Die Zöglinge Calvins in Halle an der Saale von ... - Licht und Recht
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<strong>Die</strong> letzten Pastoren. 100<br />
allerlei Nachteile gebracht <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nige Verschmelzung vereitelt. Nach verschiedenen Entwürfen<br />
geschah die Vere<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art, daß die fr<strong>an</strong>zösische Geme<strong>in</strong>de auf die Haltung e<strong>in</strong>er separaten<br />
Versammlung verzichtete <strong>und</strong> die beiden fr<strong>an</strong>zösischen Prediger O’Bern <strong>und</strong> Bl<strong>an</strong>c, das Konsistorium<br />
<strong>und</strong> die Kirchenbedienten <strong>an</strong> die Domgeme<strong>in</strong>de übertraten. <strong>Die</strong> fr<strong>an</strong>zösische Geme<strong>in</strong>de erhielt<br />
freie Kirchensitze im Dom; das Gehalt des Dompredigers Bl<strong>an</strong>c wurde wegen vermehrter Arbeit erhöht,<br />
wie auch das <strong>von</strong> O’Bern, <strong>der</strong> wegen se<strong>in</strong>es Alters außerdem volle Freiheit <strong>der</strong> Beschäftigung<br />
zugest<strong>an</strong>den bekam. K<strong>an</strong>tor <strong>und</strong> Küster gesellten sich für ihre Lebenszeit zu den gleichen Dombeamten,<br />
<strong>der</strong> Org<strong>an</strong>ist trat <strong>in</strong> die am Dom gerade unbesetzte Stelle. Aus de<strong>in</strong> Presbyterium <strong>und</strong><br />
Konsistorium bildete sich folgendes Presbyterium: Kohl, Assessor Bassenge, Kommerzienrat Garrignes,<br />
Professor St<strong>an</strong>ge, Assessor Lehm<strong>an</strong>n, Professor Ebers <strong>und</strong> Direktor Pall<strong>an</strong>. Am 9. Juni 1809<br />
erließ Jerome Napoleon durch den M<strong>in</strong>ister Wolfrath das Edikt <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung, <strong>von</strong> dem Artikel 1.<br />
lautet:<br />
L’eglise reformée fr<strong>an</strong>çaise à <strong>Halle</strong> Departement de la <strong>Saale</strong> est réunie á l’église reformée allem<strong>an</strong>de<br />
pour ne former qu’une seule église reformée.<br />
E<strong>in</strong> fr<strong>an</strong>zösischer Fürst hat den letzten Geme<strong>in</strong>deakt <strong>der</strong> Fr<strong>an</strong>zosen bestätigt: er erlebte es <strong>in</strong> diesem<br />
kle<strong>in</strong>en Ereignisse, später <strong>in</strong> größeren, wenn auch <strong>in</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>er Weise, daß das deutsche Element<br />
das fremde sich gleich mache o<strong>der</strong> es ausstoße.<br />
Es waren etwa 25 Personen, um die die Domgeme<strong>in</strong>de durch die Fr<strong>an</strong>zosen vermehrt wurde. Außer<br />
den <strong>in</strong> dem geme<strong>in</strong>samen Presbyterium schon Gen<strong>an</strong>nten: General <strong>von</strong> Renouard (e<strong>in</strong> Familienteil<br />
noch jetzt <strong>in</strong> Dänemark, <strong>der</strong> jüngst verstorbene Komm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>t <strong>der</strong> Festung Kronburg trug diesen<br />
Namen), Inspector Villaret, Justizrath Conrad, die Familie Braconier, Samuel M<strong>an</strong>gold, die Familien<br />
Chartier, Lafond, Laborde, Rauchfuß, D<strong>an</strong>, Witwe Altenstädt, Fräule<strong>in</strong> Villaret, Mad. Zschorn,<br />
Bernard.<br />
Nur noch wenige Namen fr<strong>an</strong>zösischen Kl<strong>an</strong>ges birgt die Domgeme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> sich. Zwei direkte<br />
Abkömml<strong>in</strong>ge <strong>von</strong> den ersten E<strong>in</strong>w<strong>an</strong><strong>der</strong>ern s<strong>in</strong>d noch unter uns. E<strong>in</strong> H<strong>an</strong>dschuhmacher D<strong>an</strong> <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>e Jungfrau Laborde. <strong>Die</strong> Verdeutschung <strong>der</strong> fr<strong>an</strong>zösischen Namen geht immer mehr vor sich.<br />
Aus Hareng wird Her<strong>in</strong>g, aus Lacroix Kreuz, Sauvage Wild, Poirier Birnbaum, Laforge Schmidt<br />
o<strong>der</strong> statt <strong>der</strong> Übersetzung verstümmelt m<strong>an</strong>, so gibt es <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> e<strong>in</strong>en Be-au statt Beau, e<strong>in</strong>en L<strong>an</strong>ge<br />
<strong>der</strong> aus Ange entst<strong>an</strong>den ist, Boutemont wird Buttm<strong>an</strong>n, Cuny Kühne, Gottier Götter. Sonst begegnen<br />
uns noch e<strong>in</strong>e Menge fr<strong>an</strong>zösischer Namen <strong>in</strong> unserer Bevölkerung: Le Clerc, Deparade, Barriés,<br />
Jord<strong>an</strong> etc. Bleibende Er<strong>in</strong>nerungsstücke <strong>an</strong> die Fr<strong>an</strong>zosen haben wir <strong>in</strong> dem reformierten<br />
Pfarr- <strong>und</strong> Armenhause, beide als wertvolle H<strong>in</strong>terlassungen <strong>an</strong> uns übergeben.<br />
Auch die Kapelle auf <strong>der</strong> Moritzburg ererbte die deutsch-reformierte Geme<strong>in</strong>de <strong>und</strong> wie die Kapelle<br />
überhaupt e<strong>in</strong>e schicksalsreiche Geschichte hat <strong>und</strong> zu den verschiedensten Zwecken gebraucht<br />
ist, so g<strong>in</strong>g dies noch e<strong>in</strong>ige Zeit fort. Seit dem Jahre 1806 diente sie zu e<strong>in</strong>em Depot <strong>von</strong><br />
Heu <strong>und</strong> Hafer, die Gottesdienste <strong>der</strong> Fr<strong>an</strong>zosen wurden im Dome gehalten; es mietete sie d<strong>an</strong>n die<br />
Universität für 40 Taler, um dort die Salztonnenreife unterzubr<strong>in</strong>gen, als <strong>der</strong> Sal<strong>in</strong>e das Reifhaus<br />
entzogen wurde. 1836 hätte m<strong>an</strong> sie gar zu gerne dem akademischen Gottesdienste zugewiesen, damit<br />
dieser nicht das kirchliche Leben <strong>der</strong> Domgeme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> <strong>der</strong> ver<strong>der</strong>blichsten Weise zerstöre. 1847<br />
wollte sie <strong>der</strong> Vorst<strong>an</strong>d <strong>der</strong> deutsch-katholischen Geme<strong>in</strong>de mieten <strong>und</strong> fast wäre das Presbyterium<br />
auch hier<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er beliebten dehnbaren Toler<strong>an</strong>z gefolgt. <strong>Die</strong> Regierung suchte <strong>in</strong> demselben Jahre<br />
durch e<strong>in</strong>e <strong>an</strong><strong>der</strong>e Interpretation des Jerom’schen Ediktes <strong>der</strong> Domgeme<strong>in</strong>de das Besitzrecht zu bestreiten,<br />
doch es blieb ihr <strong>und</strong> <strong>der</strong> M<strong>in</strong>ister Graf Stolberg kaufte endlich für 1000 Taler die Kapelle<br />
<strong>an</strong> den Fiskus. Der Kontrakt ist vom 3. J<strong>an</strong>uar 1848. Jetzt benutzt sie die hallesche Garnison <strong>und</strong> zuweilen<br />
tritt noch e<strong>in</strong> Domprediger <strong>in</strong> die alte noch wenig zerstörte <strong>Halle</strong>, wenn er die im Sommer