Didaktische Konzepte hypermedialer Lernumgebungen: Umsetzung ...
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6 <strong>Konzepte</strong> <strong>hypermedialer</strong> Lehre<br />
gen, die der Lerner durch seinen Lernprozess selbst schafft, wie bspw. die Befriedigung, eine<br />
Aufgabe gelöst zu haben, erheblich zuverlässiger wirken als von außen eingebrachte (extrinsische)<br />
wie Schulnoten oder Geld, da die Wirkung extrinsischer Belohnung stark von Persönlichkeitsmerkmalen<br />
des Lerners abhängt. 25 Entdeckendes Lernen weckt nach Meinung<br />
Bruners im Lerner ” ein intrinsisches Bedürfnis, mit der Umwelt fertig zu werden“ 26 , die<br />
ihn zum Streben nach Kompetenz motiviert. Gerade in autodidaktischen <strong>Lernumgebungen</strong><br />
kommt intrinsischer Motivation große Bedeutung zu: Erfolgreiche Selbstlerner zeichnet die<br />
Fähigkeit aus, sich selbst anspornen zu können.<br />
Es gibt jedoch auch kritische Anmerkungen zum entdeckenden Lernen. Zunächst sei da<br />
die schlechte Evaluierbarkeit der im vorigen Absatz genannten Annahmen zu nennen. Unzweifelbar<br />
steht fest, dass sich die positiven Effekte erst langfristig zeigen. Eine unmittelbare<br />
Verbesserung der Leistungen beim Einsatz des entdeckenden Lernens darf nicht erwartet<br />
werden. Tatsächlich ist entdeckendes Lernen eine anspruchsvolle Lernform, mit der insbesondere<br />
Unerfahrene oder Lernschwache Schwierigkeiten haben. Sie verstricken sich im<br />
Besonderen, ohne das Allgemeine zu entdecken, sie gehen in der Informationsflut unter.<br />
Sie brauchen eine instruktive Heranführung an die Arbeitstechniken der Exploration. 27 Da<br />
aus Hilflosigkeit schnell Frust wächst, muss insbesondere in Selbstlernumgebungen die entsprechende<br />
Kompetenz der Lerner vor dem Einsatz entdeckender Lernformen aufgebaut<br />
werden.<br />
Bruner selbst entwickelte keine einsetzbaren Lehr-Lern-Formen aus dem entdeckenden<br />
Lernen, andere Forscher hingegen konzipierten unterschiedlichste <strong>Umsetzung</strong>en der Theorie.<br />
Auf Grund der Weite der Begriffsfassung verwundert die Vielgestaltigkeit der Lehr-<br />
Lern-Formen des entdeckenden Lernens nicht. Im Bereich des Präsenzunterrichts sind das<br />
bspw. lernerzentrierte Gesprächsformen: Der Lerner analysiert Daten und baut Hypothesen<br />
auf; der Lehrer tritt in den Hintergrund und steuert nur noch. 28 In anderen explorativen<br />
Unterrichtsformen planen die Lerner selbst den Unterrichtsablauf. 29 Auch im Bereich des<br />
softwareunterstützten Lernens gibt es vielfältige <strong>Umsetzung</strong>sversuche. So existieren interaktive<br />
Programmierumgebungen, in denen der Lerner seine Hypothesen algorithmisch als<br />
Miniprogramme formuliert. Die Auswirkungen seiner Vermutungen erkennt er unmittelbar<br />
bei der Programmausführung, bspw. in Form von sich ändernden Diagrammen. Diese Form<br />
entdeckenden Unterrichts fand besonders im Bereich der Mathematik und Physik große Aufmerksamkeit.<br />
Die Komplexität der Programmierung erfordert jedoch i.A. die Präsenz eines<br />
menschlichen Lehrers. 30 Ohne Tutor kommen deterministische Systeme wie Simulation oder<br />
Lernspiele aus. Hier entdeckt der Lerner die Wirkungsweisen, Regeln und Zusammenhänge<br />
der künstlichen Welt, auf deren Parameter er Einfluss nimmt. Auch Konzeptionen softwareunterstützten<br />
handlungsorientierten Unterrichts greifen die Ideen des entdeckenden<br />
Lernens auf. 31 Der folgende Abschnitt zeigt, dass auch mit Hypertext explorativ gelernt<br />
werden kann.<br />
25<br />
Vgl. Gage und Berliner (1996), S. 259f .<br />
26<br />
Bruner (1961), S. 23.<br />
27<br />
Vgl. Neber (1981b), Kap. II.<br />
28<br />
Im Extremfall antwortet er nur noch mit Ja oder Nein (siehe Suchman, 1961).<br />
29<br />
Siehe Wang (1981).<br />
30<br />
Siehe diverse Beiträge in diSessa, Hoyles und Noss (1993).<br />
31<br />
Siehe Ballin und Brater (1996), S. 63f .<br />
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