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Die Zöglinge Calvins in Halle an der Saale von ... - Licht und Recht

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91 <strong>Die</strong> Pastoren um die Mitte des achtzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Gnadenerweisungen <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er zugesicherten jährlichen Pension <strong>von</strong> 50 Talern für 4 Jahre kehrte,<br />

<strong>der</strong> junge Gelehrte nach wenigen Wochen mit se<strong>in</strong>em Vater nach <strong>Halle</strong> zurück, wo er fast alle<br />

Gebiete des Wissens mit rätselhafter Schnelle durcharbeitete, sich mit gleicher Sorgfalt <strong>und</strong> Ergiebigkeit<br />

den genauesten Untersuchungen über die Längenverhältnisse des Meeres h<strong>in</strong>gab wie <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>gehenden Wi<strong>der</strong>legung <strong>der</strong> Unitarier o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> dunklen Sukzessionsgeschichte<br />

<strong>der</strong> ersten römischen Bischöfe, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erklärung e<strong>in</strong>iger seltenen Münzen aus <strong>der</strong> Zeit des Caligula.<br />

Doch se<strong>in</strong>e Frühreife war e<strong>in</strong> kr<strong>an</strong>khaftes Naturspiel, se<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>gebauter zarter Körper unterlag<br />

den geistigen Anstrengungen, er starb am 5. Oktober 1740 im Alter <strong>von</strong> 19 Jahren 8 Monaten <strong>und</strong><br />

14 Tagen. Er saß gerade mit se<strong>in</strong>en Eltern zu Tische, als ihn die Todesschwachheit überfiel, <strong>und</strong> verschied<br />

<strong>in</strong> den Armen se<strong>in</strong>es Vaters.<br />

Sehen wir noch auf die erste Jugend des Joh<strong>an</strong>n Philipp zurück, so las er schon im 3. Jahre g<strong>an</strong>z<br />

geläufig, im vierten sprach er fr<strong>an</strong>zösisch <strong>und</strong> deutsch, im fünften late<strong>in</strong>isch, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em sechsten<br />

verst<strong>an</strong>d er griechisch <strong>und</strong> hebräisch, im siebenten sagte er alle Psalmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>sprache her.<br />

D<strong>an</strong>n verschl<strong>in</strong>gt er das Chaldäische, Syrische, Arabische <strong>und</strong> Rabb<strong>in</strong>ische <strong>und</strong> im 13. Jahre hat er<br />

schon den größten Teil <strong>der</strong> Hauptbücher <strong>in</strong> fast allen Fächern gelesen. In zehn Tagen bewältigt er<br />

den allgeme<strong>in</strong>en Stoff <strong>in</strong> Mathematik <strong>und</strong> Astronomie, die jetzt se<strong>in</strong>e Liebl<strong>in</strong>gsgegenstände werden<br />

<strong>und</strong> ihn zur Erf<strong>in</strong>dung neuer <strong>in</strong>geniöser Instrumente <strong>an</strong>leiten. Über die Erziehung <strong>und</strong> Gelehrigkeit<br />

des jungen Baratier war schon 1726 e<strong>in</strong> Brief des Vaters <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leipziger Zeitung <strong>von</strong> gelehrten Sachen<br />

veröffentlicht, 1728 erschien e<strong>in</strong> vollständiger Bericht desselben unter dem Titel: „Merkwürdige<br />

Nachricht <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em sehr frühzeitig gelehrten K<strong>in</strong>de, nebst vielen zur K<strong>in</strong><strong>der</strong>zucht gehörigen<br />

nützlichen Anmerkungen“ zu Stett<strong>in</strong> <strong>und</strong> Leipzig; 1735 wurde die Schrift zum zweitenmale aufgelegt.<br />

(Vergl. auch Bibliotheque Germ<strong>an</strong>ique Bd. 17. S. 78.)<br />

M<strong>an</strong> hat gesagt, daß wenn <strong>der</strong> Vater weniger den Sporn bei <strong>der</strong> Erziehung des Sohnes <strong>an</strong>gewendet,<br />

se<strong>in</strong> Sohn e<strong>in</strong> gesun<strong>der</strong>es <strong>und</strong> längeres Leben geführt hätte. Alle se<strong>in</strong>e Biographen rühmen neben<br />

se<strong>in</strong>er wun<strong>der</strong>baren Begabung, die gleich groß war <strong>in</strong> Gedächtnis, Scharfs<strong>in</strong>n <strong>und</strong> Darstellungsgabe,<br />

se<strong>in</strong>e Bescheidenheit; selbst e<strong>in</strong> Voltaire bewun<strong>der</strong>te <strong>und</strong> achtete ihn.<br />

Kehren wir zu se<strong>in</strong>em Vater zurück, so war <strong>der</strong>selbe also 1735 Prediger <strong>an</strong> <strong>der</strong> halleschen fr<strong>an</strong>zösischen<br />

Geme<strong>in</strong>de geworden, 1737 steigt er zum Inspektor über alle fr<strong>an</strong>zösischen Kirchen im Herzogtum<br />

Magdeburg auf.<br />

Aus den Jahren 1737 liegt e<strong>in</strong>e Instruction pour les Inspecteurs des Eglises Fr<strong>an</strong>çoises et Divisions<br />

des dites Eglises en Inspections vor, nach welcher <strong>der</strong> Inspektor nach dem Kirchen- <strong>und</strong><br />

Abendmahlsbesuch, nach dem Jugendunterricht, nach dem Kr<strong>an</strong>kenbesuch, nach <strong>der</strong> Verwaltung<br />

des Armengeldes durch e<strong>in</strong>en Receveur <strong>und</strong> Controleur, nach <strong>der</strong> Anlegung <strong>der</strong> Kirchengel<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

nach <strong>der</strong> Konsistorialordnung zu fragen hatte. Folgende Inspektionen werden gen<strong>an</strong>nt: 1) die <strong>von</strong><br />

Berl<strong>in</strong> (damals <strong>von</strong> Isaac de Beausobre verwaltet) mit den Kirchen zu Berl<strong>in</strong>, Potsdam, Br<strong>an</strong>denburg,<br />

Bernau, Buchholtz mit Umgebung, Cöpenick, Münchenberg, Fr<strong>an</strong>kfurt, Cottbus, Neustadt <strong>an</strong><br />

<strong>der</strong> Dosse <strong>und</strong> Stendal; 2) die <strong>von</strong> Stett<strong>in</strong> (damals unter de Mauclerce) mit den Kirchen Stett<strong>in</strong>,<br />

Stargardt, Schwedt <strong>und</strong> Umgebung, Angermünde mit Umgebung, Prentzlow, Straßburg, Potzlow<br />

mit Umgebung, Gr<strong>an</strong>tzow mit Umgebung, Bergholtz mit Umgebung, Parste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Groshilt mit Umgebung;<br />

3) die <strong>von</strong> Magdeburg (unter Baratier) mit den Kirchen <strong>von</strong> Magdeburg, Burg, Kalbe, Neuhaldensleben<br />

<strong>und</strong> <strong>Halle</strong>; 4) die <strong>von</strong> Halberstadt (unter Paul Jord<strong>an</strong> <strong>in</strong> Magdeburg) mit <strong>der</strong> Kirche<br />

<strong>von</strong> Halberstadt; 5) die <strong>von</strong> Cleve (unter Artus de Croix) mit den Kirchen <strong>von</strong> M<strong>in</strong>den, Wesel, Cleve<br />

<strong>und</strong> Emmerick. Aus dem Jahre 1737 ist auch das wichtige, die g<strong>an</strong>ze Kirchendiszipl<strong>in</strong> rekapitulierende<br />

Edit concern<strong>an</strong>t les Eglises Fr<strong>an</strong>çoises ensoign<strong>an</strong>t en general aux Consistoires une exacte<br />

observation de la Discipl<strong>in</strong>e.

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