Didaktische Konzepte hypermedialer Lernumgebungen: Umsetzung ...
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6.4 Inhalte<br />
Betrachter bspw. muss genügend Zeit zur Verfügung stehen, um neue Informationen zu<br />
erfassen. Eine Totale vermittelt einen Überblick über eine Situation, ein Zoom lenkt die<br />
Aufmerksamkeit auf ein Detail usw. 159 Die Gestaltungsregeln für schematische Darstellungen<br />
gelten auch für animierte Schemata.<br />
Beim Einsatz von Bewegtbildern besteht immer die Gefahr, dass der Betrachter sie als<br />
” leichte Medien“ lediglich konsumiert. Untersuchungen warnen vor einer rasch abnehmen-<br />
den Aufmerksamkeit beim Betrachten und der daraus resultierenden weniger tiefen Verarbeitung<br />
des Lernstoffs. 160 Dies lässt auch eine generelle Überlegenheit gegenüber Texten<br />
und Abbildungen bei der Vermittlung prozeduralen Wissens zweifelhaft erscheinen. 161 Die<br />
oben genannten Hilfen zu Verbesserung der Verarbeitungstiefe sollten beim Einsatz von<br />
Bewegtbildern besondere Beachtung finden!<br />
Kombinierter Medieneinsatz<br />
Die Medien werden i.A. nicht voneinander losgelöst, sondern einander ergänzend eingesetzt;<br />
so veranschaulichen Bilder textuelle Inhalte, erläutern Texte Bildinhalte oder erklären<br />
Sprecher die Abläufe in Bewegtbildern. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen<br />
die Lernwirksamkeit einer kombinierten Darbietung verschiedenartig codierter Lehrinhalte.<br />
So kann sich durch Bebilderung die Behaltensleistung von Texten wie auch umgekehrt<br />
durch sprachliche Beschreibung die Behaltensleistung von Bildern verbessern. Die Doppelcodierungstheorie<br />
versucht, dieses Phänomen zu erklären. 162 Autoren kombinieren die<br />
Medien wohl jedoch seltener auf der Grundlage wissenschaftlicher Theorien als vielmehr,<br />
um die Grenzen der Darstellbarkeit des Einzelmediums zu überwinden. So wirken in einem<br />
Diagramm mengenmäßige Unterschiede viel eindrucksvoller als in nackten Zahlen – diese<br />
zu interpretieren, vermag ein Diagramm indes nicht. So kann ein Text nicht den visuellen<br />
Eindruck eines Gemäldes vermitteln, wie es eine Abbildung vermag, kann jedoch anders als<br />
die Abbildung die Bildbedeutung, die Technik des Künstlers und die eingesetzten Effekte<br />
erklären.<br />
Ein kombinierter Medieneinsatz scheint dann sinnvoll, wenn Einzelmedien einander in<br />
Inhalt oder Ausdruck ergänzen, und nicht gegenseitig kognitive Verarbeitungsprozesse behindern.<br />
Unter dem zuletzt genannten Gesichtspunkt macht bspw. das simultane Vorlesen<br />
eines Textes keinen Sinn, da die meisten Menschen nicht gleichzeitig lesen und zuhören<br />
können. Den Erläuterungen eines Sprechers zu einer Abbildung oder einem Video zu folgen,<br />
bereitet hingegen selten Schwierigkeiten und entlastet den Betrachter vom Hin- und<br />
Herspringen zwischen Text und Bild. 163<br />
Gesamtsoftwaresysteme<br />
Hypermediale <strong>Lernumgebungen</strong> müssen – wie jedes Softwaresystem – mit hohem Anspruch<br />
an Funktionalität, Ergonomie und Robustheit der Mensch-Maschine-Schnittstelle entwickelt<br />
werden. Zwar kommt diesen Qualitäten keine unmittelbare didaktische Wirksamkeit<br />
159 Siehe hierzu Ballstaedt (1997), Kap. 5.2.<br />
160 Vgl. Weidenmann (2001), S. 444.<br />
161 Vgl. Schnotz (1997), S. 231f .<br />
162 Paivio (1978), zit. n. Gage und Berliner (1996), S. 287ff .<br />
163 Vgl. Weidenmann (2002b), S. 52ff .<br />
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