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Notizen zur Verhaltensethik - Das Buddhistische Haus

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EINFÜHRUNG<br />

Pātimokkha<br />

Die Kopfzeile Pātimokkha ist der Titel für die <strong>Verhaltensethik</strong> (Vinaya) der buddhistischen Mönche 1 , so<br />

wie sie vom historischen Buddha überliefert ist. Genauer gesagt ist es die Kopfzeile zu dritten (Pārājika)<br />

und vierten (Pācittiya) Band, aus dem fünfbändigen Werk <strong>zur</strong> <strong>Verhaltensethik</strong> (Vinayapiṭaka). Es ist das<br />

'Hauptregelwerk', welches auch manchmal nur als Sutta (Grundtext/ [Ordens-] satzung; CV 97; PED) oder<br />

Mātikā (Code/ Register; MV 337) bezeichnet wird. In dritten und vierten Band ist es auch durch seine<br />

Analyse (vibhaṅga) erläutert. Daher auch der Ausdruck Sutta-vibhaṅga (CV 97) für beide Bände.<br />

Weshalb aber heißt es das 'Hauptregelwerk'? Der Erhabene gab diese Antwort: "Dies ist der Anfang (ādi),<br />

dies ist das Haupt (mukha), dies ist die Spitze (pamukha) der karmisch-heilsamen Regeln (kusalānaŋ<br />

dhammānaŋ). Deshalb heißt es das 'Hauptregelwerk.'" 2 . Oder wie es in Kaṅkhāvitaraṇī ausgedrückt ist:<br />

"Die Spitze der fehlerfreien Regeln,<br />

Die vom großen, weisen Buddha<br />

Zum Hauptregelwerk erklärt worden ist,<br />

<strong>Das</strong> als Eingangstor <strong>zur</strong> Erlösung gilt."<br />

Dort wird die Etymologie wie folgt angegeben:<br />

Pa (vor) + ati (ober) + mokkhaŋ (Haupt) = Pātimokkhaŋ, oder:<br />

ati (an der) + pamokkhaŋ (Spitze) = Pātimokkhaŋ.<br />

"Pāmokkhaŋ anavajjānaŋ<br />

Dhammānaŋ yaŋ mahesinā;<br />

Mukhaŋ mokkhappavesāya,<br />

Pātimokkhaŋ pakāsitaŋ." (Khvt 1)<br />

Die Bedeutung ist: ati-seṭṭhaŋ (äußerst, unübertroffen), ati-uttamaŋ (allerhöchst).<br />

Denn in einem solchen Zusammenhang sind einige Synonyme im Tipiṭaka für das Wort mokkhaŋ in dieser<br />

Reihenfolge: "Aggaŋ, seṭṭhaŋ, mokkhaŋ, uttamaŋ, pavaraŋ." (Pj 133; A ii. 95, usw.)<br />

Man findet auch den folgenden Satz: "Der Uruvela-kassapa ... ist der Führer (nāyako), Anführer (vināyako),<br />

der Oberste (aggo), die Spitze (pamukkho) und das Oberhaupt (pāmokkho) von 500 Jātila-Asketen" (MV 24);<br />

oder des öfteren: "Buddha-pamukha-bhikkhusaṅgho" (Der Mönchsorden mit dem Buddha an der Spitze<br />

(pamukha)).* 1<br />

Sittlichkeit und hohe Sittlichkeit<br />

Was aber genau ist dieser Anfang, dieses Haupt, diese Spitze? Die hohe Sittlichkeit (adhi-sīla) in diesen<br />

Ausführungen machte es zum 'Hauptregelwerk'. Denn von dem didaktischen Aspekt her, wer diese Sittlichkeit<br />

bewahrt und einhält (pāti), den erlöst sie (mokkheti) und befreit ihn (mocayati) von den Leiden, den<br />

höllischen usw., oder von den Ängsten wie Selbstbeschuldigung usw. 3 Von dem literarischen Aspekt her ist<br />

jedoch die Vorsilbe 'ati' in der Wortbildung pa+ati+mokkha hier eingefügt, um diesen hohen und unübertroffenen<br />

Status anzudeuten.<br />

Daher gibt es eine Unterscheidung zwischen der gewöhnlichen Sittlichkeit (sīla), die einfach als: "Sīlaŋ eva<br />

uttamaŋ, sīlaŋ pāmokkhaŋ" (J i. 369), ohne ati angegeben ist und der höheren Sittlichkeit (adhi-sīla), so wie es<br />

folgendermaßen erklärt wurde:<br />

"Erstens die Sittlichkeit mit den fünf Gliedern (pañcaṅga): [Enthaltung vom 1. Töten jeglicher Lebewesen,<br />

2. Stehlen, 3. falschen Benehmen in (sexuellen) Sinnesvergnügen, 4. Lügen, und 5. Trinken Bier oder Wein<br />

/Alkohol, die eine Grundlage für Rausch und Unachtsamkeit sind], und zweitens, die der zehn Glieder<br />

(dasaṅga):<br />

1 * Wie mukha zu mokkha und pamukha zu pāmokkha wurde, siehe Anh. II, Diskussion Nr. 2.

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