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Die Zöglinge Calvins in Halle an der Saale von ... - Licht und Recht

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99 <strong>Die</strong> letzten Pastoren.<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Seite des großen Friedrich kämpften <strong>und</strong> für ihr neues Vaterl<strong>an</strong>d ihr Blut vergossen, so daß<br />

die Hautcharmais, Forcade, Fouquet, St. Juliens, Bévilles, Montmart<strong>in</strong> immer ihre Namen <strong>in</strong> den<br />

Gedächtnistafeln haben würden; wie die Beausobre, Lenf<strong>an</strong>t, Gautier, la Croze, Abbadie, Pelloutier<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Literaturgeschichte nicht vergessen se<strong>in</strong> würden, <strong>und</strong> macht hierauf die dr<strong>in</strong>gende Anwendung<br />

auf die letzten Söhne <strong>der</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge mit den Vorfahren <strong>in</strong> Gott den ewigen Fels zu suchen<br />

<strong>und</strong> Luther<strong>an</strong>ern <strong>und</strong> Katholiken das alte schöne Vorbild zu geben. Am folgenden Tage versammelten<br />

sich sämtliche Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kolonie, Arme <strong>und</strong> Reiche, auf dem Kronpr<strong>in</strong>zen, wo <strong>an</strong> drei Tafeln<br />

gespeist wurde <strong>und</strong> am Abend get<strong>an</strong>zt. Je<strong>der</strong> hatte e<strong>in</strong> Jubelb<strong>an</strong>d <strong>von</strong> Or<strong>an</strong>gefarbe <strong>an</strong>gehängt,<br />

worauf die Worte st<strong>an</strong>den: <strong>Die</strong> zu <strong>Halle</strong> vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm etablierten, <strong>von</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Nachfolgern, den Königen Friedrich dem Ersten <strong>und</strong> Friedrich Wilhelm beschützten Fr<strong>an</strong>zosen feiern<br />

ihr hun<strong>der</strong>tjähriges Jubelfest den 29. Oktober 1785. Le Veaux hatte den T<strong>an</strong>zsaal illum<strong>in</strong>ieren<br />

<strong>und</strong> die beiden Seiten <strong>der</strong> geprägten Jubelmedaille im Großen abbilden lassen. Es war nämlich e<strong>in</strong>e<br />

<strong>von</strong> Chodowiecky gezeichnete <strong>und</strong> <strong>von</strong> Abramson geprägte Medaille auf dieses Jubelfest <strong>von</strong> Silber<br />

geschlagen worden. Auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite sieht m<strong>an</strong> die we<strong>in</strong>ende Religion mit <strong>der</strong> Bibel <strong>in</strong> <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d<br />

auf den Knien vor dem Brustbild des großen Kurfürsten <strong>und</strong> unten liest m<strong>an</strong> die Worte: <strong>Die</strong> fr<strong>an</strong>zösischen<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> ihrem Unglück vom großen Kurfürsten getröstet, den 29. Oktober 1685. In<br />

<strong>der</strong> Entfernung sieht m<strong>an</strong> e<strong>in</strong>en Tempel <strong>in</strong> Flammen. Auf <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>n Seite kommt die Religion vor<br />

den Altar <strong>der</strong> Vorsehung. Oben schwebt das Brustbild des regierenden Königs <strong>und</strong> unten liest m<strong>an</strong><br />

die Worte: „<strong>Die</strong> Nachkommen <strong>der</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d glücklich unter <strong>der</strong> Regierung Friedrich des<br />

Großen den 29. Oktober 1785.“ Auch <strong>in</strong> den übrigen halleschen Kirchen gedachte m<strong>an</strong> <strong>der</strong> Jubelfeier.<br />

<strong>Die</strong> hauptsächlichsten Repräsent<strong>an</strong>ten <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Zeit die Pastoren: Marc Philippe<br />

Louis O’Bern, Charles Auguste Garagnon; die Ältesten: Je<strong>an</strong> Jacques Braconier, Zacharie Nicolas,<br />

Je<strong>an</strong> D<strong>an</strong>iel Br<strong>an</strong>di, Anto<strong>in</strong>e Bourdau, Philippe Guilhaum<strong>an</strong>; Armengel<strong>der</strong>verwalter: Je<strong>an</strong><br />

Jacques Braconier; Lehrer <strong>und</strong> Vorsänger: David Laborde; Org<strong>an</strong>ist: Je<strong>an</strong> Gottfried Kurze; Küster:<br />

Pierre Arm<strong>an</strong>d; Balgentreter: Pierre Louis F<strong>in</strong>iel; Richter <strong>und</strong> Direktor <strong>der</strong> Kolonie: Gottwald<br />

Hirsch; Assessoren: Fr<strong>an</strong>cis Pl<strong>an</strong>tier, Je<strong>an</strong> Jacques Braconier <strong>und</strong> Alex<strong>an</strong>dre Barthelemi Dedeke<br />

(letzterer auch Greffier); Ärzte: Nicolas Theune, Charles Samuel Bl<strong>an</strong>quet.<br />

Am 24. Oktober 1790 feierte die Geme<strong>in</strong>de das Gedächtnis <strong>der</strong> Übergabe <strong>und</strong> E<strong>in</strong>weihung <strong>der</strong><br />

Moritzburgkapelle. <strong>Die</strong> Feier war ähnlich wie die eben beschriebene. Vormittags predigte O’Bern<br />

über Psalm 118,24, nachmittags <strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>ige Wochen gegenwärtige Erm<strong>an</strong>, Pastor <strong>in</strong> Potsdam,<br />

über Matthäus 16,18. Am Schlusse des Berichtes über die Feier wird noch bemerkt, daß die <strong>an</strong>wesenden<br />

Studenten merkwürdig, ruhig <strong>und</strong> stille gewesen wären. Mit richtigem Takte verlegte m<strong>an</strong><br />

auch diesmal die Tafelfreuden auf den Montag, während <strong>in</strong> den deutschen Geme<strong>in</strong>den bei Jubelfeiern<br />

<strong>der</strong>selbe Sonntag dazu gewählt wurde.<br />

<strong>Die</strong> Gewaltherrschaft Napoleons lastete schwer auf <strong>Halle</strong> <strong>und</strong> somit auch auf <strong>der</strong> fr<strong>an</strong>zösischen<br />

Geme<strong>in</strong>de, die zeitweise ihrer Kapelle beraubt war, <strong>in</strong>dem dieselbe zu e<strong>in</strong>em Heumagaz<strong>in</strong> dienen<br />

mußte. Es war <strong>in</strong>dessen ke<strong>in</strong>e tyr<strong>an</strong>nische Bee<strong>in</strong>flussung, durch welche unter Jerome Napoleon die<br />

Vere<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> fr<strong>an</strong>zösischen Geme<strong>in</strong>de mit <strong>der</strong> deutsch-reformierten im Jahre 1809 sich vollzog.<br />

Im Juni 1808 machte das Presbyterium <strong>der</strong> deutsch-reformierten Geme<strong>in</strong>de dem zweiten Prediger<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> fr<strong>an</strong>zösischen Geme<strong>in</strong>de Bl<strong>an</strong>c den Vorschlag <strong>in</strong> die dritte unbesetzte Dompredigerstelle e<strong>in</strong>zurücken.<br />

Bl<strong>an</strong>c brachte nun dem Presbyterium den Ged<strong>an</strong>ken e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>igung bei<strong>der</strong> reformierten<br />

Geme<strong>in</strong>den entgegen. Viele Gründe sprachen dafür. Es kam zu Verh<strong>an</strong>dlungen, <strong>in</strong> denen namentlich<br />

<strong>der</strong> Wunsch e<strong>in</strong>iger Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> fr<strong>an</strong>zösischen Geme<strong>in</strong>de nach e<strong>in</strong>er fr<strong>an</strong>zösischen Predigt<br />

<strong>und</strong> Abendmahlsverwaltung <strong>in</strong> dieser Sprache die Vere<strong>in</strong>igung zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n schien. Wäre m<strong>an</strong><br />

auf das Verl<strong>an</strong>gen e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen, so hätte es dem Gottesdienste <strong>der</strong> deutsch-reformierten Geme<strong>in</strong>de

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