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Die Zöglinge Calvins in Halle an der Saale von ... - Licht und Recht

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87 Das gute Bekenntnis am Weihnachtsfeste 1613.<br />

punkten wi<strong>der</strong> Gottes Wort sei, später steigerte er dies dah<strong>in</strong>, daß „die Calv<strong>in</strong>isten <strong>in</strong> 99 Punkten mit<br />

den Ari<strong>an</strong>ern <strong>und</strong> Türken übere<strong>in</strong>stimmen.“ Der Ruf: „lieber päpstisch als calv<strong>in</strong>isch“ war allgeme<strong>in</strong>.<br />

Der Gott <strong>der</strong> Calv<strong>in</strong>isten galt als <strong>der</strong> Teufel. Wir wollen nicht <strong>in</strong> diesen unflätigen Sumpf h<strong>in</strong>absteigen.<br />

<strong>Die</strong> Erwi<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> reformierten Theologen Bergius, Pelargus, Füssel <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>er<br />

führten mit Umsicht den unwi<strong>der</strong>leglichen Beweis, wie außer <strong>der</strong> mündlichen Nießung im Abendmahle<br />

e<strong>in</strong>e große Lehre<strong>in</strong>heit zwischen den beiden Bekenntnissen herrsche, wie Luther selbst <strong>in</strong> unzähligen<br />

Ausdrücken das behaupte, was m<strong>an</strong> jetzt als calv<strong>in</strong>istische Irrlehre verwerfe. Es möge <strong>der</strong><br />

Unbef<strong>an</strong>gene e<strong>in</strong>mal die Schriften <strong>der</strong> Streitenden durchgehen <strong>und</strong> sehen, ob nicht die Reformierten<br />

durch Besonnenheit <strong>und</strong> Weisheit das Übergewicht haben, ja auch durch ihren gerechteren W<strong>an</strong>del.<br />

Wie unlauter ist Höe <strong>von</strong> Honegg. Was er im Privatgespräch zugab, das leugnete er <strong>in</strong> <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Fehde. Später hat er bei dem Leipziger Gespräch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em eigenen Hause e<strong>in</strong>en Kreis <strong>von</strong> reformierten<br />

<strong>und</strong> lutherischen Theologen versammelt, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e günstige Union zwischen beiden Parteien<br />

e<strong>in</strong>geleitet. Se<strong>in</strong>e Theologie war g<strong>an</strong>z <strong>von</strong> den politischen Zugw<strong>in</strong>den abhängig <strong>und</strong> selbst mit<br />

den Römischen, die er doch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en bedeutendsten schriftstellerischen Arbeiten als die <strong>Die</strong>ner des<br />

Antichristen darstellt, konnte er sich vere<strong>in</strong>igen <strong>und</strong> die Jesuiten tr<strong>an</strong>ken auf se<strong>in</strong>e Ges<strong>und</strong>heit große<br />

Gläser We<strong>in</strong> mit entblößtem Haupte aus. Das Geld vermochte bei ihm Alles, er ist durch se<strong>in</strong>e diplomatische<br />

Theologie sehr reich geworden <strong>und</strong> gerne sagte er es se<strong>in</strong>en Fre<strong>und</strong>en <strong>in</strong>s Ohr, daß ihm<br />

Erzherzog Karl e<strong>in</strong>en vergüldeten Gießbecher <strong>und</strong> Gießk<strong>an</strong>ne verehrt, die österreichischen Stände<br />

e<strong>in</strong> Donativ <strong>von</strong> 2000 Gulden usw.<br />

Nun <strong>in</strong> diesem Sturme se<strong>in</strong>es Volkes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Theologen blieb Joh<strong>an</strong>n Sigism<strong>und</strong> milde <strong>und</strong> gesammelt.<br />

Zu se<strong>in</strong>en L<strong>an</strong>dständen hat er gesagt: „daß er wohl bis zum letzten Blutstropfen bei <strong>der</strong> erk<strong>an</strong>nten<br />

<strong>und</strong> bek<strong>an</strong>nten Religion bleiben werde <strong>und</strong> sollte er auch <strong>der</strong> Kontribution tausendmal <strong>in</strong><br />

Mängel stehen.“ Auf die Vorstellungen <strong>von</strong> Kursachen erwi<strong>der</strong>te er: „<strong>von</strong> me<strong>in</strong>em Gewissen <strong>und</strong><br />

Glaubensbekenntnis will ich vor Gott <strong>und</strong> allen Menschen Rechenschaft zu geben wissen, <strong>in</strong> allem<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>en will ich D. L. getreuer, beständiger, un<strong>von</strong>e<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>geschiedener Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> lieber Bru<strong>der</strong><br />

allzeit erf<strong>und</strong>en werden.“<br />

In den Marken verzichtete er sogar auf das <strong>Recht</strong> <strong>an</strong> den Orten, wo er Patron war, e<strong>in</strong>en Prediger<br />

<strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Überzeugung <strong>an</strong>zustellen. Er begnügte sich mit se<strong>in</strong>er Domkirche <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, nicht e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>zige Kirche o<strong>der</strong> Kapelle g<strong>in</strong>g den Luther<strong>an</strong>ern verloren. <strong>Die</strong> im L<strong>an</strong>de zerstreuten Reformierten<br />

kamen nach Berl<strong>in</strong> zur Kommunion o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hofprediger des Kurfürsten hielt ihnen bei e<strong>in</strong>er Reise<br />

se<strong>in</strong>es Herrn e<strong>in</strong>e Gastpredigt. Nur e<strong>in</strong>e entschiedene Begünstigung <strong>der</strong> Reformierten erlaubte sich<br />

<strong>der</strong> Kurfürst: se<strong>in</strong> Hofprediger Bergius trat <strong>in</strong> das lutherische Konsistorium.<br />

Wie vere<strong>in</strong>samt auch Joh<strong>an</strong>n Sigism<strong>und</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em L<strong>an</strong>de st<strong>an</strong>d, es kamen ihm doch auch <strong>von</strong><br />

se<strong>in</strong>en Untert<strong>an</strong>en erhebende <strong>und</strong> stärkende Zeugnisse zu Hilfe. Es s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige da<strong>von</strong> uns überliefert.<br />

Welche Freude <strong>der</strong> Übertritt des Kurfürsten unter den wenigen Reformierten des L<strong>an</strong>des hervorrief,<br />

welche schon l<strong>an</strong>ge nach <strong>der</strong> Teilnahme <strong>an</strong> <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en schriftgemäßen Verwaltung des<br />

Abendmahles sich gesehnt hatten, zeigt das orig<strong>in</strong>elle <strong>und</strong> freudige Bekenntnis, welches Thomas<br />

<strong>von</strong> Knesebeck, Oberhauptm<strong>an</strong>n <strong>der</strong> alten Mark nie<strong>der</strong>setzte <strong>und</strong> das viel gelesen <strong>und</strong> verbreitet<br />

wurde. In se<strong>in</strong>en „beständigen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Gottes Wort gegründeten Ursachen,“ warum er das Abendmahl<br />

<strong>in</strong> Zukunft mit den Zeremonien zu feiern gedenke, welche <strong>der</strong> Herr selbst gebraucht habe, beg<strong>in</strong>nt<br />

er damit, daß „ja ke<strong>in</strong> Mensch leugnen könne, daß <strong>der</strong> Herr Christus wahrhaftiges Speisebrot<br />

gebraucht habe.“ Da wir nun „auf se<strong>in</strong>en M<strong>und</strong> <strong>an</strong>gewiesen s<strong>in</strong>d,“ auch die alte Kirche natürliches<br />

Brot genommen habe, wer wolle es ihm verdenken, daß er dessen gebrauche. Habe er doch so e<strong>in</strong>e<br />

„gewisse Gleichheit mit dem bezeichneten Gute,“ wäre ke<strong>in</strong>en, Zweifel unterworfen, ob <strong>der</strong> Brauch<br />

dem Herrn wohlgefalle, gebe ke<strong>in</strong>em Aberglauben Raum.

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