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Die Zöglinge Calvins in Halle an der Saale von ... - Licht und Recht

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11. <strong>Die</strong> Pastoren um die Mitte des achtzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Fr<strong>an</strong>cois Baratier 1735-1751.<br />

Er ist im Jahre 1682 zu Rom<strong>an</strong>s geboren, e<strong>in</strong>er Stadt welche <strong>an</strong> <strong>der</strong> Isère zwischen Vienne <strong>und</strong><br />

Valence liegt. E<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Vorfahren war am Ende des sechzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts Gouverneur <strong>von</strong><br />

Cavour <strong>in</strong> Piemont gewesen. Er war erst drei Jahre alt, als die Aufhebung des Edikts <strong>von</strong> N<strong>an</strong>tes<br />

se<strong>in</strong>e Mutter nötigte, nach <strong>der</strong> Schweiz zu fliehen. Zu Vevay <strong>und</strong> Laus<strong>an</strong>ne, wo sie zwölf Jahre zubrachte,<br />

erlernte ihr Sohn die Anfänge <strong>der</strong> Wissenschaften. 1699 g<strong>in</strong>g er <strong>von</strong> dort nach Berl<strong>in</strong>, <strong>der</strong><br />

<strong>von</strong> den Fr<strong>an</strong>zosen geliebten neuen Heimatstadt, <strong>und</strong> wurde <strong>der</strong> Zuhörer des berühmten Philosophen<br />

Etienne Ch<strong>an</strong>v<strong>in</strong>. Zwei Jahre darauf ist er als Informator <strong>in</strong> <strong>und</strong> bei Berl<strong>in</strong> beschäftigt, br<strong>in</strong>gt<br />

nachher e<strong>in</strong>ige Monate im Hause des dienstfertigen, fre<strong>und</strong>lichen <strong>und</strong> gelehrten Jacob Lenf<strong>an</strong>t zu<br />

<strong>und</strong> erwirbt sich dessen wie <strong>an</strong><strong>der</strong>er Berl<strong>in</strong>er Gelehrten Fre<strong>und</strong>schaft. Ohne eigentlich Theologie<br />

studiert zu haben, macht er doch im J<strong>an</strong>uar 1710 zu Fr<strong>an</strong>kfurt a/O. e<strong>in</strong> theologisches Examen <strong>und</strong><br />

wird zum Feldprediger beim Varenneschen Regiments, welches sich aus fr<strong>an</strong>zösischen Flüchtl<strong>in</strong>gen<br />

gebildet hat, berufen. Er begleitete se<strong>in</strong>e Kriegsgeme<strong>in</strong>de nach Fl<strong>an</strong><strong>der</strong>n, doch se<strong>in</strong> schwacher Körper<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Neigung zur friedlichen Stille verleideten ihm das zu Feldeliegen so, daß er mit demselben<br />

auch die g<strong>an</strong>ze Weltunruhe satt bekam <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaft mit drei <strong>an</strong><strong>der</strong>en Weltmüden<br />

<strong>an</strong> e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>samen Ort zurückzog, um e<strong>in</strong> Leben zu führen gleich dem <strong>der</strong> alten Patriarchen.<br />

Unter den Betrachtungen, die er <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>samkeit unternahm, siegten zuletzt die, daß se<strong>in</strong>e selbstliebische<br />

Zurückgezogenheit we<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>liebe noch mit dem Willen Gottes übere<strong>in</strong>komme.<br />

Er läßt sich 1714 zum Prediger <strong>an</strong> <strong>der</strong> reformierten Geme<strong>in</strong>de zu Wilhelmsdorf im Ansbachischen,<br />

e<strong>in</strong>em den Baronen Buirette <strong>von</strong> Oehlefeld gehörenden Ort, wählen <strong>und</strong> suchte se<strong>in</strong>e dreijährige<br />

Muße durch gedoppelten Fleiß schadlos zu machen. 1719 wird er nach Schwabach <strong>an</strong> die fr<strong>an</strong>zösische<br />

Geme<strong>in</strong>de berufen. Schon 1715 hatte er sich mit Anne Charles aus Chalons gebürtig verheiratet,<br />

<strong>von</strong> welcher ihm nach dem Tode se<strong>in</strong>er beiden erstgebornen Söhne am 19. J<strong>an</strong>uar 1721 jener<br />

merkwürdige Wun<strong>der</strong>sohn Joh<strong>an</strong>n Philipp Baratier geschenkt wurde, dessen vielfach gegebene<br />

Lebensbeschreibung auch zu Nachrichten über den Vater ver<strong>an</strong>laßt hat. Am 13. Februar 1735 verließ<br />

Baratier Schwabach, um als zweiter Prediger <strong>an</strong> die fr<strong>an</strong>zösische Geme<strong>in</strong>de nach Stett<strong>in</strong> überzusiedeln.<br />

Am 8. März 1735 traf er auf <strong>der</strong> Reise dorth<strong>in</strong> mit se<strong>in</strong>er Familie <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> e<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong> erster<br />

Besuch galt se<strong>in</strong>em alten Altdorfer Bek<strong>an</strong>nten Schulze, <strong>der</strong> sogleich Vater <strong>und</strong> Sohn dem K<strong>an</strong>zler<br />

<strong>von</strong> Ludewig zuführte. Nachdem sich dieser mehrere St<strong>und</strong>en mit dem frühreifen Knaben unterhalten<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Kenntnisse geprüft hatte, schlug er ihm vor, die höchste Würde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Philosophie unentgeltlich<br />

<strong>an</strong>zunehmen <strong>und</strong> sich zum Magister <strong>der</strong> freien Künste ernennen zu lassen. Der junge Baratier<br />

lehnte das ehrenvolle Anerbieten <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs ab, <strong>in</strong>dessen ließ er sich zureden, best<strong>an</strong>d schon am<br />

8. März das Examen vor <strong>der</strong> Fakultät <strong>und</strong> erhielt die Erlaubnis am 9. März über 14 Thesen philologischen,<br />

philosophischen <strong>und</strong> astronomischen Inhaltes unter dem Vorsitz des jüngeren L<strong>an</strong>ge öffentlich<br />

zu disputieren. Der Saal war gedrängt voll <strong>von</strong> Studenten. Der 14jährige Magister <strong>an</strong>twortete<br />

mit solcher Sicherheit <strong>und</strong> Bestimmtheit, daß <strong>der</strong> Präses nichts weiter zu tun hatte, als ihm am Ende<br />

<strong>der</strong> Disputation unter dem allgeme<strong>in</strong>sten Beifalle die wohlverdiente Würde zu erteilen. <strong>Die</strong> Empfehlungen<br />

<strong>der</strong> halleschen Professoren <strong>an</strong> den damals gerade <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> sich aufhaltenden Hoffm<strong>an</strong>n<br />

verschafften dem Vater <strong>und</strong> dem Sohn die glänzendste Aufnahme bei Hofe; <strong>der</strong> König behielt beide<br />

zehn Tage <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er nächsten Nähe, ließ den jungen Magister <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gegenwart <strong>von</strong> Jablonski <strong>in</strong><br />

den morgenländischen Wissenschaften exam<strong>in</strong>ieren <strong>und</strong> hernach die feierliche Wahl des Knaben<br />

zum ordentlichen Mitglied <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften vollziehen. Der König hob die Berufung<br />

des Vaters Baratier nach Stett<strong>in</strong> auf <strong>und</strong> ern<strong>an</strong>nte ihn zum fr<strong>an</strong>zösischen Prediger <strong>in</strong> <strong>Halle</strong>, damit<br />

dort se<strong>in</strong> Sohn sich den Wissenschaften <strong>und</strong> vor allem <strong>der</strong> Jurisprudenz widme. Nach vielen

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