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Die Zöglinge Calvins in Halle an der Saale von ... - Licht und Recht

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<strong>Die</strong> Predigt, die Psalmen, <strong>der</strong> Katechismus. 54<br />

<strong>der</strong> reichhaltige, scharf logisch <strong>und</strong> theologisch tief beh<strong>an</strong>delte Stoff machen ihn nicht geeignet zu<br />

e<strong>in</strong>em Lehrbuche für die Jugend, welche e<strong>in</strong>en Katechismus auswendig lernen <strong>und</strong> hervorstechende<br />

bedeutsame Fragen <strong>und</strong> Antworten leicht packen <strong>und</strong> greifen muß. Für die Jugend <strong>in</strong> höheren Unterrichtsklassen,<br />

für Erwachsene gibt er e<strong>in</strong>e meisterhafte katechetische Verarbeitung des reichen Inhaltes<br />

<strong>der</strong> Institutionen <strong>und</strong> es ist uns ke<strong>in</strong>e <strong>an</strong><strong>der</strong>e Schrift <strong>Calv<strong>in</strong>s</strong> bek<strong>an</strong>nt, welche <strong>in</strong> so bündiger<br />

Form uns se<strong>in</strong>en Ged<strong>an</strong>kenschatz erschlösse. Der Katechismus ist e<strong>in</strong>e Institution im Kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />

trägt wie jene die Vorzüge <strong>der</strong> calv<strong>in</strong>ischen theologischen Bildung: Schärfe des Ged<strong>an</strong>kens, Bestimmtheit<br />

<strong>und</strong> Sauberkeit <strong>der</strong> Exegese, heilige Überzeugung <strong>und</strong> Beredsamkeit e<strong>in</strong>es dem göttlichen<br />

Worte sich unterwerfenden Verst<strong>an</strong>des.<br />

Stellen wir die drei Hauptkatechismen <strong>der</strong> ev<strong>an</strong>gelischen Kirche nebene<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>, so ist <strong>der</strong> Lutherische<br />

e<strong>in</strong> volkstümliches frisches Glaubensbekenntnis, welches erhebt <strong>und</strong> stärkt, aber ke<strong>in</strong>e Rücksicht<br />

nimmt auf schulgerechte Durchbildung <strong>und</strong> Verb<strong>in</strong>dung se<strong>in</strong>er Ged<strong>an</strong>ken; <strong>der</strong> Calv<strong>in</strong>ische die<br />

sorgfältige Studie e<strong>in</strong>es großen Lehrmeisters, welcher se<strong>in</strong>e Ged<strong>an</strong>ken für das Verständniß <strong>der</strong> Jugend<br />

vere<strong>in</strong>fachen will, jedoch dabei sich selbst <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Vermögen zu sehr im Auge behält; <strong>der</strong><br />

Heidelberger die ges<strong>und</strong>e Mitte zwischen beiden: Lehrklarheit <strong>und</strong> Bekenntniswärme <strong>in</strong> sich vere<strong>in</strong>igend.<br />

Es würde uns zu weit führen, wollten wir hier e<strong>in</strong>e genaue Zerglie<strong>der</strong>ung des Genfer Katechismus<br />

geben, nur auf e<strong>in</strong>ige schöne <strong>und</strong> eigentümliche Züge möchten wir aufmerksam machen. Was<br />

ist die Bestimmung des menschlichen Lebens, so beg<strong>in</strong>nt gleich das Buch, als die Erkenntnis des<br />

Gottes, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> uns verherrlichen will <strong>und</strong> dieser Ged<strong>an</strong>ke wird durch alle se<strong>in</strong>e Teile erhebend<br />

<strong>und</strong> kraftvoll durchgeführt, denn Gott wird <strong>in</strong> uns verherrlicht, wenn wir <strong>in</strong> Christo ihm unser volles<br />

Vertrauen schenken, se<strong>in</strong>em Gesetze gehorsamen, se<strong>in</strong>en Namen <strong>an</strong>rufen, zu welchen drei Stücken<br />

wir durch das Wort Gottes <strong>und</strong> die Sakramente erweckt werden.<br />

Wird im ersten Teile die unendliche Macht Gottes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schöpfung <strong>und</strong> Vorsehung gepriesen, so<br />

dies doch ke<strong>in</strong>eswegs um vor ihr sprachlos zu verstummen <strong>und</strong> ged<strong>an</strong>kenlos uns zu beugen, son<strong>der</strong>n<br />

um ihr weisheitsvolles Regieren zu erkennen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Gott den durch nichts beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Beschützer<br />

<strong>und</strong> Bürgen unseres Heiles zu glauben.<br />

Wie schlichtet doch den Ha<strong>der</strong> um die Genugtuungslehre die Antwort auf die Frage: „Wird dem<br />

Sohne Gottes nicht e<strong>in</strong>e Schmach zugefügt, wenn m<strong>an</strong> sagt, er sei dem Fluche Gottes unterworfen<br />

gewesen, selbst vor Gott? Ke<strong>in</strong>eswegs. Denn <strong>in</strong>dem er ihn auf sich nahm, hat er ihn aufgehoben; er<br />

hat aber <strong>in</strong>dessen nicht aufgehört, <strong>der</strong> Gesegnete zu se<strong>in</strong>, damit er se<strong>in</strong>en Segen über uns ausgieße.“<br />

In <strong>der</strong> Beh<strong>an</strong>dlung <strong>der</strong> Frage, warum die Gläubigen noch sterben müssen, heißt es ermutigend:<br />

„Wir dürfen vor dem Tode nicht mehr erschrecken, als wäre er etwas Furchtbares, son<strong>der</strong>n sollen<br />

mit getrostem Mute unserem Führer Christo folgen, <strong>der</strong> wie er selbst im Tode nicht umkam, auch<br />

uns nicht umkommen läßt.“ Es ist bek<strong>an</strong>nt, daß <strong>der</strong> Katechismus die Höllenfahrt Christi als die<br />

furchtbare Angst faßt, welche die Seele Christi <strong>in</strong> ihrem Todesleiden ergriff, doch unterscheidet sich<br />

diese Seelenqual <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Gottlosen dadurch, daß <strong>der</strong> Sohn während se<strong>in</strong>er Kämpfe nicht aufhörte<br />

dem Vater zu vertrauen <strong>und</strong> so gleichsam nur e<strong>in</strong>en Stachel mit se<strong>in</strong>en vorübergehenden Stichen<br />

fühlte, während jenen e<strong>in</strong> tödliches Schwert das Herz verw<strong>und</strong>et <strong>und</strong> sie zu offenen Gotteslästerungen<br />

h<strong>in</strong>reißt. <strong>Die</strong> Kirche wird g<strong>an</strong>z knapp als <strong>der</strong> Leib <strong>und</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Gläubigen gefaßt,<br />

welche Gott zum ewigen Leben vorherbestimmt hat; diese Kirche ist zwar auch e<strong>in</strong>e sichtbare <strong>und</strong><br />

als solche <strong>an</strong> gewissen Merkmalen zu erkennen, doch ist die Versammlung <strong>der</strong> geheimnisvoll Erwählten<br />

ke<strong>in</strong>eswegs mit <strong>der</strong> g<strong>an</strong>zen sichtbaren Kirche identisch, vielmehr muß sie als solche geglaubt<br />

werden <strong>und</strong> wird nicht mit den Augen gesehen. Wer mit dieser Kirche nicht verb<strong>und</strong>en ist,<br />

hat ke<strong>in</strong>e Vergebung <strong>der</strong> Sünde <strong>und</strong> wer nicht bei ihr verharrt, k<strong>an</strong>n dieselbe auch nicht bewahren.

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