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Didaktische Konzepte hypermedialer Lernumgebungen: Umsetzung ...

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6.3 Beziehungen<br />

schränkt die Gelegenheiten des Kontakts der Lerner von Angesicht zu Angesicht stark<br />

ein. Dieses Manko kompensieren speziell auf den Einsatz in Datennetzen ausgelegte Kommunikationswerkzeuge.<br />

Die Kommunikation mit Hilfe dieser Werkzeuge unterscheidet sich<br />

jedoch zum Teil erheblich von der in Präsenzsituationen. Dort kommunizieren Menschen<br />

miteinander zeitgleich (synchron) und mit kurzer Antwortzeit. Dabei bestimmt nicht nur<br />

das gesprochene Wort den Informationsfluss, sondern auch eine Vielzahl nonverbaler Signale<br />

wie Gestik, Mimik, Blickkontakt, sprachliche Pausen, Satzmelodie oder Bezugnahme<br />

auf die räumliche Umgebung. 100 Die Reduktion menschlicher Kommunikation auf ” Informationsaustausch“<br />

trivialisiert unzulässig. 101<br />

Uneinigkeit besteht in der Frage, ob der Austausch mit Hilfe von Kommunikationswerkzeugen<br />

das Lernen fördert oder behindert. Kanalreduktionsmodelle lassen eine Minderung<br />

des Lernerfolgs erwarten, da der Verlust nonverbaler Elemente und sinnlicher Information<br />

die soziale Funktion der Kommunikation schmälert und den Aufbau des Gruppenzusammenhalts<br />

behindert. 102 Nach dem Imaginationsmodell wird genau gegenteilig geschlussfolgert,<br />

dass die Verarmung der sinnlichen Wahrnehmung die Fantasie anregt und die soziale<br />

Präsenz stärkt. Andere Annahmen betonen den egalitären Austausch innerhalb der Lerngruppen,<br />

da soziale Statusmerkmale in den Hintergrund treten, wieder andere warnen vor<br />

der Gefahr anonymer Trittbrettfahrer 103 , und nochmals andere beschwören den Segen der<br />

Anonymität zur Einnahme multipler Perspektiven 104 . Es scheint sich bei dieser wie bei<br />

ähnlichen Fragestellungen, z.B. bezüglich der Überlegenheit einer Methode, eines Mediums<br />

oder einer Sozialform, nicht zu lohnen, auf verbindliche Antworten zu hoffen: Weder hängen<br />

Lernerfolge von einem Einzelfaktor ab, noch lässt sich die Wirksamkeit eines Einzelfaktors<br />

in komplexen Lernsituationen evaluieren. In Anbetracht der Wichtigkeit sozialen Austausches<br />

beim Lernen scheint es jedenfalls besser, eingeschränkt zu kommunizieren, als gar<br />

nicht.<br />

Die Hypertext-Technologie ist nicht für Kommunikationszwecke konzipiert worden – abgesehen<br />

vom wissenschaftlichen Austausch in Artikelform mit gegenseitiger Bezugnahme<br />

durch Verknüpfung. Die Erzeugung der Hypertext-Dokumente zum Zeitpunkt des Zugriffs<br />

ermöglicht es jedoch, verschiedenste Softwareanwendungen – so genannte Web-Applications<br />

– für den Einsatz in Datennetzen zu entwickeln, z.B. Web-Foren 105 . Die Verwendung von<br />

Skriptsprachen oder eingebetteten Anwendungen verbessert die Reaktivität der eigentlich<br />

auf die Präsentation unveränderlicher Dokumente ausgelegten Hypertext-Technologie zusätzlich.<br />

Da alle aktuellen Betriebssysteme des Einzelhandelsmarktes die simultane Ausführung<br />

mehrerer Programme unterstützen, kann notfalls auch über beliebige eigenständige<br />

Software-Anwendungen kommuniziert werden.<br />

Die folgenden beiden Abschnitte ordnen die Kommunikationswerkzeuge nach dem Kriterium<br />

der Zeit 106 . Bei zeitgleicher (synchroner) Kommunikation kommen alle Teilnehmer<br />

100 Vgl. Bruhn (2003), S. 208f .<br />

101 Siehe z.B. Reich (2000), Kap. 2.3.<br />

102 Siehe hierzu und den Folgenden Hesse, Garsoffky und Hron (2002), S. 286ff .<br />

103 Vgl. ” E-Learning: Nachteile“ (Kap. 5.2.2, S. 28).<br />

104 Vgl. Grune (2000), S. 100.<br />

105 Siehe unten.<br />

106 Burger und Sembach bestimmen weitere Kriterien, z.B. Weg (1→1, 1→N, M→N), Medium (Sprache,<br />

Bild, Daten, . . . – vgl. Fn. 37, S. 31 zur Problematik dieser Begriffswahl) oder Beziehung (Master/Slave,<br />

Peer to Peer) (Kap. 3). Siehe diesen Text auch zum Thema Kommunikation und Kooperation in Daten-<br />

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