Didaktische Konzepte hypermedialer Lernumgebungen: Umsetzung ...
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6 <strong>Konzepte</strong> <strong>hypermedialer</strong> Lehre<br />
Das Beispiel mag als Warnung vor allzu unreflektierter Übernahme von Schemata dienen.<br />
Der ideale Lerner in hypermedialen <strong>Lernumgebungen</strong> benötigt keine vorgegebene Einteilung<br />
seines Lernprozesses, sondern strukturiert diesen selbständig. Die Lernumgebung<br />
darf ihn hierin nicht behindern! 82 Die oben aufgeführten Probleme verdeutlichen jedoch<br />
die Schwierigkeiten vieler Lerner bei der Organisation ihres hypermedialen Lernens. Ein<br />
Verzicht auf eine vorgegebene Phasierung erscheint daher unangebracht – und unnötig:<br />
Hypertext-Organisationsstrukturen können sich problemlos überlagern, also können Lernpfade<br />
mit vorgegebener Phasierung koexistieren mit einer offenen Verknüpfungsstruktur,<br />
die lernergesteuerte Phasierung gestattet.<br />
Linienführungen<br />
Die Linienführung beschreibt die folgerichtige Anordnung der Einzelschritte des Unterrichts,<br />
wodurch dem Lerner der Zugang zum Lerngegenstand erleichtert werden soll. Sie<br />
gibt Lerneinheiten eine lernschrittübergreifende Grundrichtung. Zwar führt die Literatur<br />
viele Linienführungen an, für den Einsatz der Linienführung gibt es indes kaum Regeln –<br />
Erfahrung und Gespür entscheiden häufig. Die Reihenfolge vieler der folgenden Gegensatzpaare<br />
lässt sich vertauschen. Mehrere Linien können einander überlagern. 83<br />
Lehrinhalte können bspw. vom Konkreten zum Abstrakten durchgenommen werden, vom<br />
Einfachen zum Komplizierten oder vom Eindeutigen zum Mehrdeutigen. Der Unterricht<br />
kann mit Bekanntem beginnen, um zum Unbekannten überzugehen, vom Nahen zum Entfernten<br />
schauen, provozieren, um zu versöhnen, oder von der Passivität zur Selbständigkeit<br />
führen. Aus Einzelfällen können Regeln abgeleitet (Induktion) oder mittels Regeln Sachverhalte<br />
erschlossen werden (Deduktion). Komplexes lässt sich aus Teilen zusammensetzen<br />
(Synthese) oder in sie zerlegen (Analyse). Man kann vom Dinglichen zum Gedanklichen<br />
übergehen. Zeitliche Abfolgen können nachvollzogen, oder es kann Fachsystematiken gefolgt<br />
werden.<br />
Blended Learning<br />
Bei der Phasierung von Lerneinheiten herrscht kein Zwang zu technologischer Homogenität.<br />
Die verschiedenen Lernsoftwaretypen unterstützen jeweils andere Lernziele, und für<br />
manche Lernziele eignen sich alle gleichermaßen schlecht. 84 Diese Schwäche kann durch<br />
eine Verquickung softwareunterstützter Lernangebote mit Präsenzlernphasen kompensiert<br />
werden. Solche vermischte Phasierung auf Kursebene bezeichnet man als Blended Learning<br />
bzw. teilvirtuelle oder hybride Lernangebote 85 .<br />
Softwareunterstützte Phasen lassen sich auf vielfältige Art mit Präsenzphasen kombinieren.<br />
Lernsoftware kann die Präsenzphasen vorbereiten oder sie ergänzen. Umgekehrt<br />
82 Vgl. Meyer (1994), S. 133.<br />
83 Siehe hierzu und im Folgenden Jank und Meyer (2002), S. 89f , Meyer (1987), S. 110f und Iss-<br />
ing (2002), S. 163.<br />
84<br />
” In allen Fällen, in denen der unmittelbare Kontakt zwischen Lehrern und Lernern eine zentrale Rolle<br />
spielt, der rasche Wechsel von Erklärung, Nachfrage und Antwort, von Argument und Gegenargument,<br />
von Beobachten, Nachmachen und korrigierender Rückmeldung. . .“ (Jechle, 2003, S. 280). Siehe auch<br />
Abschnitt E-Learning“ (Kap. 5.2, S. 27).<br />
85 ”<br />
Vgl. Döring (2002), S. 254.<br />
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