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Die Zöglinge Calvins in Halle an der Saale von ... - Licht und Recht

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10.Das gute Bekenntnis am Weihnachtsfeste 1613.<br />

Schon vor dem Übertritte Joh<strong>an</strong>n Sigism<strong>und</strong>s zur reformierten Kirche, liegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte<br />

Br<strong>an</strong>denburgs m<strong>an</strong>che Ereignisse vor, durch welche das kurfürstliche Haus sich den Reformierten<br />

verb<strong>an</strong>d <strong>und</strong> die daher prophetisch auf jenen letzten Schritt h<strong>in</strong>weisen, durch den Joh<strong>an</strong>n Sigism<strong>und</strong><br />

nicht nur „se<strong>in</strong>em Gewissen Ruhe gab,“ son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> großartigen Entwicklung se<strong>in</strong>es L<strong>an</strong>des<br />

freien Weg brach <strong>und</strong> die spätere Macht <strong>und</strong> Ehre Preußens begründete.<br />

Es ist ke<strong>in</strong>e Übertreibung son<strong>der</strong>n geschichtliche Wahrheit, wenn <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte Historiker gesagt<br />

haben, daß Br<strong>an</strong>denburg <strong>und</strong> Preußen durch den Segen <strong>der</strong> reformierten Kirche befruchtet s<strong>in</strong>d, aus<br />

ihr Kraft <strong>und</strong> Gedeihen gewonnen haben.<br />

Am 30. September 1586 wurde e<strong>in</strong>e deutsche Ges<strong>an</strong>dtschaft He<strong>in</strong>rich III. <strong>von</strong> Fr<strong>an</strong>kreich zugeführt,<br />

unter <strong>der</strong> sich auch br<strong>an</strong>denburgische Herren bef<strong>an</strong>den, welche für die Hugenotten <strong>in</strong> bitten<strong>der</strong><br />

Vorstellung e<strong>in</strong>traten. Ihre Aufnahme war ke<strong>in</strong>e fre<strong>und</strong>liche, die fr<strong>an</strong>zösische Majestät wun<strong>der</strong>te<br />

sich wie die Fürsten den verbreiteten Verleumdungen hätten Glauben schenken können <strong>und</strong> ließ zugleich<br />

den Abges<strong>an</strong>dten ihre Pässe überreichen, <strong>von</strong> denen sie gut täten schon am folgenden Morgen<br />

Gebrauch zu machen. M<strong>an</strong> mußte die „hitzige Antwort“ des Königs h<strong>in</strong>nehmen <strong>und</strong> <strong>der</strong> gelassene<br />

Joh<strong>an</strong>n Georg war zwar durch „solche Unbescheidenheit“ verletzt, hielt es aber doch fürs beste<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ruhigen Art, die Sache „zu diesem Male <strong>an</strong> se<strong>in</strong>en Ort zu stellen.“<br />

Es mag sehr wenig Sympathie für die Hugenotten <strong>in</strong> Joh<strong>an</strong>n Georg gewesen se<strong>in</strong>, immerh<strong>in</strong> war<br />

jene Ges<strong>an</strong>dtschaft e<strong>in</strong> Zeugnis für die allgeme<strong>in</strong>e ev<strong>an</strong>gelische Sache <strong>und</strong> hatte die Teilnahme <strong>an</strong>gesehener<br />

Familien im L<strong>an</strong>de, die sich den Calv<strong>in</strong>isten nahe fühlten, des Fabi<strong>an</strong> <strong>von</strong> Dohna, des<br />

Thomas <strong>von</strong> Knesebeck, m<strong>an</strong>cher Bürgermeister <strong>und</strong> Ratspersonen.<br />

Erregt <strong>und</strong> leidenschaftlich sprach sich Joachim Friedrich <strong>der</strong> Sohn des Kurfürsten über die<br />

schimpfliche Antwort He<strong>in</strong>richs aus. „Mögen die auswärtigen ev<strong>an</strong>gelischen Kirchen nicht e<strong>in</strong>er<br />

Me<strong>in</strong>ung mit uns im Artikel vom Abendmahle se<strong>in</strong>, aber wir können bei uns nicht <strong>an</strong><strong>der</strong>s schließen,<br />

als daß sie unsere Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> wir ihnen zu helfen schuldig s<strong>in</strong>d.“<br />

Als nach dem Tode Joh<strong>an</strong>n Georgs Joachim Friedrich Regent des L<strong>an</strong>des wurde, kam es noch<br />

nicht zu e<strong>in</strong>em reformierten Bekenntnis <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Seite. Er war freilich des Calv<strong>in</strong>ismus verdächtigt,<br />

mißt zwischen beiden Bekenntnissen ab <strong>und</strong> neigt sich zum reformierten. Argwöhnisch beobachtete<br />

m<strong>an</strong> ihn <strong>und</strong> nichts Gutes hofften die lutherischen Stände. Der verstorbene Kurfürst hatte<br />

den Jüngern des Hauses schon nicht getraut <strong>und</strong> Joachim Friedrich <strong>und</strong> Joh<strong>an</strong>n Sigism<strong>und</strong> mußten<br />

e<strong>in</strong>en Revers unterschreiben, „bei <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Lehre zu beharren.“ Demgemäß erklärte Joachim<br />

Friedrich auch gleich bei se<strong>in</strong>em Antritte <strong>der</strong> Regierung, er werde <strong>in</strong> Religionssachen nicht die ger<strong>in</strong>gste<br />

Än<strong>der</strong>ung treffen <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> August<strong>an</strong>a <strong>und</strong> Konkordienformel bleiben. Indessen wünschte<br />

er e<strong>in</strong>ige Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> den kirchlichen Gebräuchen <strong>der</strong> Mark, <strong>von</strong> denen m<strong>an</strong>che ärgerlich wären.<br />

M<strong>an</strong> pflegte noch die Elevation zu üben, e<strong>in</strong>e hölzerne Taube am Pf<strong>in</strong>gstseste aufzuziehen, zu<br />

Ostern das Laufen <strong>der</strong> Jünger nach dem Grabe des Herrn <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Karwoche die Passion darzustellen:<br />

nicht zur Andacht son<strong>der</strong>n als e<strong>in</strong>e die Menge unterhaltende Komödie. <strong>Die</strong> lutherischen<br />

Geistlichen selbst bezeichneten das Alles als Mißbräuche <strong>und</strong> wollten auch den Exorzismus nur „als<br />

e<strong>in</strong>e heilsame Er<strong>in</strong>nerung <strong>an</strong> unsere Sündhaftigkeit“ <strong>in</strong> lediglich symbolischer Bedeutung beibehalten.<br />

Unter den Räten des Kurfürsten mehrten sich die Calv<strong>in</strong>isten, er selbst n<strong>an</strong>nte sie „ruhige, friedfertige<br />

Leute.“<br />

Auf Joachim Friedrich folgte Joh<strong>an</strong>n Sigism<strong>und</strong>; er ist <strong>der</strong> M<strong>an</strong>n fürstlicher reformatorischer Ged<strong>an</strong>ken.

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