30.11.2012 Aufrufe

Gewalt und Zwang in der stationären Psychiatrie - Aktion Psychisch ...

Gewalt und Zwang in der stationären Psychiatrie - Aktion Psychisch ...

Gewalt und Zwang in der stationären Psychiatrie - Aktion Psychisch ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Natürlich ist es sehr wichtig, sich über die Art <strong>der</strong> <strong>Zwang</strong>smedikation schon im<br />

vorab klar zu werden <strong>und</strong> die Medikamente entsprechend herzurichten. Dazu<br />

gehört e<strong>in</strong>e ausführliche Medikamentenanamnese, wir müssen wissen, welche<br />

Medikamente <strong>der</strong> Patient vorher schon bekommen hat, evtl. gut o<strong>der</strong> schlecht<br />

vertragen hat, welche Ausweichpräparate zur Verfügung stehen, was wir ihm<br />

sonst anbieten können.<br />

Aus allgeme<strong>in</strong>therapeutischen Gründen sollte, solange irgend möglich, e<strong>in</strong>e orale<br />

Applikation von Medikamenten bevorzugt werden, da sie die Persönlichkeitsrechte<br />

des Patienten bzw. <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong> am wenigsten bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Bei <strong>der</strong> parenteralen Anwendung ist davon auszugehen, daß die Dosierung parenteral<br />

zu oral sich ungefähr wie 1:1,5 verhält.<br />

Die Wirkung des Stoffes ist bei parenteraler Anwendung natürlich schneller, aber<br />

nicht so schnell, daß dies als stehendes Argument dafür benutzt werden könnte.<br />

E<strong>in</strong>e weiteres Problem stellt die Zielsymptomatik dar. Hochpotente Neuroleptika<br />

helfen natürlich am ehesten bei Wahngeschehen, allerd<strong>in</strong>gs wissen wir aus unserer<br />

täglichen Erfahrung, daß sie nicht so schnell wirken, e<strong>in</strong>e „Aufsättigung“<br />

mit hochpotenten Neuroleptika, wie sie früher immer wie<strong>der</strong> empfohlen wurde,<br />

aus diesem Gr<strong>und</strong>e uns<strong>in</strong>nig ist. Das bewirkt vor allen D<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e erhöhte Rate<br />

von Nebenwirkungen.<br />

Bei im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stehenden angstgefärbten Psychosen bieten sich natürlich<br />

Benzodiazep<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den verschiedenen Applikationsformen an, sei es Diazepam<br />

rektal o<strong>der</strong> Lorazepam Expedit. Sie wirken schnell <strong>und</strong> sicher. Dagegen<br />

ist die Bioverfügbarkeit e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>termuskulär gegebenen Diazepams nicht<br />

optimal, wie es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur berichtet ist. Diazepam sollte vor allen D<strong>in</strong>gen<br />

venös gegeben werden. Hier ergibt sich natürlich die Gefahr e<strong>in</strong>es Atemstillstands.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Umfrage <strong>in</strong> psychiatrischen Krankenhäusern <strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik,<br />

die wir für dieses Symposium durchgeführt haben, stellt sich folgendes heraus:<br />

In etwa e<strong>in</strong>em Drittel <strong>der</strong> Krankenhäuser werden hochpotente Neuroleptika (vor<br />

allen D<strong>in</strong>gen Haloperidol) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dosierung von 5-15 mg geme<strong>in</strong>sam mit nie<strong>der</strong>potenten<br />

Neuroleptika (Levomepromaz<strong>in</strong>, Chlorprothixen) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dosierung<br />

von 25-150 mg gegeben.<br />

In e<strong>in</strong>em weiteren Drittel werden hochpotente Neuroleptika (wie<strong>der</strong> vor allen<br />

D<strong>in</strong>gen Haloperidol) komb<strong>in</strong>iert mit Benzodiazep<strong>in</strong>en (vor allen D<strong>in</strong>gen Diazepam)<br />

appliziert.<br />

Bei e<strong>in</strong>em weiteren Drittel gibt es neben den Angeboten Zuclopenthixol (Ciatyl Z<br />

Acuphase) <strong>in</strong> Dosierungen zwischen 50 <strong>und</strong> 200 mg auch noch an<strong>der</strong>e, nicht<br />

weiter wichtige <strong>und</strong> selten vorkommende Mixturen.<br />

Von etwa 250 angeschriebenen Kl<strong>in</strong>iken antworteten 120. Nur <strong>in</strong> zwei Fällen<br />

wollte man auf <strong>Zwang</strong>smedikation überhaupt verzichten.<br />

167

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!