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Didaktische Konzepte hypermedialer Lernumgebungen: Umsetzung ...

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2 Lernen<br />

Vorwissen. 28 Sie sind insbesondere für das klassische, also bewusste Lernen, und somit<br />

auch für das Lernen mit Neuen Medien relevant. 29 Der für hypermediale <strong>Lernumgebungen</strong><br />

wichtigen Form des entdeckenden Lernens 30 , die ebenfalls der kognitivistischen Forschung<br />

entstammt, kommt später noch Beachtung zu.<br />

Kritisch bleibt anzumerken, dass die radikale Abkehr vom Behaviorismus wieder zu einseitiger<br />

Betrachtung führt, die kognitivistische Perspektive also ebenfalls nicht alle Lernprozesse<br />

erfasst, da sie die Wirksamkeit äußerer Einflüsse vernachlässigt. Praktiker bemängeln<br />

zudem den häufig geringen Anwendungsbezug der kognitivistischen Forschung; so erweisen<br />

sich bspw. die Theorien, wie Wissen propositional abgelegt und ausgewertet werden kann,<br />

eigentlich nur im Forschungszweig selbst als relevant.<br />

2.2.3 Konstruktivismus<br />

Anders als die beiden oben genannten Ansätze ist der Konstruktivismus keine psychologische,<br />

sondern eine philosophische Strömung, eine Erkenntnislehre. Sie fragt, ” wie wir Kenntnis<br />

von der Wirklichkeit erlangen und ob diese Kenntnis auch verlässlich und ,wahr‘ ist“ 31 .<br />

Die konstruktivistische Theorie findet fachgebietsübergreifende Anwendung, u.a. auch in<br />

der Lernforschung. Konstruktivisten bestreiten die objektive Erfassbarkeit der äußeren Realität.<br />

Wahrnehmung ist ihrer Meinung nach – und im Widerspruch zur kognitivistischen<br />

Auffassung – kein Abbilden der Wirklichkeit auf kognitive Strukturen, sondern ein rekursiver<br />

Deutungsprozess. Das Individuum konstruiert unter Einbeziehung seiner kognitiven<br />

Strukturen ein subjektives Modell der Wirklichkeit. 32 Der kognitive Apparat strebt nach<br />

der Erzeugung eines verlässlichen Wirklichkeitsmodells 33 : Er lernt.<br />

Es wäre naiv anzunehmen, dass im Zuge des Anpassungsprozesses lediglich Modellstrukturen<br />

reorganisiert werden, bis ein verlässlicher Zustand erreicht ist – nicht nur, weil die<br />

Umwelt nicht in Erstarrung verharrt, sondern sich fortdauernd verändert, und nicht nur,<br />

weil das kognitive Modell, das die Deutung der Wirklichkeit maßgeblich beeinflusst, unter<br />

Umständen eine verlässliche Interpretation gar nicht zulässt 34 , sondern weil das Individuum<br />

mit seiner Umwelt interagiert. Wahrnehmung und Handeln sind in untrennbarer<br />

Wechselwirkung miteinander verbunden. 35 Dementsprechend betont die konstruktivistische<br />

Auffassung vom Lernen die Rolle des selbsttätigen Lerners. Ein Perspektivenwechsel<br />

findet statt: Es geht nicht mehr um die Entwicklung möglichst wirksamer Lehrmethoden,<br />

28<br />

Die Theorien zum Regellernen von Gagné und zum sinnvollen – d.h. an Vorwissen anknüpfenden – Lernen<br />

von Ausubel bauen darauf auf (siehe Edelmann, 1994, S. 230ff ).<br />

29<br />

Siehe Gage und Berliner (1996), S. 286ff .<br />

30<br />

Siehe Entdeckendes Lernen“ (Kap. 6.1.2, S. 37).<br />

31 ”<br />

Glaserfeld (1995), S. 18. Siehe auch Jank und Meyer (2002), S. 288ff für eine gute Zusammenfassung<br />

didaktisch relevanter Aspekte konstruktivistischer Theorien.<br />

32<br />

Erkenntnisse der Hirnforschung untermauern diese These. Die Sinnesorgane nehmen nicht direkt Informationen<br />

auf, vielmehr bestimmen sie die Quantität von Reizen, und erst die Verarbeitung der neuronalen<br />

Signale durch das Zentralnervensystem bringt die Qualität der Eindrücke hervor: Schwingungen der Luftmoleküle<br />

werden zu Sprache oder Musik, elektromagnetische Wellen zu Farben (siehe von Foerster,<br />

1981).<br />

33<br />

Vgl. von Foerster (1981), S. 57.<br />

34<br />

Bspw. Wissenslücken, die Verstehen unmöglich machen können, oder das sprichwörtliche Brett vorm<br />

”<br />

Kopf“, das für eine offensichtliche“ Lösung blind macht.<br />

35 ”<br />

Siehe Arnold und Siebert (2003), S. 105ff sowie von Cranach und Bangerter (2000).<br />

8

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