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Die Zöglinge Calvins in Halle an der Saale von ... - Licht und Recht

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13.<strong>Die</strong> soziale Wohltat.<br />

Wohltaten aus früherer Zeit werden bald vergessen, wenn nicht sichtbare auffällige Denkmäler<br />

<strong>von</strong> ihnen <strong>in</strong> die Gegenwart h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ragen. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den allgeme<strong>in</strong>en Strom dessen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geworfen,<br />

was <strong>von</strong> Güte <strong>und</strong> Gabe durch unsere Vorfahren aus uns geerbt ist <strong>und</strong> wir haben aus demselben geschöpft<br />

<strong>und</strong> genommen, ohne viel <strong>an</strong> die Gestalten <strong>und</strong> Namen <strong>der</strong> alten vergessenen Fre<strong>und</strong>e zu<br />

gedenken. Unsere Gegenwart ist durch sie geworden, doch da Holz <strong>und</strong> Ste<strong>in</strong>, Schild <strong>und</strong> Inschrift<br />

nicht mehr <strong>von</strong> ihnen redet, kennen wir sie nicht. Fr<strong>an</strong>ckes Name <strong>und</strong> Wohltat steht lebendig vor<br />

unseren Augen <strong>in</strong> den noch jetzt <strong>von</strong> lernen<strong>der</strong> Jugend fröhlich belebten Gebäuden: eben <strong>in</strong> jener<br />

Zeit, wo se<strong>in</strong>e Stiftungen entst<strong>an</strong>den, wurde die Stadt noch durch <strong>an</strong><strong>der</strong>e Gaben beglückt, die nicht<br />

weniger bedeutsam für ihr Gedeihen <strong>und</strong> ihre Blüte waren, aber ich weiß, ich nenne unbek<strong>an</strong>nte Namen,<br />

spreche ich <strong>von</strong> Abraham Valery, Aaron Basset, Le Clerc, Arbalétrier. Wir wollen ihr <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>er<br />

Gedächtnis wie<strong>der</strong> auffrischen <strong>und</strong> hoffen unsere Mitbürger mit d<strong>an</strong>kbarem Gefühl für die<br />

Calv<strong>in</strong>isten zu erfüllen.<br />

<strong>Die</strong> bedeutende Entwicklung <strong>Halle</strong>s, welche im Ende des siebzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts beg<strong>in</strong>nt, ist<br />

durch die Übergabe des Herzogtums Magdeburg <strong>an</strong> das br<strong>an</strong>denburgische Fürstenhaus e<strong>in</strong>geleitet<br />

worden. Wie g<strong>an</strong>z Preußen alle<strong>in</strong> durch se<strong>in</strong>e Fürsten zu <strong>der</strong> Höhe gekommen ist, die es heute e<strong>in</strong>nimmt,<br />

so hat beson<strong>der</strong>s auch <strong>Halle</strong> die br<strong>an</strong>denburgischen Regenten zu segnen. Sie haben die Universität<br />

gestiftet, Fr<strong>an</strong>cke zu uns gezogen, den Fr<strong>an</strong>zosen das L<strong>an</strong>d geöffnet, ihnen Sitze <strong>in</strong> <strong>Halle</strong><br />

gegeben <strong>und</strong> durch diese drei Taten mit plötzlichem Schlage die Stadt verän<strong>der</strong>t <strong>und</strong> umgeschaffen.<br />

<strong>Die</strong> alte Zeit <strong>Halle</strong>s schließt ab mit den Trümmern <strong>und</strong> dem Elende, welches <strong>der</strong> dreißigjährige<br />

Krieg <strong>und</strong> die Pest gebracht hatten.<br />

E<strong>in</strong> genauer Kenner unserer Stadtgeschichte me<strong>in</strong>t, es wären nach dem Kriege nur noch 900<br />

Häuser <strong>in</strong> schlechtem Zust<strong>an</strong>de bewohnt gewesen. <strong>Die</strong> E<strong>in</strong>wohnerzahl hätte kaum die Höhe <strong>von</strong><br />

5000 Seelen überstiegen. <strong>Die</strong> Geme<strong>in</strong>deschuld war zermalmend groß, <strong>der</strong> H<strong>an</strong>del gänzlich ru<strong>in</strong>iert,<br />

Leipzig nicht nur son<strong>der</strong>n auch Magdeburg hatten den vollen Vorsprung. Selbst die reichen Sal<strong>in</strong>en<br />

schienen zu versiegen, m<strong>an</strong> übertraf ihren Betrieb <strong>an</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Orten durch bessere E<strong>in</strong>richtungen.<br />

Sollte <strong>der</strong> Stadt geholfen werden, so mußten neue lebensvolle Bürger <strong>in</strong> ihre Mitte treten, e<strong>in</strong> frisches<br />

Blut durch die matten A<strong>der</strong>n r<strong>in</strong>nen.<br />

E<strong>in</strong>e Schil<strong>der</strong>ung des dreißigjährigen Krieges <strong>von</strong> Hertzberg schließt mit den Worten: „zur Zeit<br />

des großen Friedrich Wilhelm leuchteten dieser Stadt nach mehr denn 60 Jahren blutig dunkler<br />

Nacht wie<strong>der</strong> die ersten goldenen Sonnenstrahlen e<strong>in</strong>es besseren Tages, e<strong>in</strong>er neuen Zukunft.“ Es<br />

kamen die Fr<strong>an</strong>zosen, es kamen die Pfälzer. Gehen wir dem <strong>von</strong> ihnen gebrachten lichten Tage entgegen.<br />

Von welchem bedeutenden E<strong>in</strong>flusse die fr<strong>an</strong>zösischen Flüchtl<strong>in</strong>ge auf die gesegnete Entwicklung<br />

<strong>der</strong> br<strong>an</strong>denburgischen L<strong>an</strong>de gewesen s<strong>in</strong>d, hat <strong>der</strong> große König Preußens selbst am besten <strong>in</strong><br />

fe<strong>in</strong>en Geschichtsbüchern gewürdigt.<br />

Fr<strong>an</strong>kreich war den übrigen Län<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Kultur <strong>und</strong> Bildung vor<strong>an</strong>. Es waren nicht nur die engen<br />

Kreise <strong>der</strong> Gelehrten, <strong>in</strong> denen die Wissenschaften heimisch waren, son<strong>der</strong>n sie hatten sich auch <strong>in</strong><br />

den sogen<strong>an</strong>nt ungelehrten, höheren <strong>und</strong> mittleren, selbst unter dem weiblichen Geschlechte verbreitet.<br />

M<strong>an</strong> las viel, schätzte Kenntnisse <strong>und</strong> übte sich <strong>in</strong> <strong>an</strong>genehmen Lebensformen.<br />

Bei den protest<strong>an</strong>tischen Fr<strong>an</strong>zosen wirkte auch <strong>der</strong> Kampf gegen Rom <strong>und</strong> die Gefahr des Abfalles<br />

dah<strong>in</strong>, daß m<strong>an</strong> durch stete Lektüre <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en guten Unterricht <strong>in</strong> den Gründen des ev<strong>an</strong>gelischen<br />

Glaubens sich bemühte fest <strong>und</strong> sicher zu werden. Das Lesen religiöser <strong>und</strong> historischer Bücher<br />

auch <strong>der</strong> alten Klassiker <strong>in</strong> den Übersetzungen, welche ihre Sprache schon damals hatte, war<br />

den Fr<strong>an</strong>zosen Bedürfnis geworden. Noch jetzt hat das adlige Fräule<strong>in</strong>stift <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en

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