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Didaktische Konzepte hypermedialer Lernumgebungen: Umsetzung ...

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6.2 Prozesse<br />

Reihe ihrer Meinung nach lernförderlicher Phasierungsmuster, so genannte Phasenschemata,<br />

entwickelt. ” Sie [die Phasenschemata] leisten durch die Variation und Akzentuierung der<br />

Unterrichtsschritte eine je spezifische Vermittlung der subjektiven Bedürfnisse und Lernvoraussetzungen<br />

der Schüler mit den objektiven Ansprüchen der gestellten Lernaufgabe<br />

und den Handlungsmöglichkeiten des Lehrers.“ 73<br />

Das einfachste (und ausdrucksschwächste) Phasenschema teilt Lerneinheiten schlicht in<br />

Einleitung, Hauptteil und Schluss. Die Phasen der ausgefeilteren Schemata lassen sich diesen<br />

drei Teilen zuordnen. 74 Ein allgemeindidaktisches Phasenschema hat bspw. Wilhelm<br />

Rein (1847–1929) entwickelt, dessen berüchtigte Aufteilung in Vorbereitung, Darbietung,<br />

Verknüpfung, Zusammenfassung und Anwendung den Unterricht an preußischen Schulen<br />

prägte. 75 Ein weiteres Schema stammt von Heinrich Roth (1906–1983): Die Stufe der Motivation,<br />

die Stufe der Schwierigkeiten, die Stufe der Lösung, die Stufe des Tuns und Ausführens,<br />

die Stufe des Behaltens und Einübens sowie die Stufe des Bereitstellens, der Übertragung<br />

und der Integration des Gelernten folgen aufeinander. 76 Als letztes Beispiel sei noch<br />

Lothar Klingenbergs (1926–1999) zyklisch geschlossener Kreislauf didaktischer Funktionen<br />

erwähnt, der sich aus den Phasen Hinführung und Vorbereitung, Arbeit am neuen Stoff,<br />

Kontrolle und Bewertung sowie Arbeit am alten Stoff zusammensetzt. 77 Praktiker adaptieren<br />

gerne die allgemeindidaktischen Phasenmodelle oder konstruieren eigene 78 , bspw.<br />

Aufteilungen in Prä-Test, Lernen, Post-Test, Auswertung und Zertifizierung 79 oder in Inhalte,<br />

Übungen, Test und Zusammenfassung 80 .<br />

Die Phasierung des Unterrichts nach Phasenschemata – egal ob von Didaktikern entwickelt<br />

oder erfahrungsmäßig gewonnen – unterstützt sowohl den Lehrer bei der Planung der<br />

Lehre als auch den Lerner bei der Steuerung seines Lernprozesses. Man darf jedoch nicht<br />

übersehen, dass nahezu alle Phasenschemata in der Tradition lehrerzentrierten Unterrichts<br />

stehen, denn sie zwingen dem Lerner eine Phasierung seines Lernprozesses auf! 81 Besonders<br />

scharf tritt das am Beispiel der Aufteilung in Prä-Test, Lernen, Post-Test, Auswertung und<br />

Zertifikation hervor, welches den Eindruck erweckt, Lerner wären nicht mehr als Produkte<br />

auf dem Bildungsfließband.<br />

73 Meyer (1994), S. 132.<br />

74 Vgl. Meyer (1987), S. 104ff .<br />

75 Strikte, rezeptartig vorbereitete Unterrichtsvorschriften nach diesem Schema, die zudem stark manipulativen<br />

Charakter zeigten, haben diese zunächst plausibel erscheinende Phasierung in Verruf gebracht<br />

(siehe hierzu und den folgenden Schemata Meyer, 1994, Kap. 4).<br />

76 Motivation: Lernwunsch wecken, eine Aufgabe zu meistern, Bezug zu Lernerbedürfnissen; Schwierigkeiten:<br />

die Bewältigung der Aufgabe scheitert; Lösung: der Lerner erarbeitet einen Lösungsweg; Ausführen: den<br />

Lösungsweg beschreiten, verifizieren; Einüben: das Erlernte durch Anwendung festigen; Bereitstellen:<br />

Übertragung ins tägliche Leben. Handlungsorientiertes Lernen zeigt ähnliche Ansätze (vgl. Ballin und<br />

Brater, 1996, S. 46ff ).<br />

77 Hinführung: Zielstellung, Motivierung, Sicherung des Ausgangsniveaus usw.; neuer Stoff : Erstvermittlung,<br />

Vertiefung, Systematisierung, Anwendung; Kontrolle: Leistungsermittlung und -bewertung; alter<br />

Stoff : Einüben, Stabilisieren, Belasten, Dynamisieren. Ein Kreislauf schließt sich, in welchem Neues auf<br />

Bekanntem aufbauen kann.<br />

78 Vgl. Meyer (1987), S. 102f .<br />

79 Vgl. Kunz (2003), S. 43.<br />

80 Vgl. Rietsch (2003), S. 81.<br />

81 Vgl. Meyer (1994), S. 193. Dieses Problem verschärft sich beim Lernen mit Software. Software vermag<br />

viel schlechter, was zur Grundfähigkeit jedes menschlichen Lehrers gehört: die Phasierung des Unterrichts<br />

dynamisch an die Erfordernisse der Lernsituation anzupassen.<br />

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