Rundfunk in Stuttgart 1934 - Mediaculture online
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Emigration". Es gab aber auch Sendungen mit dem Titel "Was aber blieb uns?", <strong>in</strong><br />
denen Werke von Autoren wie Bruno Frank, Franz Werfel, Hans Egon Holthusen<br />
und Werner Bergengruen, also Angehörigen der "<strong>in</strong>neren Emigration", den Hörern<br />
vorgestellt wurden.<br />
Die Sendeformen beschränkten sich auf Lesungen, oft auch von den Autoren<br />
selbst, und konventionelle Literaturkritik im Stil e<strong>in</strong>er verlesenen<br />
Zeitungsrezension. Interviews und freie Gespräche mit den Autoren und Literaten<br />
gab es kaum. Literarische Essays oder das eigens für den <strong>Rundfunk</strong> geschriebene<br />
sogenannte "Feature" unter anderem über kulturhistorische und sonstige, die<br />
geistige Situation der Zeit beleuchtende Themen gab es bei Radio <strong>Stuttgart</strong> nicht.<br />
Diese Themen wurden – wenn überhaupt – im wesentlichen noch vom klassischen<br />
Vortragswesen abgedeckt, vor allem <strong>in</strong> der "Universitätsstunde" am<br />
Sonntagvormittag. Zeitkritische Betrachtungen und kulturkritische Polemiken, wie<br />
sie die zahlreichen neugegründeten Zeitschriften füllten, die die Währungsreform<br />
vielfach jedoch nicht überlebten, hatten bei Radio <strong>Stuttgart</strong> ke<strong>in</strong>en orig<strong>in</strong>ären<br />
Platz. Bezeichnend dafür ist auch der Umstand, daß der rührige Leiter der im<br />
März 1948 eröffneten Sendestelle Karlsruhe, He<strong>in</strong>rich Wiedemann, offensichtlich<br />
dieses Manko empfand und e<strong>in</strong>e Sendereihe mit dem Titel "Der Zeitschriftenleser"<br />
<strong>in</strong>s Leben rief; <strong>in</strong> ihr wurde diese Seite des kulturellen Lebens gespiegelt, ohne<br />
daß sich Radio <strong>Stuttgart</strong> daran mit wesentlichen eigenen Beiträgen beteiligt hätte.<br />
E<strong>in</strong> thematisches Novum stellte übrigens e<strong>in</strong>e naturwissenschaftliche Sendereihe<br />
unter der Leitung von Dr. Karl Reger dar, die <strong>in</strong> Form von Reportagen und<br />
Erläuterungen "Wege der naturwissenschaftlichen Forschung" aufzeigte 124 .<br />
Auch e<strong>in</strong> Blick auf das Hörspielprogramm von Radio <strong>Stuttgart</strong> belegt die Tendenz<br />
der Programmarbeit im kulturellen Bereich, mit <strong>in</strong>sgesamt eher konventionellen<br />
Mitteln radiophone "Gebrauchsware" zu produzieren. Das lag nicht zuletzt daran,<br />
daß die <strong>Stuttgart</strong>er Hörspielredaktion – wie übrigens die meisten Redaktionen der<br />
anderen Stationen – abgeschnitten war von den kulturellen und radiospezifischen<br />
Traditionen der Weimarer Zeit. Was das <strong>in</strong>sgesamt noch rare literarische Leben<br />
124 Ebd. S. 15 f.<br />
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