Gewalt und Zwang in der stationären Psychiatrie - Aktion Psychisch ...
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ven Erfassung <strong>und</strong> Beschreibung des Alltags auf psychiatrischen Stationen per<br />
Fremdbeobachtung“ (KIRCHER 1996, S. 104), das Geschehen auf unseren Stationen<br />
tags <strong>und</strong> nachts begleitet. Die Ergebnisse „bezüglich <strong>der</strong> Stationstür weisen<br />
auf e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Ausmaß von Kontrolle <strong>der</strong> PatientInnen durch das Personal<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge funktionale Bedeutung <strong>der</strong> Stationstür h<strong>in</strong>. Hierfür spricht das<br />
häufige Verlassen <strong>und</strong> Betreten <strong>der</strong> Station durch PatientInnen, die Seltenheit<br />
von Situationen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> Patient o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Patient<strong>in</strong> vom Entweichen abgehalten<br />
wurde (zweimal verbal, nie körperlich), das Fehlen jeglicher Aggressionen<br />
gegen die Stationstür <strong>und</strong> die lediglich ger<strong>in</strong>ge Häufigkeit an<strong>der</strong>er stationstürbezogener<br />
Verhaltensweisen (Beobachten <strong>der</strong> Stationstür, Prüfen des Zustands<br />
<strong>der</strong> Stationstür)“ (ORTH 1996, S. 78).<br />
Zudem bestätigt das Verhaltensprofil auf e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Station, wie entspannt<br />
<strong>und</strong> aggressionsfrei sich das Stationsleben während des Beobachtungszeitraums<br />
gestaltete (siehe <strong>in</strong>sbes. “Agg” <strong>und</strong> “Tür”):<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
222<br />
2,8%<br />
58,1%<br />
27,3%<br />
11,7%<br />
0,1%<br />
Verhaltensprofil <strong>der</strong> Station (N=890, N*=375)<br />
76,0%<br />
38,4%<br />
0,0% 0,6%<br />
15,6%<br />
55,2%<br />
8,3%<br />
0,0%<br />
22,7%<br />
LIE SIT STE GEH REN AKT INT AGG TÜR PAT GRU* SOZ* MAC* POS NE<br />
Erläuterungen <strong>der</strong> Abkürzungen:<br />
Position/Bewegung (LIE = Liegen, SIT = Sitzen, STE = Stehen, GEH = Gehen, REN = Rennen);<br />
Aktivität (AKT); Interaktion (INT); Aggression (AGG); Türspezifische Verhaltensweisen<br />
(TÜR); Psychopathologie (PAT); Emotion/Stimmung (mit den Kategorien POS = positiv, NEG<br />
= negativ, NEU = neutral, AUS = ausdruckslos); Zusätzlich die drei Kategorien, die nur für das<br />
Personal gebildet werden:<br />
Gr<strong>und</strong>versorgung durch das Personal (GRU); Sozialtherapeutische Tätigkeiten des Personals<br />
(SOZ); Machtausübung durch das Personal (MAC)<br />
(KIRCHER 1996, S. 91ff.)<br />
Abb. 4<br />
5. Nachtrag<br />
Nach unseren Ausführungen zu Theorie <strong>und</strong> Praxis e<strong>in</strong>er gewaltfreien <strong>Psychiatrie</strong><br />
noch e<strong>in</strong>mal zu e<strong>in</strong>er Vorhaltung, die unser Zielvorhaben gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>in</strong><br />
Frage zu stellen me<strong>in</strong>t: <strong>Gewalt</strong>freie <strong>Psychiatrie</strong> sei schon deshalb e<strong>in</strong>e Fiktion,<br />
weil sie bestimmte gesellschaftliche Aufträge zurückgeben müßte, sche<strong>in</strong>t von<br />
<strong>der</strong> nicht zu h<strong>in</strong>terfragenden Annahme auszugehen, daß die Aufgabe <strong>der</strong> Ab-<br />
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