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Gewalt und Zwang in der stationären Psychiatrie - Aktion Psychisch ...

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E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Autor, Andreas BLASER, warnt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Artikel mit dem Titel: “Sexueller<br />

Mißbrauch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychotherapie: Urteil, Vorurteil <strong>und</strong> Konsequenzen“<br />

vor <strong>der</strong> Ungenauigkeit <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>itionen <strong>und</strong> <strong>der</strong> empirischen Untersuchungen<br />

<strong>und</strong> weist auf die immer noch bestehende Sexualfe<strong>in</strong>dlichkeit unserer Gesellschaft<br />

h<strong>in</strong>, die durch den wertenden Umgang mit dem Thema nur noch unterstützt<br />

werde.<br />

SUCHANEK schreibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Diplomarbeit mit dem Titel: “Die Not <strong>der</strong> Tugend“,<br />

die e<strong>in</strong>e sozialwissenschaftliche Untersuchung über Arbeit, Sexualität <strong>und</strong> Umgang<br />

mit Konflikten <strong>in</strong> sozialpsychiatrischen E<strong>in</strong>richtungen verschiedener Träger<br />

ist <strong>und</strong> die 1982 als Buch veröffentlicht wurde: „Die Komplikationen, die e<strong>in</strong> <strong>in</strong>times<br />

Verhältnis zwischen Bewohnern <strong>und</strong> Mitarbeitern hat, dürften...belasten<strong>der</strong><br />

se<strong>in</strong> als von Vorteil für die Beteiligten. E<strong>in</strong>e für immer <strong>und</strong> für jeden gültige <strong>und</strong><br />

angemessene Regelung wird sich kaum f<strong>in</strong>den lassen. E<strong>in</strong> therapeutischer Wert<br />

ist nicht r<strong>und</strong>weg abzustreiten, aber noch weniger e<strong>in</strong>fach zu behaupten.“<br />

In den USA gab es auch e<strong>in</strong>e spezielle psychotherapeutische Richtung, ausgerichtet<br />

z.B. an McCartney, die Patienten <strong>und</strong> Patient<strong>in</strong>nen durch unbegrenzte<br />

Zuneigung, auch durch sexuelle Kontakte, heilen wollten. Den Beweis über die<br />

Wirksamkeit s<strong>in</strong>d sie allerd<strong>in</strong>gs schuldig geblieben.<br />

Der überwiegende Teil <strong>der</strong> empirischen Untersuchungen <strong>in</strong> den USA <strong>und</strong> <strong>in</strong> Europa<br />

benennt sexuelle Beziehungen zwischen Patient<strong>in</strong>nen bzw. Patienten <strong>und</strong><br />

Psychotherapeut<strong>in</strong>nen bzw. Psychotherapeuten als e<strong>in</strong>deutig schädigend. Die<br />

Forschungen über sexuellen Mißbrauch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychotherapie s<strong>in</strong>d gegenüber<br />

jenen aus dem stationär-psychiatrischen Bereich deutlich umfangreicher. In den<br />

USA gibt es zu diesem Thema seit über 25 Jahren im deutschsprachigen Raum<br />

erst seit etwa 5-6 Jahren empirische Forschungen.<br />

Die amerikanischen Studien basieren auf <strong>der</strong> Eigenbefragung <strong>der</strong> Psychotherapeuten<br />

<strong>und</strong> Psychotherapeut<strong>in</strong>nen, <strong>der</strong> Befragung von Folgetherapeuten <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Befragung von Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten. Die Selbstangaben auf die Frage<br />

nach eigenem sexuellem Mißbrauchsverhalten schwanken <strong>und</strong> liegen bei männlichen<br />

Psychotherapeuten durchschnittlich bei etwa 10%, bei Therapeut<strong>in</strong>nen<br />

durchschnittlich weniger als 3%. Man kann sagen, daß ¾ <strong>der</strong> Täter Männer s<strong>in</strong>d,<br />

¼ Frauen. Bei durchschnittlich 75% handelt es sich um Wie<strong>der</strong>holungstäter, die<br />

ausschließlich Männer waren. Nach Schätzungen <strong>der</strong> amerikanischen Haftpflichtversicherungen<br />

sei jedoch damit zu rechnen, daß 20% <strong>der</strong> Psychotherapeuten<br />

wenigstens e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> ihrer Laufbahn e<strong>in</strong>en sexuellen Übergriff machen.<br />

In <strong>der</strong> empirischen Untersuchung des Instituts für Psychotraumatologie <strong>in</strong> Freiburg,<br />

die vom B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend <strong>in</strong><br />

Auftrag gegeben wurde <strong>und</strong> die 1997 <strong>in</strong> ihrer endgültigen Fassung erschienen<br />

ist, werden Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten nach sexuellen Kontakten zu ihren Psychotherapeut<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Psychotherapeuten befragt.<br />

Die Befragung ergab e<strong>in</strong>en Anteil von 82% für die männlichen Therapeuten <strong>und</strong><br />

18% für die weiblichen. Diese Geschlechterverteilung entspricht dem Verhältnis<br />

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