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Die Zöglinge Calvins in Halle an der Saale von ... - Licht und Recht

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Das gute Bekenntnis am Weihnachtsfeste 1613. 88<br />

Gottes Wun<strong>der</strong> <strong>und</strong> Werke wären <strong>an</strong> diesem L<strong>an</strong>de groß, daß er „das <strong>Recht</strong> jetzt öffentlich als<br />

Wahrheit ausschreien <strong>und</strong> predigen lasse,“ da müßte er ihm aufs wenigste mit <strong>der</strong> Maria e<strong>in</strong> Magnificat<br />

s<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> alles Heil den Mauren Jerusalems <strong>an</strong>wünschen. Zu zögern mit dem offenen Beitritt<br />

zu <strong>der</strong> jetzt e<strong>in</strong>geführten Kommunion, könnte m<strong>an</strong> <strong>von</strong> ihm doch gar nicht verl<strong>an</strong>gen, da sie ja e<strong>in</strong><br />

Stück se<strong>in</strong>es schon früher bek<strong>an</strong>nten Glaubens sei.<br />

Wenn m<strong>an</strong> „ke<strong>in</strong>em Türken für übel halte, daß er sich se<strong>in</strong>er türkischen, ke<strong>in</strong>em Juden, daß er<br />

sich se<strong>in</strong>er jüdischen Zeremonien gebrauche, wie sollte mir d<strong>an</strong>n für übel gehalten werden, daß ich<br />

mich christlicher Zeremonien bediene?“<br />

Se<strong>in</strong> Kurfürst <strong>und</strong> Herr lade ihn e<strong>in</strong> zur Kommunion mit ihm zu gehen, sollte ihn da nicht diese<br />

E<strong>in</strong>ladung bewegen, da „den Petrus e<strong>in</strong> unvernünftiger Hahn zum Nachdenken gebracht was <strong>in</strong> causa<br />

fidei et cofsessionis zu tun seie?“<br />

Auch se<strong>in</strong> Weib <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> hätte er dazu ver<strong>an</strong>laßt. Denn sollen die Götzen aus Jakobs<br />

Hause get<strong>an</strong> se<strong>in</strong>, so muß Jakob sie selbst aus dem Wege räumen: er folge diesem Bilde e<strong>in</strong>es getreuen<br />

Hausvaters; will David dem Herrn se<strong>in</strong>em Gotte e<strong>in</strong> Freudenspiel <strong>an</strong>richten, so muß er selbst<br />

vorne <strong>an</strong> t<strong>an</strong>zen, sollte er gleich <strong>von</strong> se<strong>in</strong>em eigenen Weibe („welches ich doch me<strong>in</strong>es Orts <strong>von</strong><br />

dem Me<strong>in</strong>igen Gott Lob nicht zu besorgen“) verlacht <strong>und</strong> verspottet werden: er stelle sich ebenso<br />

<strong>an</strong> die Spitze se<strong>in</strong>er Familie <strong>und</strong> spreche: siehe hier b<strong>in</strong> ich <strong>und</strong> die K<strong>in</strong><strong>der</strong> die mir <strong>der</strong> Herr gegeben<br />

hat. Noch jetzt stände ihm die E<strong>in</strong>heit se<strong>in</strong>es Glaubens mit <strong>der</strong> lutherischen Geme<strong>in</strong>de fest, denn die<br />

verschiedenen Zeremonien könnten das große B<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft nicht zerreißen; er werde<br />

auch noch fernerh<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihr Gottes Wort hören, mit ihren Gebräuchen Geduld haben, doch wünsche<br />

er dem Befehl des Herrn nachzukommen, <strong>und</strong> gemäß <strong>der</strong> Stiftung das Abendmahl zu feiern. Das sei<br />

ke<strong>in</strong> Schisma, vielmehr verb<strong>in</strong>de er sich damit <strong>der</strong> wahren Kirche.<br />

M<strong>an</strong> hatte ihm vorgeworfen, daß die Se<strong>in</strong>igen über se<strong>in</strong>e Neuerung sehr seufzen würden, er <strong>an</strong>twortet,<br />

daß das Seufzen <strong>der</strong> gut unterrichteten ihm nur nützen könne, e<strong>in</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>es Seufzen höre Gott<br />

nicht. Warum er denn jetzt erst sich zu diesem Gebrauch halte? „Habe ich mich verspätet, so habe<br />

ich mich doch nicht versäumet.“ Der Kurfürst würde e<strong>in</strong>er <strong>an</strong><strong>der</strong>en Me<strong>in</strong>ung werden, d<strong>an</strong>n hätte er<br />

es fe<strong>in</strong> getroffen! „<strong>Die</strong> Kirche ist aufwe<strong>in</strong>en Herrn nicht auf e<strong>in</strong>en Menschen gebauet <strong>und</strong> wenn<br />

e<strong>in</strong>e Verfolgung e<strong>in</strong>reißen sollte, so ist es doch für me<strong>in</strong>e Seele <strong>und</strong> Seligkeit besser, daß m<strong>an</strong> mich<br />

kennet, als noch l<strong>an</strong>ge suchet.“ <strong>Die</strong> letzten E<strong>in</strong>würfe g<strong>in</strong>gen auf se<strong>in</strong> Absterben, d<strong>an</strong>n würde ihn<br />

ke<strong>in</strong> lutherischer Pfarrer besuchen <strong>und</strong> ihn mit Trost versehen. „Dar<strong>an</strong> würde Gott <strong>und</strong> <strong>der</strong> heilige<br />

Geist nicht verb<strong>und</strong>en se<strong>in</strong> <strong>und</strong> würden auf den Fall mir nur so vielmehr <strong>in</strong>nerlichen Trostes zusprechen.<br />

Wenn Eliam die Leute nicht speisen wollen o<strong>der</strong> können, so müssen ihn die Raben speisen.<br />

Wenn Lazaro sonst ke<strong>in</strong>e Leichterung wi<strong>der</strong>fahren k<strong>an</strong>n, müssen die H<strong>und</strong>e se<strong>in</strong>e Schwären<br />

lecken.“ Was m<strong>an</strong> aber künftig für e<strong>in</strong>e Leichenpredigt ihm tun solle? „An <strong>der</strong> Leichenpredigt ist<br />

wenig gelegen, wenn ich selig gestorben b<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> beste Leichenpredigt ist, dabei auch ke<strong>in</strong>e Heuchelei<br />

mit unterläuft, da<strong>von</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Offenbarung Joh<strong>an</strong>nis steht: selig s<strong>in</strong>d die Toten die <strong>in</strong> dem<br />

Herrn sterben <strong>von</strong> nun <strong>an</strong>. Ja <strong>der</strong> Geist spricht, daß sie ruhen <strong>von</strong> ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen<br />

ihnen nach. Wer hat Christo se<strong>in</strong>e Leichenpredigt get<strong>an</strong> als <strong>der</strong> heidnische Hauptm<strong>an</strong>n <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Schächer am Kreuze; se<strong>in</strong>e fröhliche Auferstehung war besser als e<strong>in</strong>e heuchlerische Leichenpredigt.“<br />

Noch e<strong>in</strong>en <strong>an</strong><strong>der</strong>en e<strong>in</strong>fältigen Bericht veröffentlichte <strong>der</strong> Oberhauptm<strong>an</strong>n: „wie sich e<strong>in</strong> jedes<br />

christliche Herz <strong>in</strong> jetziger Zeit, <strong>in</strong>son<strong>der</strong>heit aber Untert<strong>an</strong>en gegen ihre Obrigkeit, welche etwa<br />

verän<strong>der</strong>ter Religion beschuldigt worden, verhalten sollen.“ Wie gut weiß <strong>der</strong> Schreiber die Pflichten<br />

gegen die Obrigkeit zu entwickeln: „beurteile de<strong>in</strong>es L<strong>an</strong>desfürsten Tun <strong>und</strong> Vorhaben nicht<br />

eher als bis du es recht untersucht <strong>und</strong> bis dah<strong>in</strong> enthalte dich alles Urteilens. Zw<strong>in</strong>ge de<strong>in</strong> Maul,

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