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Bericht der Bundesregierung 2012 - netzwerkB

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Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 91 – Drucksache 17/10500terviews mit Expertinnen in einigen Regionen nachgegangenwurde. Deren Einschätzung war einhellig, dassdieses Antwortverhalten mit dem Selbstverständnis <strong>der</strong>Opferberatungsstellen zu tun hat, <strong>der</strong>en Expertise undKompetenzen bezüglich <strong>der</strong> Unterstützung von Gewaltbetroffener Frauen von Stelle zu Stelle jedoch sehr unterschiedlichseien.Opferberatungsstellen verorten sich im strafrechtlichenKontext als Stellen, die Opfer von Straftaten unterstützenund im Strafverfahren begleiten. Bis auf eine geben alle<strong>der</strong> 15 Opferberatungsstellen an, eine für Gewalt gegenFrauen spezialisiert qualifizierte Beraterin im Team zuhaben, bei sieben Opferberatungsstellen (58,3 %) kommteine Therapeutin mit dieser Qualifikation dazu. Vier Stellen(25 %) haben einen Mitarbeiter, <strong>der</strong> für die Arbeit mitgewalttätigen Männern qualifiziert ist, im Team. VieleOpferberatungsstellen setzen in ihrer Internetpräsenz einendeutlichen Schwerpunkt bei Opfern politischer, vorallem rechtsextremer Gewalt und weisen nicht auf dieProblematik häuslicher o<strong>der</strong> sexueller Gewalt hin, an<strong>der</strong>esetzen hier einen erkennbaren Schwerpunkt.Die Opferberatungsstellen geben zu 66,7 % an, dass sie inihrer Öffentlichkeitsarbeit auf die spezifisch qualifiziertenMitarbeiterinnen hinweisen, bei den Erziehungsberatungsstellen(13,2 %) und den Familienberatungsstellen(13,6 %) ist dies kaum <strong>der</strong> Fall.Die Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen (n=15)sehen sich für von Gewalt in unterschiedlicher Ausprägungbetroffene Frauen teilweise als geeignet, allerdingsnicht für suchtkranke Frauen o<strong>der</strong> psychisch erkrankteFrauen. Ebenfalls keine Eignung sehen sie mehrheitlichfür Seniorinnen und Trans*-Menschen, die Gewalt erleben,und auch nicht für Männer, die sexualisierte Gewalterlebt haben. Gewalttätige Männer und Frauen sind hiernicht an <strong>der</strong> richtigen Stelle.In den Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen wird vorallem Einzelberatung in den Räumen <strong>der</strong> Beratungsstelle angeboten.Telefonische Beratung nennen fast alle (86,7 %),Online-Beratung etwas mehr als die Hälfte (53,3 %).In die lokale bzw. regionale Vernetzung zum Themahäusliche Gewalt sind die Schwangerschaftskonfliktberatungsstellenkaum einbezogen, in Vernetzungsgremien zusexueller Gewalt arbeiten dagegen über die Hälfte aktivmit (64,3 %). Kooperation mit Frauenhäusern (84,6 %)und Fachberatungsstellen bei Gewalt gegen Frauen(92,3 %) nennen sie fast alle und etwa Dreiviertel vermittelnbetroffene Klientinnen an diese Einrichtungen.Über Sprachmittlung verfügen mehr als die Hälfte undsind somit für Migrantinnen mit Sprachschwierigkeitengut geeignet. Eine Eignung für Frauen mit Behin<strong>der</strong>ungenund Beeinträchtigungen ist nicht durchweg gegeben:60 % <strong>der</strong> Beratungsstellen geben an, rollstuhlgerecht eingerichtetzu sein und 40 % verfügen über Informationsmaterialienin leichter Sprache für lernbehin<strong>der</strong>te Frauen.Das Angebot vor Ort – ihr Einzugsbereich ist die Stadt, in<strong>der</strong> ihre Beratungsstelle liegt und <strong>der</strong> umgebende Landkreis– bewerten sie kritisch: Mehrheitlich stellen sie fest,dass es eine Vielzahl von Angeboten gibt, jedoch <strong>der</strong>enKapazitäten nicht ausreichen o<strong>der</strong> sie zu weit entfernt sind.Das ist ein Problem für diese Beratungsstellen, die selbstnur begrenzt darauf eingestellt sind, mit von Gewalt betroffenenFrauen zu arbeiten und darauf angewiesen sind,rasch an eine geeignete Stelle vermitteln zu können.Frauen, die Gewalt erleiden o<strong>der</strong> erlitten haben, finden inden Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen auf jedenFall kompetente Ansprechpartnerinnen, die dafür sorgen,dass sie eine adäquate Unterstützung erreichen.Zugänglichkeit <strong>der</strong> nicht auf Gewalt gegen Frauenspezialisierten BeratungsstellenIn den Erziehungsberatungsstellen (und Kombinationen)warten fast die Hälfte (46,5 %) und in den Familienberatungsstellendie Mehrheit <strong>der</strong> Klientinnen und Klienten(62,5 %) bis zu einem Monat auf einen Termin. Das istlänger als in den spezialisierten Fachberatungsstellen(vgl. B3.2.1). Deutlich schneller wird ein Termin in denSchwangerschaftskonfliktberatungsstellen vergeben, hiergilt es, Fristen einzuhalten (76,9 % weniger als eine Woche).In den Opferberatungsstellen erhalten 68,8 % <strong>der</strong>Ratsuchenden einen Termin in weniger als einer Woche.Da sie im Kontext von Strafverfahren arbeiten, geht esauch hier um die Einhaltung von Fristen und Terminen.Migrantinnen mit geringen o<strong>der</strong> keinen deutschenSprachkenntnissen haben am ehesten in Schwangerschaftskonfliktberatungsstellengute Bedingungen: hierverfügen mehr als die Hälfte (64,3 %) über Ressourcenfür Sprachmittlung. In Familienberatungsstellen (18,8 %)und Erziehungsberatungsstellen (27,6 %) stehen dieseMittel deutlich seltener zur Verfügung, in Opferberatungsstellenzu 53,5 %, was dem Schwerpunkt vieler dieserStellen auf rassistischer Gewalt entspricht.Die Inanspruchnahme durch Frauen mit Beeinträchtigungenund Behin<strong>der</strong>ungen ist in den nicht auf Gewalt spezialisiertenBeratungsstellen unterschiedlich berücksichtigt.Rollstuhlgerechte Räumlichkeiten (inkl. Toiletten) haben60 % <strong>der</strong> Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen, knappdie Hälfte <strong>der</strong> Erziehungsberatungsstellen und Familienberatungsstellenund nur gut 40 % <strong>der</strong> Opferberatungsstellen.Keine <strong>der</strong> befragten Einrichtungen verfügte überKommunikationshilfen für die Beratung blin<strong>der</strong> Frauenund auch auf an<strong>der</strong>e Beeinträchtigungen waren sie wenigeingestellt: Je eine Erziehungsberatungsstelle und eineFamilienberatungsstelle gab an, Kommunikationshilfenfür gehörlose Klientinnen zu haben und zwei Familienberatungsstellensowie drei Erziehungsberatungsstellen verfügtenüber Kenntnisse <strong>der</strong> Gebärdensprache im Team.Mehr Kompetenzen gab es bei den Kommunikationshilfenfür Lernbehin<strong>der</strong>te: Über diese bzw. über Informationsmaterialienin einfacher Sprache verfügten 40 % <strong>der</strong>Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen und 17,1 %<strong>der</strong> Erziehungsberatungsstellen. Der Unterschied zu denFamilienberatungsstellen und Opferberatungsstellen, diedies kaum haben, ist statistisch signifikant. 1919 Unterschied signifikant p = 0.04

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