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Die Zöglinge Calvins in Halle an der Saale von ... - Licht und Recht

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Teure, <strong>in</strong> unserem Herrn Jesu Christo geliebte Brü<strong>der</strong>!<br />

Wenn ich es gewagt habe, Ihnen die vorliegende Schrift zu widmen, welche <strong>an</strong> die Wohltaten er<strong>in</strong>nern<br />

soll, welche <strong>der</strong> barmherzige <strong>und</strong> treue Gott durch se<strong>in</strong>en Knecht Calv<strong>in</strong>, dessen Gedächtnis<br />

wir am 27. Mai dieses Jahres, als <strong>an</strong> se<strong>in</strong>em dreihun<strong>der</strong>tjährigen Todestage, erneuern <strong>und</strong> kirchlich<br />

feiern sollen, uns gesegnet hat, so trieb mich dazu <strong>der</strong> Wunsch mitzuhelfen, daß <strong>in</strong> unserem kle<strong>in</strong>en<br />

Kreise die brü<strong>der</strong>liche Geme<strong>in</strong>schaft gepflegt werde <strong>und</strong> daß wir im H<strong>in</strong>blick auf das was e<strong>in</strong>st die<br />

reformierten Geme<strong>in</strong>den Sachsens aus dem Erbe des Reformators <strong>an</strong> heilsamer Lehre, guter Ordnung<br />

<strong>und</strong> Sitte besaßen, immermehr Zuversicht <strong>und</strong> Freudigkeit gew<strong>in</strong>nen, das uns befohlene heilige<br />

Werk des Herrn zu treiben <strong>und</strong> die Trümmer zu bauen.<br />

Sie werden, ich b<strong>in</strong> es <strong>von</strong> Ihrer Liebe gewiß, mit Geduld <strong>und</strong> Nachsicht me<strong>in</strong> Tun aufnehmen<br />

<strong>und</strong> den zu Ihnen redenden Bru<strong>der</strong> fre<strong>und</strong>lich ertragen. Bedürfen wir doch so sehr <strong>in</strong> dem Kampfe<br />

dieser Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Ver<strong>an</strong>twortung die auf uns liegt, <strong>in</strong> unserem g<strong>an</strong>zen ernsten <strong>und</strong> hohen<br />

Berufe gegenseitiger Stärkung <strong>und</strong> Tröstung <strong>und</strong> hierzu <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Schwachheit för<strong>der</strong>lich gewesen<br />

zu se<strong>in</strong>, würde me<strong>in</strong>e Freude groß machen.<br />

Möge das Gedächtnis <strong>Calv<strong>in</strong>s</strong> unter uns <strong>von</strong> dem Segen Gottes begleitet se<strong>in</strong>!<br />

<strong>Die</strong>s wird es aber nur, wenn wir es so feiern wie sich die Geme<strong>in</strong>den Judäas über die Bekehrung<br />

Pauli freuten: sie priesen Gott <strong>in</strong> ihm. Denn <strong>der</strong> Reformator ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Wesen <strong>und</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit<br />

lediglich „e<strong>in</strong> Werk Gottes, geschaffen <strong>in</strong> Christo Jesu zu guten Werken“ <strong>und</strong> Gott würde se<strong>in</strong>er<br />

Ehre beraubt werden, stimmte m<strong>an</strong> <strong>an</strong> se<strong>in</strong>em Er<strong>in</strong>nerungstage <strong>in</strong> jene lügnerische Menschenverherrlichung<br />

e<strong>in</strong>, <strong>der</strong> die Welt fröhnt. Auch würde m<strong>an</strong> se<strong>in</strong> eigenes Bekenntnis verachten wie er es<br />

sterbend so ausspricht: „Ich d<strong>an</strong>ke Gott, daß er sich nicht nur se<strong>in</strong>es armen Geschöpfes erbarmet<br />

<strong>und</strong> mich aus dem Abgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Abgötterei gezogen hat, um mir zur Klarheit se<strong>in</strong>es Ev<strong>an</strong>geliums zu<br />

verhelfen, mich auch weiter <strong>der</strong> Lehre se<strong>in</strong>es Heiles teilhaftig gemacht, <strong>der</strong>en ich g<strong>an</strong>z unwürdig<br />

war, <strong>und</strong> mich <strong>in</strong> all me<strong>in</strong>en Fehlern <strong>und</strong> Armseligkeiten mit unaussprechlicher Geduld getragen,<br />

während ich verdient hätte, tausendmal verworfen zu werden; son<strong>der</strong>n daß er zu alledem se<strong>in</strong>e Gnade<br />

so weit erstreckte, sich me<strong>in</strong>er <strong>und</strong> me<strong>in</strong>er Arbeit bedienen zu wollen, um die Wahrheit des<br />

Ev<strong>an</strong>geliums zu verkünden <strong>und</strong> auszubreiten. Ich bezeuge aus <strong>in</strong>nerster Seele, daß ich <strong>in</strong> diesem<br />

Glauben, den er mir gegeben, leben <strong>und</strong> sterben will; daß ich ke<strong>in</strong>e <strong>an</strong><strong>der</strong>e Hoffnung habe, als se<strong>in</strong>e<br />

freie Erwählung, auf welcher me<strong>in</strong> g<strong>an</strong>zes Heil beruht; <strong>und</strong> <strong>von</strong> g<strong>an</strong>zem Herzen die Gnade erfasse,<br />

die mir <strong>in</strong> Christo Jesu, me<strong>in</strong>em Heil<strong>an</strong>d bereitet worden ist, damit alle me<strong>in</strong>e Sünde <strong>in</strong> dem Verdienst<br />

se<strong>in</strong>es Lebens <strong>und</strong> Sterbens begraben werde. Auf das Demütigste flehe ich ihn <strong>an</strong>: ich möchte<br />

<strong>in</strong> solcher Weise gere<strong>in</strong>igt <strong>und</strong> abgewaschen werden durch das Blut dieses großen Erlösers, welches<br />

für uns arme Sün<strong>der</strong> vergossen worden, daß ich vor se<strong>in</strong>em Angesicht ersche<strong>in</strong>en <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Bild <strong>an</strong><br />

mir tragen könne.“<br />

Wie fühlen wir es doch, me<strong>in</strong>e Brü<strong>der</strong>, bei diesen Worten, daß gerade auf dem sich so demütigenden<br />

<strong>und</strong> wegwerfenden M<strong>an</strong>ne „<strong>der</strong> Geist <strong>der</strong> Herrlichkeit <strong>und</strong> Gottes“ ruht, jene „Majestät“ <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e Mitbürger ihm Zeugnis gaben, <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> er die Werke tat, die ihm bestimmt waren. Wollte<br />

er nun <strong>von</strong> sich selbst nichts wissen, „nichts wert se<strong>in</strong> son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e erbärmliche Kreatur,“ so werden<br />

auch wir alle<strong>in</strong> den Geber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gabe zu verherrlichen haben <strong>und</strong> zu Gott <strong>in</strong> D<strong>an</strong>kbarkeit <strong>und</strong><br />

Lob aufblickend wird sich unser Herz mit Zuversicht <strong>und</strong> Glauben füllen, daß <strong>der</strong> Herr wie er e<strong>in</strong>st<br />

<strong>in</strong> Calv<strong>in</strong> <strong>in</strong> dunkler Nacht e<strong>in</strong> <strong>Licht</strong> hat aufgehen lassen, so auch noch jetzt <strong>der</strong> lebendige <strong>und</strong> gegenwärtige<br />

Helfer se<strong>in</strong>er Kirche ist, dessen Macht <strong>und</strong> Gnade alle<strong>in</strong> die traurigen Zustände unserer<br />

Geme<strong>in</strong>den erneuern k<strong>an</strong>n.<br />

Das Gedächtnis des Reformators wird uns zunächst die Prüfung nahe legen, ob wir jene Wahrheiten<br />

für die er gearbeitet <strong>und</strong> gerungen hat unserm Volke predigen: die Verherrlichung <strong>der</strong> souve-

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