Didaktische Konzepte hypermedialer Lernumgebungen: Umsetzung ...
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6 <strong>Konzepte</strong> <strong>hypermedialer</strong> Lehre<br />
Lernsoftware kann jede Sozialform nachbilden. Das virtuelle Seminar – die wohl technisch<br />
aufwendigste Form des E-Learnings – kann den oft kritisierten Frontalunterricht bestens<br />
imitieren, besonders wenn das Videoübertragungssystem lediglich der Ausstrahlung<br />
aufgezeichneter ” Vorlesungskonserven“ dient und der Rückkanal ungenutzt bleibt. Dem von<br />
Ballin und Brater polemisierend eingeführten Anti-Ideal ” Frontalsoftware“ 93 nähert sich<br />
Lernsoftware um so mehr an, je stärker sie dem Lerner die Steuerung über seinen Lernprozess<br />
entreißt. Moderne Lernsoftware kennt und meidet diese Gefahr.<br />
Als typische Sozialform heutiger Lernsoftware muss die Einzelarbeit gelten. Nahezu alle<br />
für Einzelplatzumgebungen konzipierten <strong>Lernumgebungen</strong>, aber auch viele Angebote in<br />
verteilten Umgebungen setzen auf die selbständige Durcharbeitung der Lehrinhalte. Doch<br />
auch in Paararbeit kann – bei entsprechender Konzeption der Hard- und Software – an<br />
Einzelplatz-Rechnern gelernt werden. 94 Jede dieser Formen bildet lediglich bekannte Lernsituationen<br />
aus der traditionellen Lehre nach. Erst die Berücksichtigung der Eigenheiten<br />
von Kommunikation und Arbeit in verteilten Softwareumgebungen schafft Innovation und<br />
macht Gruppenunterricht mit Lernsoftware sinnvoll. Die Lerner lösen gemeinsam Lernaufgaben<br />
in vernetzten, mehrbenutzertauglichen Lern- und Arbeitsumgebungen. Sie nutzen<br />
dabei den technischen Besonderheiten digitaler Übertragung angemessene Kommunikationsmittel<br />
95 , ohne allzu starke Einschränkungen ihrer Orts- und Zeitunabhängigkeit hinnehmen<br />
zu müssen.<br />
Die besonders für hypermediale <strong>Lernumgebungen</strong> empfehlenswerten Lehr-Lern-Formen96 ” Recherchieren“, ” Publizieren“ und Diskutieren“ gewähren viel Spielraum bei der Wahl der<br />
”<br />
Sozialformen. So wird Recherchieren zwar meist in Einzelarbeit durchgeführt, kann jedoch<br />
auch als Paar- oder Kleingruppenarbeit erfolgen – entweder gemeinsam an einem Arbeitsplatz<br />
oder in verteilten Umgebungen koordiniert via datennetzbasierter Kommunikationsmittel<br />
97 . Gleiches gilt fürs Publizieren. Die Diskussion hingegen ist stets Gruppenunterricht.<br />
Unabhängig von der für jede einzelne Lehr-Lern-Form gewählten Sozialform bietet<br />
sich eine Einbettung des wissenschaftlichen Arbeitskreislaufs der Drei in projektbezogenem<br />
Gruppenunterricht 98 an.<br />
6.3.2 Kommunikation<br />
Funktionierende Kommunikation gilt als ein wichtiger Faktor erfolgreichen Lernens. Sie ist<br />
die Voraussetzung für kooperative Sozialformen sowie für den fruchtbaren Austausch der<br />
Lerner untereinander über ihre Lernfortschritte und -ergebnisse. Nur kommunizierend können<br />
Lerner Hilfe bei Lernproblemen in Anspruch nehmen. Daher sollten <strong>Lernumgebungen</strong><br />
funktionierende Kommunikationsstrukturen schaffen. 99<br />
Die räumliche und zeitliche Unabhängigkeit in softwarebasierten <strong>Lernumgebungen</strong><br />
93 Vgl. ” Formen des E-Learnings“ (Kap. 5.1, S. 26).<br />
94 Vgl. Ballin und Brater (1996), S. 276ff . Diese Art der Paararbeit betont die soziale und die kommunikative<br />
Komponente des Lernens. Der Lernsoftware kommt hier nur Unterstützungsfunktion zu. Die<br />
Zeit- und Ortsunabhängigkeit des E-Learnings gibt eine solche Konfiguration allerdings auf.<br />
95 Vgl. nächsten Abschnitt (Kap. 6.3.2, S. 50).<br />
96 Siehe ” Hypermedia: Lehr-Lern-Formen“ (Kap. 6.1.3, S. 39).<br />
97 Siehe folgender Abschnitt.<br />
98 Siehe Hesse, Garsoffky und Hron (2002), S. 295.<br />
99 Vgl. ” Sozialer Aspekt des Lernens“ (Kap. 3.2, S. 13).<br />
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