Die Zöglinge Calvins in Halle an der Saale von ... - Licht und Recht
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31 Das kirchliche Vorbild <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Bekenntnis, Diszipl<strong>in</strong> <strong>und</strong> Gottesdienst.<br />
mit den Gläubigen Fr<strong>an</strong>kreichs <strong>in</strong> unermüdetem Eifer darauf dr<strong>an</strong>g, daß sich je<strong>der</strong> zu se<strong>in</strong>em Brü<strong>der</strong>häufle<strong>in</strong><br />
sammeln <strong>und</strong> h<strong>in</strong>zutun müsse, führte er die Bildung <strong>von</strong> wirklichen Geme<strong>in</strong>den herbei,<br />
welche sich als e<strong>in</strong>e zusammenhaltende Herde gegen die Gefahr des Abfalles wehren konnten. Tief<br />
<strong>und</strong> unvertilgbar ward so <strong>in</strong> die Herzen <strong>der</strong> reformierten Fr<strong>an</strong>zosen <strong>der</strong> Dr<strong>an</strong>g nach brü<strong>der</strong>licher Geme<strong>in</strong>schaft,<br />
nach geme<strong>in</strong>samer Anhörung des göttlichen Wortes <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>samer Feier des Abendmahles<br />
e<strong>in</strong>gepfl<strong>an</strong>zt <strong>und</strong> ihre Geschichte ist voll <strong>von</strong> erhebenden Beispielen, wie sie unter tausendfachen<br />
Gefahren sich um e<strong>in</strong>en Prediger des Ev<strong>an</strong>geliums versammelten. War es im Vaterl<strong>an</strong>de die<br />
drohende Gefahr <strong>der</strong> römischen Kirche, welche die Gläubigen vere<strong>in</strong>te, so hat <strong>in</strong> Br<strong>an</strong>denburg das<br />
Exil die Liebe geschärft <strong>und</strong> die fr<strong>an</strong>zösischen Geme<strong>in</strong>den waren vielfach Vorbil<strong>der</strong> treuen Zusammenschlusses<br />
<strong>und</strong> zarter gegenseitiger Anhänglichkeit.<br />
Der Artikel 27. bestimmt das Wesen <strong>der</strong> wahren Kirche dah<strong>in</strong>, daß sie die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong><br />
Gläubigen ist, die sich vere<strong>in</strong>igen um dem Worte Gottes zu folgen, dabei zu beharren <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Furcht Gottes zuzunehmen <strong>und</strong> zu wachsen. Gibt es auch unter den Gläubigen Heuchler <strong>und</strong> Verwerfliche,<br />
so k<strong>an</strong>n ihre Bosheit den Namen <strong>der</strong> Kirche nicht vernichten. Gehorsam unter Gottes<br />
Wort ist also e<strong>in</strong> wesentliches Kennzeichen <strong>der</strong> wahren Kirche. Ist die Mehrzahl <strong>der</strong> Kirchgenossen<br />
diesem Gehorsam entfremdet, so k<strong>an</strong>n <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Kirche <strong>in</strong> eigentlicher Redeweise nicht mehr gesprochen<br />
werden. <strong>Die</strong>s führt Artikel 21. näher aus, welcher dem Papsttum den Charakter <strong>der</strong> wahren<br />
Kirche abspricht. Alle die <strong>an</strong> se<strong>in</strong>en Versammlungen teilnehmen, reißen sich <strong>von</strong> dem Leibe Jesu<br />
Christi los. E<strong>in</strong>e schwache Spur <strong>von</strong> Kirche ist freilich noch im Papsttum erhalten, da das Wesen<br />
<strong>der</strong> Taufe übrig geblieben, <strong>der</strong>en Kraft nicht <strong>von</strong> dem abhängt, <strong>der</strong> sie verrichtet. E<strong>in</strong>e zweite Taufe<br />
ist daher für die, die <strong>in</strong> ihm getauft s<strong>in</strong>d, nicht nötig, doch soll m<strong>an</strong> sich jetzt hüten K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>von</strong> römischen<br />
Priestern taufen zu lassen. <strong>Die</strong>ser Artikel legt den Schluß nahe, daß nach <strong>der</strong> Lehre des Bekenntnisses<br />
die Predigt des Ev<strong>an</strong>geliums <strong>und</strong> die rechte Verwaltung <strong>der</strong> Sakramente noch nicht h<strong>in</strong>reichende<br />
Kennzeichen <strong>der</strong> wahren Kirche s<strong>in</strong>d, da dieselben auch dort verwaltet werden können,<br />
wo durch sie noch ke<strong>in</strong> Gehorsam unter das Wort gewirkt worden ist. <strong>Die</strong> wahre Kirche hat die Predigt<br />
des Ev<strong>an</strong>geliums <strong>und</strong> den re<strong>in</strong>en Gebrauch <strong>der</strong> Sakramente, aber wo sich dies beides f<strong>in</strong>det, da<br />
braucht sich noch nicht die wahre Kirche, das ist die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Heiligen, zu f<strong>in</strong>den, es s<strong>in</strong>d<br />
nur die Verheißung <strong>und</strong> die Mittel ihrer Schöpfung vorh<strong>an</strong>den, <strong>und</strong> das lebendige Haupt k<strong>an</strong>n nur<br />
e<strong>in</strong>en lebendigen Leib se<strong>in</strong> eigen nennen.<br />
<strong>Die</strong> wahre Kirche wird nach Artikel 30. nach e<strong>in</strong>er <strong>von</strong> unserem Herrn Jesu festgesetzten Ordnung<br />
durch die Pastoren, Vorsteher <strong>und</strong> Diakonen regiert, die über <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>heit <strong>der</strong> Lehre, Vernichtung<br />
<strong>der</strong> Laster <strong>und</strong> den Schutz <strong>der</strong> Armen <strong>und</strong> Angefochtenen zu wachen haben. <strong>Die</strong> Pastoren haben<br />
dasselbe Ansehen <strong>und</strong> die gleiche Macht unter dem alle<strong>in</strong>igen obersten Bischofe Jesu Christo<br />
<strong>und</strong> darf sich ke<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de über die <strong>an</strong><strong>der</strong>e e<strong>in</strong>e Herrschaft <strong>an</strong>maßen. Je<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>devorsteher<br />
(Artikel 31.) muß <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er rechtmäßigen Wahl e<strong>in</strong> Zeugnis se<strong>in</strong>es Berufes haben, doch k<strong>an</strong>n Gott<br />
auch zuweilen <strong>in</strong> traurigen Zeiten, wo <strong>der</strong> geregelte Fortbest<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Kirche unterbrochen war, auf<br />
außerordentlichem Wege Reformatoren erwecken. <strong>Die</strong> verschiedenen Vorsteher haben die für die<br />
Regierung des g<strong>an</strong>zen Kirchenkörpers nötigen Mittel <strong>in</strong>s Auge zu fassen. E<strong>in</strong>e gewisse Variation <strong>der</strong><br />
kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen nach örtlichen Bed<strong>in</strong>gungen ist erlaubt. Doch muß stets das (Artikel 33.)<br />
ihr alle<strong>in</strong>iger Zweck se<strong>in</strong>, die E<strong>in</strong>tracht <strong>und</strong> den Gehorsam <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>degenossen zu beför<strong>der</strong>n. E<strong>in</strong>es<br />
<strong>der</strong> wirksamsten Mittel hierzu ist <strong>der</strong> B<strong>an</strong>n, „<strong>von</strong> dem wir behaupten <strong>und</strong> bekennen, daß er notwendig<br />
sei mit Allem, was dazu gehört.“<br />
<strong>Die</strong> nun folgenden Artikel (34-38.) entwickeln die Lehre <strong>von</strong> den Sakramenten. <strong>Die</strong> Sakramente<br />
s<strong>in</strong>d das Wort begleitende Unterpfän<strong>der</strong> <strong>der</strong> göttlichen Gnade <strong>und</strong> unterstützen die Schwachheit unseres<br />
Glaubens. Sie s<strong>in</strong>d so wenig leere Zeichen, daß vielmehr Gott <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kraft se<strong>in</strong>es Geistes