Rundfunk in Stuttgart 1934 - Mediaculture online
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Die konkreten Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen sahen so aus: Hans Sattler brachte jeweils<br />
e<strong>in</strong>en Tag vor der Produktion das Manuskript <strong>in</strong>s Funkhaus, wo es dann <strong>in</strong> aller<br />
Regel <strong>in</strong> der Nacht vor der Sendung produziert wurde. Diese Zeit wurde gewählt,<br />
weil die Schauspieler erst nach den Aufführungen im Theater verfügbar waren<br />
und zu dieser Zeit die Aufnahmegeräte zur Aufzeichnung des Hörspiels zur<br />
Verfügung standen, da sie <strong>in</strong> diesen Stunden nicht für Produktionen der aktuellen<br />
Abteilung benötigt wurden. Bei diesem Arbeiten "von der Hand <strong>in</strong> Mund" war<br />
natürlich nicht an die Entwicklung e<strong>in</strong>es systematischen Spielplans zu denken.<br />
Im Jahr 1946 gab es im Hörspiel noch ke<strong>in</strong>e direkte Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem<br />
Kriegsgeschehen und den Vorgängen im Dritten Reich. Gegen Ende 1946 wurde<br />
als als e<strong>in</strong>es der wenigen für den <strong>Rundfunk</strong> geschriebenen Hörspiele e<strong>in</strong><br />
Manuskript von Hermann Roßmann produziert und 22. November gesendet. Es<br />
trug den bezeichnenden Titel "Der Ritt nach Osten" und bezog sich auf den<br />
Rußlandfeldzug Napoleons. Dieses Hörspiel thematisiert enttäuschtes Vertrauen<br />
der Soldaten und den Verrat der Mächtigen. Es ist durchaus – sieht man e<strong>in</strong>mal<br />
vom zeitüblichen Pathos ab – e<strong>in</strong>e sicher nicht zureichende, weil soldatischen<br />
Gehorsam nicht <strong>in</strong>fragestellende, jedoch e<strong>in</strong>drucksvolle Problematisierung des<br />
Führerkultes im Dritten Reich. Das erste bedeutendere Hörspiel mit<br />
Gegenwartsbezug war dann e<strong>in</strong>e Übernahme vom NWDR, Wolfgang Borcherts<br />
"Draußen vor der Tür", das von Radio <strong>Stuttgart</strong> am 16. November 1947 gesendet<br />
wurde.<br />
Über die Resonanz des von Radio <strong>Stuttgart</strong> ausgestrahlten Programms bei den<br />
Hörern liegen ke<strong>in</strong>e repräsentativen Erkenntnisse vor. Aber schon die deutschen<br />
Berater haben die weitgehend von den amerikanischen <strong>Rundfunk</strong>offizieren<br />
bestimmten Programm<strong>in</strong>halte oft heftig kritisiert. So me<strong>in</strong>te der schon mehrfach<br />
zitierte Fritz Eberhard zu der Sendung "Feuer von Hellas", gesendet am 29. April<br />
1946: Der Epilog der Sendung, "der an Lidice und Dachau und hunderte von<br />
Leichen <strong>in</strong> griechischen Städten" – als Folge der deutschen Invasion – "er<strong>in</strong>nerte,<br />
Revue über die Anfänge des Hörspiels bei Radio <strong>Stuttgart</strong>, 28. 7. 1989, (Produktions- Nummer<br />
des Bandes: KW 91821) anzusehen.<br />
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