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Vorlesung - Phil.-So. - Universität Augsburg

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Einsatzes der Methode („Gehe ich methodisch richtig vor? Entspricht meine<br />

Vorgehensweise den Empfehlungen der Erfinder der Methode?“) werden parallel dazu im<br />

Plenum besprochen, reflektiert und im Verlauf der Zeit womöglich in Sicherheit und<br />

Routine umgewandelt. Um die Verfahrensvorschläge des Grounded Theory Ansatzes<br />

kennen zu lernen, werden wir in den ersten (4-5) Wochen seminarbegleitend einige<br />

besonders hilfreiche Grundlagentexte lesen und in den Sitzungen besprechen. Dabei ist<br />

wichtig, dass in dieser Phase das Seminar dennoch nicht den Charakter eines reinen<br />

Lektüreseminars annehmen wird. Wir werden in jeder Sitzung gemeinsam interpretieren<br />

und parallel dazu über die Methode reflektieren. Dabei dürfte sich im Laufe des<br />

Semesters die Gewichtung zwischen diesen beiden untrennbar miteinander verbundenen<br />

Tätigkeiten (Interpretation/Kodieren vs. Methodenreflexion) deutlich zugunsten Ersterer<br />

verschieben (von anfänglich geschätzten 15 Min/70 Min. hin zu später 55 Min. / 30<br />

Minuten). Als zentrale methodische Referenz dient uns dabei jenes Verfahren, das der<br />

<strong>So</strong>ziologe Anselm L. Strauss (1916-1996) (zunächst gemeinsam mit Barney Glaser) unter<br />

dem Begriff „Grounded Theory“ über drei Jahrzehnte fortentwickelt hat. Im Kern dieser<br />

Methode steht das Bemühen, menschliches Handeln in sozialen Kontexten zu verstehen.<br />

Zu diesem Zweck entwickelt Strauss unter Rückgriff auf den Symbolischen<br />

Interaktionismus der Chicago School (u.A. Herbert BLumer) und den amerikanischen<br />

Pragmatismus (George Herbert Mead, Charles Sanders Peirce, John Dewey, William<br />

James) ein Instrumentarium, dass durch genaues Beobachten (z.B. von Sprechakten, aber<br />

auch anderen Formen menschlichen Handelns) und strenges Vergleichen zu einer<br />

Erklärung für ein zuvor rätselhaftes soziales (dazu gehört dann auch jedes vorstellbare<br />

politische) Phänomen gelangen möchte. Dabei geht er sympathischer Weise nicht bloß<br />

von der Prozesshaftigkeit der sozialen Wirklichkeit aus, sondern auch von der<br />

Prozesshaftigkeit von Theorien und Methoden. Das heißt, er ist davon überzeugt, dass<br />

jede Theorie und jede Methode fortlaufend aktualisiert und weiterentwickelt werden<br />

muss, um der Dynamik des Lebens der Menschen gerecht zu werden. Dies führt zur<br />

Ablehnung jeglicher Formen des Dogmatismus und erklärt, weshalb er seinen Ansatz<br />

nicht als „reine Lehre“ verstanden wissen will, sondern er die ForscherInnen stattdessen<br />

dazu auffordert, selbst kreativ zu sein und die methodischen Instrumente entsprechend der<br />

zu beantwortenden Forschungsfragen weiter zu entwickeln. Dies ist der Grund, weshalb<br />

der Grounded Theory Ansatz nicht allein als Ansammlung von sozialwissenschaftlichen<br />

Verfahren zu verstehen ist (das aber natürlich auch), sondern gleichermaßen als eine<br />

erkenntnistheoretische Position, die besonders die Unausweichlichkeit der fortlaufenden<br />

Variation eben auch der eigenen Verfahrensvorschläge für notwendig und folgerichtig<br />

erachtet.<br />

Raum: 8013 Gebäude BCM<br />

Teilnahme: Um ein konzentriertes Arbeiten zu ermöglichen, sollten idealer Weise 8-15<br />

jedenfalls besser nicht mehr als 20 ForscherInnen an diesem Forschungsprojekt<br />

teilnehmen<br />

max. TeilnehmerInnenzahl: 20<br />

Voraussetzungen: Neugierde, Fähigkeit sich Überraschen zu lassen, Bereitschaft die<br />

eigenen Wissensbestände systematisch zu überdenken, Unsicherheit für eine gewisse<br />

Dauer aushalten können, Freude am Interpretieren

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