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Die Zöglinge Calvins in Halle an der Saale von ... - Licht und Recht

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59 <strong>Die</strong> ersten Pastoren.<br />

beschäftigt sich schon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Freizeit <strong>an</strong> letzterem Orte mit biblischer Chronologie. An e<strong>in</strong>er Erhebung,<br />

welche Brousson <strong>in</strong> den Cevennen geleitet, beteiligt, wurde Alphonse zu e<strong>in</strong>er Geldstrafe<br />

<strong>von</strong> 300 Livres verurteilt <strong>und</strong> für zehn Jahre se<strong>in</strong>es Amtes entsetzt. Auch se<strong>in</strong>e Bücher nahm m<strong>an</strong><br />

ihm <strong>und</strong> die bald darauf erfolgende Aufhebung des Ediktes <strong>von</strong> N<strong>an</strong>tes vertrieb ihn gänzlich aus<br />

Fr<strong>an</strong>kreich. Von Genf <strong>und</strong> Laus<strong>an</strong>ne geht er zuletzt nach Bern <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em früheren Reisegenossen<br />

e<strong>in</strong>en helfenden Fre<strong>und</strong>. 1685 bricht er nach Berl<strong>in</strong> auf, wo die vielen Emigr<strong>an</strong>ten h<strong>in</strong>eilten,<br />

<strong>und</strong> wird mit Isaak Sadier zum Pastor <strong>in</strong> Schwedt ern<strong>an</strong>nt. Se<strong>in</strong>e Klagen über die Zerissenheit<br />

<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de ver<strong>an</strong>lassen se<strong>in</strong>e Versetzung nach <strong>Halle</strong>. Es war am 13. April 1688, als ihn das Konsistorium<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Mitte empf<strong>in</strong>g mit D<strong>an</strong>k gegen die neue Wohltat des Kurfürsten, ihnen <strong>in</strong> diesem<br />

zweiten Prediger gegeben. Am nächsten Sonntage verwaltete er zum erstenmal das Abendmahl mit<br />

Vimielle <strong>und</strong> mit Reich, dem deutschen reformierten Prediger, <strong>und</strong> hielt nachmittags um 2 Uhr se<strong>in</strong>e<br />

Antrittspredigt. Es wurde jetzt stets zweimal am Sonntage gepredigt. Am 5. Mai 1689 schied de<br />

Vignolles schon <strong>von</strong> <strong>Halle</strong> <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g nach Br<strong>an</strong>denburg, wo er mit La Charriere <strong>der</strong> dortigen Geme<strong>in</strong>de<br />

diente <strong>und</strong> die l<strong>an</strong>ggesuchte Ruhe f<strong>an</strong>d. <strong>Die</strong> Nähe <strong>von</strong> Berl<strong>in</strong> hatte ihn hauptsächlich zur<br />

Wahl <strong>von</strong> Br<strong>an</strong>denburg bestimmt, da ihm noch Magdeburg <strong>und</strong> Fr<strong>an</strong>kfurt als neue Stellen vorgeschlagen<br />

wurden. In Br<strong>an</strong>denburg lebte er se<strong>in</strong>en wissenschaftlichen Arbeiten, über die wir nachher<br />

ausführlich berichten wollen, <strong>und</strong> wurde 1701 bei <strong>der</strong> Errichtung <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

gleich Anf<strong>an</strong>gs als Mitglied <strong>der</strong>selben <strong>an</strong>geschrieben. Auf das Verwenden <strong>von</strong> Leibnitz zieht ihn <strong>der</strong><br />

König bald darauf selbst nach Berl<strong>in</strong>, <strong>und</strong> ungern <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de entlassen, siedelte er dorth<strong>in</strong><br />

über, um sich nun g<strong>an</strong>z ungeteilt se<strong>in</strong>en Forschungen h<strong>in</strong>zugeben. <strong>Die</strong>se werden <strong>von</strong> 1713-1719 <strong>in</strong><br />

etwas unterbrochen durch die Verwaltung <strong>der</strong> fr<strong>an</strong>zösischen Geme<strong>in</strong>de zu Köpenik vor den Toren<br />

Berl<strong>in</strong>s. Auf se<strong>in</strong>e Anregung bildet sich <strong>in</strong> dem Hause <strong>von</strong> Jakob Lenf<strong>an</strong>t die gelehrte Gesellschaft<br />

<strong>der</strong> Ungen<strong>an</strong>nten, bei welcher er Sekretär ward. Beausobre las <strong>in</strong> ihr se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teress<strong>an</strong>ten kirchengeschichtlichen<br />

Arbeiten mit stets wie<strong>der</strong>kehrendem Reize vor, de Vignolles brachte Aufsätze aus fast<br />

allen gelehrten Gebieten, mit gleicher Teilnahme wirkten die Übrigen. Als 1727 Peter D<strong>an</strong>gicourt,<br />

<strong>der</strong> Direktor <strong>der</strong> mathematischen Klasse <strong>der</strong> Königlichen Sozietät zu Berl<strong>in</strong> starb, wurden die Glie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Klasse e<strong>in</strong>ig, de Vignolles <strong>an</strong> se<strong>in</strong>e Stelle zu wählen. Wie im Kreise <strong>der</strong> Wissenden war er<br />

auch bei Hofe geehrt. <strong>Die</strong> gebildete Sophie Dorothea zog e<strong>in</strong>st den schon acht <strong>und</strong> achtzigjährigen<br />

Gelehrten <strong>an</strong> ihre Tafel <strong>und</strong> fragte ihn aus über die Sittenlehre <strong>der</strong> Ch<strong>in</strong>esen, die Ansichten Wolfs,<br />

erzählte ihm <strong>von</strong> neuen Büchern <strong>und</strong> ließ ihren Namen auf die Käuferliste des ersten B<strong>an</strong>des se<strong>in</strong>er<br />

biblischen Zeitrechnung setzen. Er widmete ihr darauf dieses Buch <strong>und</strong> sie empf<strong>in</strong>g es fre<strong>und</strong>lich<br />

aus se<strong>in</strong>en Händen – die fe<strong>in</strong>e Dame die mühseligen l<strong>an</strong>ggesponnenen chronologischen Untersuchungen.<br />

Sehr geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t wurde de Vignolles <strong>an</strong> se<strong>in</strong>en Arbeiten durch e<strong>in</strong>e merkwürdige höchst seltene<br />

Augenkr<strong>an</strong>kheit, welche zu e<strong>in</strong>em Aufsatz des Hofmedicus Ludolf <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bibliothèque germ<strong>an</strong>ique<br />

Anlaß gab <strong>und</strong> die er selbst, wie er sie auch beklagte, mit dem Interesse <strong>der</strong> Wissenschaft beobachtete.<br />

Se<strong>in</strong>em mäßigen stillen Leben verd<strong>an</strong>kte er e<strong>in</strong> hohes Alter. Er starb am 24. Juli 1744,<br />

ohne K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu h<strong>in</strong>terlassen. Se<strong>in</strong>e Frau Marguerite Bernard, welche er 1683 geheiratet, <strong>und</strong> die<br />

1694 <strong>in</strong> den Wochen starb, hatte ihm 6 K<strong>in</strong><strong>der</strong> geschenkt, doch sie starben alle frühe.<br />

Se<strong>in</strong>e Schriften.<br />

Er hat zunächst <strong>in</strong> die Bibliothèque germ<strong>an</strong>ique <strong>und</strong> <strong>in</strong> die Histoire critique de la republique des<br />

lettres e<strong>in</strong>e Menge <strong>von</strong> Aufsätzen geliefert, welche meistens aus dem Gebiete genommen s<strong>in</strong>d, wo<br />

er se<strong>in</strong>e Bemühungen konzentrierte, aus dem chronologischen. In ersterem Sammelwerke f<strong>in</strong>den<br />

wir <strong>von</strong> ihm Untersuchungen über die Feste <strong>der</strong> Liebe <strong>und</strong> des Bacchus, de v<strong>in</strong>diciis veterum scriptorum<br />

des de la Croze, e<strong>in</strong> lettre pastorale gegen den Kritiker <strong>der</strong> neuen Übersetzung des fr<strong>an</strong>zösischen<br />

Neuen Testamentes Dartis, e<strong>in</strong>e Abh<strong>an</strong>dlung über den Ursprung des Weihnachtsfestes, e<strong>in</strong>e

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