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Die Zöglinge Calvins in Halle an der Saale von ... - Licht und Recht

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43 Das kirchliche Vorbild <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Bekenntnis, Diszipl<strong>in</strong> <strong>und</strong> Gottesdienst.<br />

dem We<strong>in</strong>e. Denn d<strong>an</strong>n werden unsere Seelen <strong>in</strong> <strong>der</strong> rechten Stimmung se<strong>in</strong> genährt <strong>und</strong> belebt zu<br />

werden mit dem Wesen Jesu Christi (de la subst<strong>an</strong>ce de Jesus Christ), wenn sie über alle Erdend<strong>in</strong>ge<br />

erhoben dem Himmel nahen <strong>und</strong> <strong>in</strong> das Reich Gottes e<strong>in</strong>gehen, wo unser Herr wohnt. Wir wollen<br />

nun zufrieden se<strong>in</strong>, Brot <strong>und</strong> We<strong>in</strong> als Zeichen <strong>und</strong> Zeugnisse <strong>von</strong> dem zu haben was wir glauben<br />

<strong>und</strong> geistig die Wirklichkeit dort suchen, wo das Wort Gottes uns verheißt, daß wir sie f<strong>in</strong>den werden.“<br />

Jetzt teilen die Pastoren zunächst sich, d<strong>an</strong>n dem Volke, welches sich <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs <strong>an</strong> den Tischen<br />

nie<strong>der</strong>setzte, später aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em reihenweisen W<strong>an</strong>deln blieb, Brot <strong>und</strong> We<strong>in</strong> aus, mit den bek<strong>an</strong>nten<br />

Worten 1. Kor. 10,16. Es werden Psalmen gesungen <strong>und</strong> Bibelabschnitte verlesen, <strong>und</strong> nachdem<br />

Alle kommuniziert schließt e<strong>in</strong> D<strong>an</strong>kgebet <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ges<strong>an</strong>g Simeons die Feier. Der Segen entläßt die<br />

Geme<strong>in</strong>de.<br />

So verlief die Abendmahlsh<strong>an</strong>dlung <strong>und</strong> die Ermahnungen <strong>der</strong> Prediger, sie <strong>in</strong> Ehrfurcht <strong>und</strong><br />

Ordnung zu begehen, waren nicht vergeblich. E<strong>in</strong>e Abendmahlsversammlung <strong>der</strong> Fr<strong>an</strong>zosen bot<br />

e<strong>in</strong>en ernsten tief feierlichen Anblick, zumal <strong>in</strong> jenen Zeiten, wo m<strong>an</strong> sich <strong>von</strong> allen Seiten geängstigt<br />

zusammenstahl, um die Güte des Herrn zu schmecken.<br />

Nach <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong> konnte <strong>der</strong> Pastor auch <strong>an</strong><strong>der</strong>e Worte <strong>der</strong> Austeilung gebrauchen. <strong>Die</strong>selbe<br />

f<strong>in</strong>det auch die viermalige Feier des Abendmahls im Jahre zu wenig, weil es sehr nützlich wäre, daß<br />

das Volk durch den häufigen Gebrauch des Sakraments im Glauben sich übe <strong>und</strong> wachse. Doch<br />

wollte sie nicht <strong>an</strong> <strong>der</strong> feststehenden Sitte <strong>der</strong> Kirche än<strong>der</strong>n. Wir wollen hier noch e<strong>in</strong>ige Anordnungen<br />

<strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong> <strong>in</strong> Bezug auf das Abendmahl nicht übergehen. „Wo ke<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de gebildet<br />

ist, ist es nicht erlaubt das Abendmahl des Herrn zu feiern,“ damit ist dem Abendmahle <strong>der</strong> Charakter<br />

<strong>der</strong> Kommunion gewahrt <strong>und</strong> die Feier mit e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>zelnen verboten. „<strong>Die</strong> Gläubigen, welche<br />

das Wort Gottes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de hören <strong>und</strong> die Sakramente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>an</strong><strong>der</strong>en empf<strong>an</strong>gen, sollen<br />

gestraft werden <strong>und</strong> sich mit <strong>der</strong> nächsten <strong>und</strong> bestgelegensten Kirche nach <strong>der</strong> Anweisung <strong>der</strong><br />

Kreissynode verb<strong>in</strong>den.“<br />

Es ist e<strong>in</strong>e Verletzung <strong>der</strong> Liebe gegen die Prediger <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Verachtung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong><br />

Brü<strong>der</strong>, wenn m<strong>an</strong> wohl das Abendmahl bei ihnen empf<strong>an</strong>gen will, aber nicht zu ihren Predigten<br />

kommt. Und doch geschieht dies sehr oft unter uns <strong>und</strong> wie <strong>in</strong> vielen <strong>an</strong><strong>der</strong>en Fällen <strong>der</strong> Zucht,<br />

steht <strong>der</strong> Prediger meist machtlos da, <strong>in</strong>dem er durch eigene Schwäche geb<strong>und</strong>en ist o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>sprechende<br />

Gleichgültigkeit f<strong>in</strong>det.<br />

<strong>Die</strong> Verachtung des Sakraments <strong>der</strong> Taufe, welche <strong>in</strong> unserer Zeit so allgeme<strong>in</strong> ist, daß die Eltern<br />

durch e<strong>in</strong>e ver<strong>der</strong>bliche Sitte <strong>und</strong> kalten Unglauben sich abhalten lassen, ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> die Kirche<br />

zu begleiten, während sie d<strong>an</strong>n wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> menschlichen E<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong> Konfirmation e<strong>in</strong><br />

meist weltliches Gepränge machen <strong>und</strong> das zerbrechliche Gelübde des Menschen höher achten als<br />

den treuen B<strong>und</strong> Gottes – dieser Verachtung war durch die guten Anordnungen <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong> <strong>in</strong> den<br />

fr<strong>an</strong>zösischen Geme<strong>in</strong>den gesteuert.<br />

E<strong>in</strong>e Haustaufe war nur erlaubt, wenn sich <strong>in</strong> den Zeiten schwerer Verfolgung noch gar ke<strong>in</strong>e<br />

Geme<strong>in</strong>de gebildet hatte, best<strong>an</strong>d aber e<strong>in</strong>e solche, so hatten die Eltern die Verpflichtung ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> die Versammlung <strong>der</strong> Gläubigen zu br<strong>in</strong>gen. <strong>Die</strong> Geme<strong>in</strong>de wurde d<strong>an</strong>n ermahnt mit Hochachtung<br />

<strong>der</strong> Verwaltung <strong>der</strong> Taufe beizuwohnen <strong>und</strong> um das Fortgehen <strong>der</strong>selben abzuschneiden,<br />

vollzog m<strong>an</strong> die Taufe vor <strong>der</strong> Erteilung des Segens. So st<strong>an</strong>d die Taufe <strong>in</strong> gleicher Ehre wie das<br />

Abendmahl <strong>und</strong> gegen beide Stiftungen des Herrn befahl die Diszipl<strong>in</strong> dieselbe heilige Ehrfurcht.<br />

Obwohl die Sitte <strong>von</strong> Paten ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schrift befohlene ist, hielt doch die Diszipl<strong>in</strong> auf dieser alten<br />

Weise, damit die Taufzeugen <strong>von</strong> ihrem eigenen Glauben Bekenntnis ablegten, <strong>der</strong> Taufe des<br />

K<strong>in</strong>des <strong>von</strong> ihnen beigestimmt werde, <strong>und</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Gläubigen gepflegt, B<strong>an</strong>de <strong>der</strong><br />

Fre<strong>und</strong>schaft geknüpft würden. <strong>Die</strong> Paten mußten e<strong>in</strong> h<strong>in</strong>reichendes Alter haben, schon zum Tische

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