GASTRO das Fachmagazin 11/22
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<strong>11</strong>/20<strong>22</strong><br />
EDELBRÄNDE 101<br />
Cocktails als neuester Trend<br />
Apfel-, Marillendestillate & Co. werden fast ausnahmslos<br />
pur genossen. Doch immer mehr Barkeeper erkennen <strong>das</strong><br />
Potential von Edelbränden als Basis für Mixgetränke. <br />
<br />
Von Clemens Kriegelstein<br />
Foto: Oltion Edon<br />
Rezept<br />
2 Pac<br />
Zutaten: Hennessy VS Cognac,<br />
Quitten Edelbrand, Homemade<br />
Cloves-Cinnamon<br />
Syrup, Molasses Bitters<br />
Zubereitung: alle Komponenten<br />
zu gleichen Teilen auf<br />
Eis rühren und ohne Eis in<br />
ein Glas abseihen. Mit Zitronenschale<br />
dekorieren.<br />
Edelbrände, also Spirituosen, die zu<br />
100 Prozent aus Fruchtmaische<br />
gebrannt werden, sind hierzulande<br />
die typischen Digestifs. Nach<br />
einem üppigen Mahl ein Williams, eine<br />
Himbeere oder ein Zwetschkenbrand<br />
aus dem Holzfass – ein Klassiker. Dass<br />
sich Edelbrände aber auch zum Mixen<br />
für Cocktails eigen, weiß etwa der gebürtige<br />
Albaner Oltion Edon, der ausgebildeter<br />
Edelbrand-Sommelier und Master<br />
of World-Spirits ist und in Graz die<br />
Churchill Bar führt.<br />
Williams – statt Whisky Sour<br />
Die Einsatzmöglichkeiten sind dabei<br />
laut Edon vielfältig und reichen von einer<br />
Abwandlung bekannter Rezepte,<br />
bei denen etwa der Vodka oder Whisky<br />
als Spirituosenkomponente von einem<br />
Edelbrand ersetzt werden, bis zu völlig<br />
neuen Rezepten. So könne man etwa einen<br />
Williams Sour gleich zubereiten wie<br />
einen Whisky Sour – also mit Zitronensaft<br />
und Zuckersirup, bloß <strong>das</strong>s statt des<br />
Whiskys am besten ein Roter Williams<br />
zum Einsatz käme.<br />
„Für mich ist <strong>das</strong> Mixen mit Edelbränden<br />
eine spannende Angelegenheit,<br />
die eigentlich nur Vorteile bringt: Ich bin<br />
qualitativ und geschmacklich auf einer<br />
völlig neuen Schiene unterwegs, kann<br />
sehr kreativ sein, bin aber auch gefordert,<br />
mich mit der Materie auseinanderzusetzen,<br />
denn natürlich passt nicht jeder<br />
Edelbrand zu jedem Drink. Wenn<br />
ich dagegen mit Vodka arbeite, ist es<br />
wesentlich einfacher, weil Vodka ja geschmacksneutral<br />
ist“, erklärt Edon, der<br />
sogar Wurzelbrände wie etwa einen Enzian<br />
als Alternative zu Mescal oder Tequila<br />
verwendet.<br />
Preisliche Hürde<br />
Gar keine Nachteile also? Edon: „Naja,<br />
preislich bin ich bei einem guten Edelbrand<br />
natürlich auf einer ganz anderen<br />
Liga unterwegs, <strong>das</strong> ist mit einem<br />
normalen Whisky oder Gin oder Vodka<br />
nicht zu vergleichen, da bin ich dort<br />
dann schon im Super-Premium-Bereich.<br />
Da liegt es dann sehr am Barkeeper, <strong>das</strong><br />
auch glaubwürdig dem Gast zu vermitteln<br />
und zu verkaufen. Viele Gäste sind<br />
am Anfang skeptisch, weil sie Edelbrände<br />
nur pur kennen. Aber wie gesagt: Da<br />
ist dann ein guter Barkeeper gefragt.“ Er<br />
selbst sieht <strong>das</strong> regelmäßig bei den Erzeugern<br />
seiner Edelbrände, die anfangs<br />
sehr skeptisch sind, <strong>das</strong>s man mit denen<br />
auch mixen kann, dann aber meist sehr<br />
schnell positiv überzeugt werden können.<br />
„Das Mixen mit Edelbränden ist halt<br />
der allerneueste Trend, den kennen viele<br />
noch nicht“, so der Edelbrand-Experte.<br />
Auch der pure Genuss solcher Edelbrände<br />
sei in den Bars langsam im Kommen,<br />
wenn auch hier die großen internationalen<br />
Spirituosen-Hersteller eine<br />
harte Konkurrenz seien, die mit Werbekostenzuschüssen<br />
und anderen Maßnahmen<br />
dafür sorgten, <strong>das</strong>s ihre Marken<br />
weiterhin gerne verkauft würden.<br />
Die Edelbrände kämen dagegen meist<br />
von kleineren Betrieben, oft von regionalen<br />
Bauern, die marketingmäßig mit<br />
den großen Playern natürlich nicht mithalten<br />
könnten.