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Die Zöglinge Calvins in Halle an der Saale von ... - Licht und Recht

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<strong>Die</strong> neuen Propheten <strong>und</strong> ihr Verteidiger. 68<br />

me<strong>in</strong>em höchsten Thron. Ich habe euch nicht vergessen, seid getreu. Friede! Friede! me<strong>in</strong>e Schafe.“<br />

<strong>Die</strong>ser Trostbrief <strong>von</strong> jenseits <strong>der</strong> Wasser bestärkte das hallesche Häufchen sehr, unverzagt bei e<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong><br />

zu bleiben <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gabe <strong>der</strong> Weissagung zu harren. <strong>Die</strong>se kam. Es war unter ihnen e<strong>in</strong> Mädchen<br />

<strong>von</strong> 18 Jahren, Maria Elisabeth Matthes, des Famulus auf dem Pädagogium <strong>in</strong> den Fr<strong>an</strong>ckeschen<br />

Stiftungen Christi<strong>an</strong> Matthes Tochter. Sie diente bei <strong>der</strong> Knopfmacher<strong>in</strong> als Magd, hatte den<br />

Versammlungen beigewohnt <strong>und</strong> bekam die Bewegungen des Leibes, welcher am 14. J<strong>an</strong>uar die<br />

Öffnung des M<strong>und</strong>es folgte. Ehe sie aber redete, zeigte sich ihr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entzückung unter den heftigsten<br />

Erschütterungen e<strong>in</strong> Kriegsheer auf weitem Felde. E<strong>in</strong> Engel des Herrn <strong>von</strong> strahlendem <strong>Licht</strong>e<br />

umgeben, gab ihr <strong>von</strong> zwei Schwertern, die er trug, e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> die H<strong>an</strong>d <strong>und</strong> trieb sie <strong>an</strong>, auf die Fe<strong>in</strong>de<br />

des Herrn zu schlagen. Zitternd faßt das Mägdle<strong>in</strong> das Schwert <strong>an</strong>, doch <strong>der</strong> Engel tröstet sie <strong>und</strong><br />

spricht ihr Mut e<strong>in</strong>. Da hat sie Mut, tapfer schlägt sie dare<strong>in</strong>, tötet viele Fe<strong>in</strong>de, <strong>an</strong><strong>der</strong>e fliehen. Jetzt<br />

ersche<strong>in</strong>t ihr Christus <strong>in</strong> den Wolken <strong>und</strong> viele Heilige mit ihm. Er spricht: „du sollst reden.“ Mit<br />

Kampf <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong>streben überläßt sie ihren M<strong>und</strong> dem Herrn <strong>und</strong> beg<strong>in</strong>nt: „rede, rede Herr, denn<br />

de<strong>in</strong>e Magd höret. Ich will mich aufmachen, ich will mich aufmachen, ich will mich aufmachen.<br />

Komme, komme, komme! Ich b<strong>in</strong> schon da etc. Nun b<strong>in</strong> ich de<strong>in</strong> <strong>und</strong> du bist me<strong>in</strong>, me<strong>in</strong> Schatz,<br />

me<strong>in</strong> Bräutigam, niem<strong>an</strong>d soll uns scheiden.“ Unter ihrer Rede war sie <strong>an</strong> die Erde gefallen, jetzt<br />

spr<strong>in</strong>gt sie auf, ergreift mit beiden Händen, wen sie bekommt, spr<strong>in</strong>gt <strong>und</strong> s<strong>in</strong>gt: „frohlocket ihr<br />

Völker, frohlocket mit Händen, umjauchzet den Höchsten mit fröhlichem Schall. Denn Jesus <strong>der</strong><br />

König <strong>an</strong> aller Welt Enden, ist herrlich <strong>und</strong> donnert mit schrecklichem Knall. Er sitzet <strong>und</strong> wirfet<br />

die Völker zur Erden, <strong>und</strong> leget die Fe<strong>in</strong>de zu unserem Fuß, die Herrlichkeit Jakobs soll herrlicher<br />

werden, wir haben se<strong>in</strong> Erbe zu unserm Genuß.“ Mit diesem Verse erlosch die Inspiration. In <strong>der</strong><br />

Folge hatte das Mägdle<strong>in</strong> fast täglich solche Zufälle. <strong>Die</strong> Versammlungen erhielten Zulauf, die Inspirierte<br />

hieß „des Herrn Werkzeug“ <strong>und</strong> <strong>von</strong> ihr g<strong>in</strong>g die entsetzliche Gabe <strong>an</strong>steckungsartig auf<br />

die Ehefrau des Sprachlehrers March<strong>an</strong>d über, welche oft ellenhoch vom Boden emporgerissen<br />

wurde <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>geschmettert, während Maria Elisabeth mit zertrümmen<strong>der</strong> Gewalt <strong>an</strong> die<br />

W<strong>an</strong>d gepreßt ward. Beide blieben unversehrt. <strong>Die</strong> Erschütterungen brachten oft solches Geräusch<br />

mit sich, daß m<strong>an</strong> es <strong>in</strong> den Nachbarshäusern vernahm. Auch noch <strong>an</strong><strong>der</strong>e werden h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gezogen <strong>in</strong><br />

den abschreckenden <strong>und</strong> doch <strong>an</strong>lockenden Taumel. E<strong>in</strong>e Frau Br<strong>an</strong>d ist uns namhaft gemacht. Der<br />

f<strong>in</strong>stere Schalksgeist, <strong>der</strong> mit den Betrogenen se<strong>in</strong> grausames Spiel trieb, konnte es <strong>in</strong>dessen nicht<br />

lassen, sich selbst zu offenbaren. Es geschah, daß er <strong>in</strong> den schrecklichsten Lästerungen wi<strong>der</strong> den<br />

Herrn das beschmutzte, was er zur Ehre Christi lobpreisend gesagt hatte. <strong>Die</strong> Brü<strong>der</strong> me<strong>in</strong>ten freilich,<br />

dies wäre e<strong>in</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>er Geist, es war aber <strong>der</strong>selbe, <strong>der</strong> gewöhnlich den Frommen spielte, ja Gott<br />

selbst se<strong>in</strong> wollte, es aber doch nicht lassen konnte, se<strong>in</strong>e eigenste Natur herauszukehren. E<strong>in</strong>ige<br />

g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> ihrer Verwirrung soweit, den Geist auf se<strong>in</strong> Begehren <strong>an</strong>zubeten. In <strong>der</strong> Nacht des 26. J<strong>an</strong>uar<br />

erhielt Maria Elisabeth den Befehl, e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Liebesmahl <strong>an</strong>zuordnen. „Ich sage dir,<br />

me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, daß ihr sollet zusammenkommen bei dem, welcher mich zuvor geliebet hat, aber nun ist<br />

er schläfrig geworden, ich werde ihn aber wie<strong>der</strong> zu mir ziehen, er heißt Dressen, daselbst sollt ihr<br />

h<strong>in</strong>kommen auf den Abend um 8 Uhr <strong>und</strong> sollt me<strong>in</strong> Liebesmahl genießen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht.“ Zu <strong>der</strong><br />

Verwaltung dieses Liebesmahles f<strong>an</strong>d sich unter den Vere<strong>in</strong>sleuten schon e<strong>in</strong>e geeignete Persönlichkeit.<br />

Zu Halberstadt lebte um diese Zeit e<strong>in</strong> C<strong>an</strong>onicus Pott, dessen Frau Dorothea Sophia mit ihren<br />

gleichges<strong>in</strong>nten Söhnen auf separatistische Liebhabereien gekommen war. Sie war e<strong>in</strong>e viellesende<br />

geweckte <strong>und</strong> selbständige Frau, die aus e<strong>in</strong>er ernsten Bekehrung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em guten Anf<strong>an</strong>ge sich<br />

später mehr zur Betrachtung <strong>der</strong> Kirchenschäden als <strong>der</strong> Gebrechen des eigenen Herzens w<strong>an</strong>dte.<br />

Von ihren Söhnen, welche zu <strong>Halle</strong> studierten, g<strong>in</strong>g <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e aus dem wilden Lustleben <strong>der</strong> Studen-

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