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Didaktische Konzepte hypermedialer Lernumgebungen: Umsetzung ...

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6 <strong>Konzepte</strong> <strong>hypermedialer</strong> Lehre<br />

Wie Multimedialität sagt Interaktivität nichts über die didaktische Qualität einer Lernsoftware<br />

aus. Die oben stehende knappe Definition differenziert dafür nicht genug. Sie<br />

schließt einen Mausklick genauso ein wie das Aktivieren eines Hyperlinks oder die Steuerung<br />

einer komplexen Simulation. Viele solcher Aktivitäten haben keine erkennbare didaktische<br />

Funktion. Eine Unterscheidung zwischen didaktischen Interaktionen und steuernden<br />

Interaktionen liegt daher nahe. 4 <strong>Didaktische</strong> Interaktionen zeichnet aus, dass sie einen inhaltlichen<br />

oder methodischen Bezug zur Lernaufgabe haben – ” . . . es geht um Denkprozesse,<br />

die der Lerner in Manipulationen der Lernobjekte realisiert.“ 5 Steuernde Interaktionen hingegen<br />

sind eine technische Notwendigkeit, um eine Software oder ein Medium benutzen zu<br />

können. <strong>Didaktische</strong> Interaktionen resultieren also aus einer lehrzielorientierten Planung,<br />

steuernde Interaktionen setzen sie um 6 .<br />

In der Fachliteratur finden sich über diese Zweiteilung hinaus weitergehende Zergliederungen,<br />

meist mit der Absicht, Interaktionsniveaus herauszuarbeiten. Software auf niedrigen<br />

Niveaus unterstützt nur simple, Software auf höheren Niveaus auch komplexere Handlungen.<br />

Für Schulmeister steht bspw. auf unterster Stufe ” Rezipieren“ und auf höchster<br />

” Konstruktion mit intelligenter Rückmeldung“.7 Häufig stellen sich die Autoren jedoch nicht<br />

die Frage nach dem Zweck einer solchen Einteilung in Interaktionsniveaus 8 bzw. bleiben<br />

eine Antwort schuldig 9 . Sie scheinen jedoch implizit eine Steigerung der Lernleistung und<br />

Lernmotivation durch erhöhte Interaktivität zu erwarten. Von der in dieser Arbeit zitierten<br />

Literatur begründen einzig Baumgartner und Payr ihre Taxonomie 10 : Unterschiedliche<br />

Erfahrungsstufen benötigen unterschiedliche Handlungsformen.<br />

Dieser Text stellt didaktische Interaktionen den Lehr-Lern-Formen bzw. den Lehr-<br />

Lern-Akten 11 des traditionellen Unterrichts gleich, denn Interaktionen wie Lehr-Lern-Formen<br />

dienen seiner Inszenierung. In diesem Licht beantwortet sich auch die Frage nach der<br />

Funktion von Interaktivität leicht. Sie dient nicht individualisiertem Lernen oder der Lernermotivation,<br />

wie bspw. Haack 12 annimmt. Sie ist schlicht notwendiger Bestandteil jeder<br />

softwareunterstützten Lernform, da sie bestimmt, wie mit der Software gelernt werden kann.<br />

Die erhofften Effekte höherer Interaktionsniveaus wie vertieftes Verständnis oder gesteigerte<br />

Lernmotivation entsprechen genau denen, die Vertreter progressiver Unterrichtskonzepte<br />

wie des handlungsorientierten Unterrichts von ihren Methoden gegenüber althergebrachten,<br />

stark auf das Rezipieren ausgelegten Methoden erwarten, und lassen sich ebenso begründen<br />

13 .<br />

4 Siehe Baumgartner und Payr (1999), S. 149f , wobei deren Definition didaktischer Interaktion als<br />

” . . . die inhaltliche Transformation der am Bildschirm dargestellten Objekte zu kognitiven Modellen. . .“<br />

(ebd.) jedoch nicht befriedigt, da kognitive Modelle innerpsychisch sind und somit Software niemals<br />

didaktische Interaktion anbieten könnte. Die Autoren widersprechen hier ihrer eigenen intuitiven Verwendung<br />

des Begriffs.<br />

5<br />

Schulmeister (2002b), S. 194.<br />

6<br />

Jedoch setzen technische Möglichkeiten der Planung von vornherein Grenzen!<br />

7<br />

Siehe a. a. O., S. 194ff .<br />

8<br />

Siehe bspw. Haack (2002); Strzebkowski und Kleeberg (2002).<br />

9<br />

Siehe Schulmeister (2002b), S. 199.<br />

10<br />

Y-Achse des Würfelmodells in Abb. 3.1 auf Seite 15.<br />

11<br />

Lehr-Lern-Akte stehen in Teil-Ganzes-Beziehung zu den Lehr-Lern-Formen, bspw. wie eine Frage stellen“<br />

”<br />

oder Antworten“ zum gelenkten Gespräch (vgl. Jank und Meyer, 2002, S. 83f ).<br />

12 ”<br />

Vgl. Haack (2002), S. 129.<br />

13 Vgl. ” Fruchtbare <strong>Lernumgebungen</strong>“ (Kap. 3, S. 11).<br />

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