong> stationärer psychiatrischer Behandlung,<br />
nur 26% wurden (nach eigenen Angaben) bereits früher e<strong>in</strong>mal fürsorglich zurückgehalten.<br />
84% <strong>der</strong> Zurückhaltungen wurden von den behandelnden Ärzt<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Ärzten mit Selbstgefährdung <strong>der</strong> Patienten, 13% mit Fremdgefährdung<br />
begründet. In 3% wurde ke<strong>in</strong>e dieser Begründungen angegeben.<br />
Nur 54% <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten wurden bereits am ersten Tag <strong>der</strong> <strong>stationären</strong><br />
Behandlung fürsorglich zurückgehalten, bei <strong>in</strong>sgesamt 15% kam es erst<br />
nach 6 o<strong>der</strong> mehr Tagen zur fürsorglichen Zurückhaltung (vgl. Abbildung 3a).<br />
Die Dauer <strong>der</strong> Zurückhaltung betrug nur bei 23% mehr als 30 St<strong>und</strong>en (vgl.<br />
Abbildung 3b). Während ihres <strong>stationären</strong> Aufenthaltes erhielten die fürsorglich<br />
zurückgehaltenen Patienten häufiger als die an<strong>der</strong>en Patienten Medikamente<br />
aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Neuroleptika (62% gegenüber 41%) <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Tranquilizer<br />
<strong>und</strong> Hypnotika (48% gegenüber 26%). Antidepressiva spielten bei dieser Patientengruppe<br />
ke<strong>in</strong>e wesentliche Rolle.<br />
Die fürsorgliche Zurückhaltung führte nur bei 46% <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten<br />
zu e<strong>in</strong>er richterlichen Unterbr<strong>in</strong>gung (vgl. Abbildung 4). In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Unter-<br />
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