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Die Zöglinge Calvins in Halle an der Saale von ... - Licht und Recht

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<strong>Die</strong> neuen Propheten <strong>und</strong> ihr Verteidiger. 74<br />

Der Herr Jesus Christus sei mit eurem <strong>und</strong> me<strong>in</strong>em Geiste. Amen.“<br />

Abgesehen <strong>von</strong> m<strong>an</strong>chen frischen <strong>und</strong> wahren Worten bietet das kecke Schriftchen sehr vielen<br />

Anlaß zur demütigenden Wi<strong>der</strong>legung <strong>und</strong> gerechten Zurückweisung, welche ihm auch <strong>in</strong> gründlichster<br />

Weise zuteil wurde.<br />

Knauth hatte das Schreiben se<strong>in</strong>em Vorgesetzten nicht mitgeteilt, er entschuldigte sich nachher<br />

damit, es wäre periculum <strong>in</strong> mora gewesen. Schardius f<strong>an</strong>d es auf dem Konsistorium <strong>und</strong> unterdrückte<br />

es im Zorne sogleich. An demselben Tage, es war Donnerstag den 28. Juni, versammelte<br />

sich nachmittags das Presbyterium <strong>und</strong> nach Wegg<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> brach Schardius <strong>in</strong> heftigen<br />

Unwillen gegen Knauth aus, <strong>der</strong> ihm weher get<strong>an</strong> als wenn er ihm e<strong>in</strong>e Ohrfeige gegeben. E<strong>in</strong>e Abschrift<br />

des Schreibens <strong>von</strong> Knauth war Fre<strong>und</strong>en <strong>von</strong> ihm zugekommen, diese lassen es außerhalb<br />

<strong>Halle</strong>s drucken, m<strong>an</strong> verkauft es d<strong>an</strong>n um 2 Groschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt <strong>und</strong> wie e<strong>in</strong> Br<strong>an</strong>dpfeil fällt es <strong>in</strong><br />

die Kreise <strong>der</strong> Inspirierten <strong>und</strong> ihrer Gegner. Jene s<strong>an</strong>gen „Triumph- <strong>und</strong> Hohnlie<strong>der</strong>,“ die Studenten<br />

tragen es weit <strong>und</strong> breit herum, das Konsistorium wird geschmähet <strong>und</strong> wegen se<strong>in</strong>er Unterdrückung<br />

<strong>der</strong> Schrift feige gescholten, Knauth aber gelobt <strong>und</strong> die Hoffnung <strong>von</strong> ihm ausgesprochen,<br />

es werde ihm noch weiter <strong>der</strong> M<strong>und</strong> geöffnet werden. Als am 8. Juli die Schrift <strong>in</strong> die Versammlung<br />

<strong>der</strong> Inspirierten getragen wurde, sprach die begeisterte Madela<strong>in</strong>e Br<strong>an</strong>dt dit Gruer<strong>in</strong>,<br />

welche als Fr<strong>an</strong>zös<strong>in</strong> das Vorgelesene doch nicht verst<strong>an</strong>den hatte, folgendes aus: Wir sehen uns genötigt<br />

das lästerliche Reden trotz unserer Scheu mitzuteilen. „Wohl<strong>an</strong>! wohl<strong>an</strong>! du menschliche Vernunft,<br />

was wirst du auf dieses <strong>an</strong>tworten können? K<strong>an</strong>nst du wohl <strong>von</strong> me<strong>in</strong>en Werken urteilen? Ihr<br />

<strong>Recht</strong>sgelehrten, tretet herzu! Ich frage euch, saget mir doch, könnet ihr <strong>von</strong> me<strong>in</strong>em Werk recht urteilen,<br />

ihr irdischen Menschen? Ich, ich höre eure Beurteilungen. Es s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige, welche ihr Gewissen<br />

bestrafet. Hütet euch, bedenket, daß ihr werdet Rechenschaft geben müssen vor eurem Richter.<br />

Gedenket <strong>an</strong> euch selbst, denn es ist nichts verborgen vor mir. Ihr gedenket me<strong>in</strong> Werk zunichte zu<br />

machen, ihr abscheulichen Erdenwürmer! Das kömmt euch nicht zu. Wisset, daß <strong>der</strong> König aller<br />

Könige stärker ist als die Menschen, welche sich leiten lassen durch ihre Wissenschaft, ihre ver<strong>der</strong>bte<br />

Vernunft, ihren hochtrabenden Verst<strong>an</strong>d, glaubend, daß sie klüger se<strong>in</strong> als <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> sie<br />

geschaffen hat. Ihr gedenket den Leuchter wie<strong>der</strong> umzustoßen, welchen ich <strong>in</strong> dieser Stadt aufgestellet<br />

habe. Ihr unterlasset nicht, me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu verfolgen, welche sich dar<strong>in</strong>nen bef<strong>in</strong>den. Aber<br />

wisset, daß ich euch probiere. Ich sage euch, daß ich euch e<strong>in</strong>en Augenblick Zeit lasse, um zu sehen,<br />

ob ihr nicht <strong>in</strong> euch selbst gehen werdet. Ich habe nicht unterlassen, euch Boten über Boten zu<br />

senden, um die Schrift <strong>und</strong> das Testament zu erneuern, so ihr mit Füßen getreten habet. Verdorbene<br />

Weisheit! Ich sage euch, daß die Weisheit, die ihr habet, nicht <strong>von</strong> me<strong>in</strong>em himmlischen Vater herkommt.<br />

Ihr Weisen, ihr Lehrer, ihr wollet, daß m<strong>an</strong> komme euch <strong>an</strong>zubeten, eben als wenn ihr wäret<br />

wie <strong>der</strong> große Himmels-König. Wie machet ihr doch me<strong>in</strong> Volk so trunken mit eurem We<strong>in</strong> des Ver<strong>der</strong>bens!<br />

Wo nehmet ihr solchen her? Kommt er nicht <strong>von</strong> Babel? Kommt es euch zu, euch <strong>an</strong> desjenigen<br />

Stelle zu setzen, welcher euch geschaffen hat samt eurem m<strong>in</strong>isterio? Wenn sich e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>det,<br />

dem Gott nur e<strong>in</strong> wenig <strong>Licht</strong> gibt, so hasset ihr ihn; ja ich sage euch, ihr hasset ihn deswegen,<br />

weil ihm Gott die Augen auftut, um zu sehen, daß m<strong>an</strong> dieses nicht <strong>von</strong> dem m<strong>in</strong>isterio lernt. Hat<br />

denn Gott das Studieren also befohlen? Ne<strong>in</strong>. Hat er euch nicht gesagt, daß er selbst alle<strong>in</strong> <strong>der</strong> wahre<br />

Hirte se<strong>in</strong> wolle? Nicht aber eure Studia o<strong>der</strong> Wissenschaften. Und weiter saget ihr, daß ihr Boten<br />

Christi seid. Aber auf diese Weise machet ihr, daß m<strong>an</strong> Christum für nichts hält <strong>und</strong> ihr treibet nur<br />

Hurerei mit Babel. Wenn ich me<strong>in</strong>e Gnadengaben, me<strong>in</strong>en Geist über me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> ausgieße, dieweil<br />

es nicht geschieht über die Vornehmen, über die Vielwissenden <strong>und</strong> über die Gelehrten, so verwerfet<br />

ihr me<strong>in</strong>en Geist. Ihr saget: das kömmt nur über elende arme Leute. Es ist nichts <strong>an</strong>dres als<br />

e<strong>in</strong> verführerischer Geist, e<strong>in</strong> teuflischer Geist. Und noch <strong>an</strong><strong>der</strong>e sprechen: sie tun es um Geld zu

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