Didaktische Konzepte hypermedialer Lernumgebungen: Umsetzung ...
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3.2 Eigenschaften moderner <strong>Lernumgebungen</strong><br />
Die Selbständigkeit zielt auch auf die Stärkung der autodidaktischen Fähigkeiten ab, welche<br />
insbesondere im Bereich der Erwachsenenbildung in Hochschule und Beruf hohen Wert<br />
besitzen. Dies verleiht dem Aspekt der Selbststeuerung des Lernprozesses durch den Lerner<br />
in Form von Spielraum bei der Wahl der Lernziele 13 , Lernorte und der Lernzeit besonderes<br />
Gewicht. 14 Die Lernumgebung sollte zur Einbeziehung dritter Quellen, zur Erprobung<br />
individueller Lösungsstrategien und zur Selbstkontrolle auffordern. 15 In einem selbstbezüglichen<br />
Prozess verbessert sich so beim selbstgesteuerten Lernen die Selbstlernfähigkeit.<br />
Diese ist auf Grund der kurzen Halbwertszeit von Fachwissen ebenfalls eine Schlüsselkompetenz,<br />
die (wie andere Schlüsselkompetenzen auch) nur indirekt, d.h. an eine Sachaufgabe<br />
angelagert, erworben werden kann 16 .<br />
Die Betonung von Selbststeuerung und Selbsttätigkeit darf nicht zur Vernachlässigung<br />
des sozialen Aspekts des Lernens führen. Gemeinschaftliches Problemlösen, Kommunikation<br />
mit Lehrern, Mitlernern und Experten fördert die Reflektion und öffnet für alternative<br />
Standpunkte. Lerner sollten die Gelegenheit erhalten, nicht nur die Ergebnisse ihres Lernens,<br />
sondern auch den Prozess selbst reflexiv zu artikulieren; die Rückkopplung innerhalb<br />
der Lerngemeinschaft erschwert noch einmal die Festsetzung inkorrekten Wissens. Das Miteinander<br />
von Anfängern und Experten in einer Community of Practice kann sich für alle<br />
Beteiligten als Bereicherung herausstellen: Anfänger schauen die effizienten Arbeitsstrategien<br />
der Experten ab, während diese durch ihre Hilfestellung gegenüber den Neulingen die<br />
Explikation ihres Wissens üben und dem Abdriften in Intuitivität entgegenwirken. Auch<br />
die Kooperations- und die Kommunikationsfähigkeit können nur im Miteinander erlernt<br />
werden. 17 Letztlich fällt in der Gemeinschaft das Nichtlernen schwerer als in einsamen<br />
Lernsituationen, in denen der Lerner sich selbst zum Lernen motivieren muss.<br />
Die Lerngegenstände sollten sich an authentischen Problemen orientieren, denn gerade<br />
die Analyse komplexer Probleme bereitet Berufseinsteigern große Schwierigkeiten, da diese<br />
anders als die Problemstellungen althergebrachter <strong>Lernumgebungen</strong> häufig unstrukturiert<br />
und die relevanten Aspekte von irrelevanten stark ” verrauscht“ sind. Lerner müssen üben,<br />
Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und wiederkehrende Muster in ähnlichen Situationen<br />
sicher zu erfassen 18 – beides zeichnet Experten aus. Das Anknüpfen an Alltagserfahrungen<br />
und somit an Vorwissen verbessert die Merkleistung, der Wirklichkeitsbezug kann<br />
zudem motivationssteigernd wirken, wenn der Lerner die zu lösenden Probleme als für sich<br />
persönlich bedeutsam einstuft, sich also für das Wissen zu deren Lösung interessiert.<br />
Die Betrachtung vieler unterschiedlich gestalteter Probleme aus multiplen Perspektiven<br />
in verschiedenen Kontexten schult die vielseitige Anwendbarkeit des Wissens, denn nur bei<br />
gewisser Ähnlichkeit von Lern- und Anwendungssituation ist ein Transfer möglich. 19 Das<br />
13 Diese Arbeit unterscheidet zwischen Lern- und Lehrzielen. ” Lernziel“ verweist auf die Wünsche und Erwartungen<br />
des Lerners, während ” Lehrziel“ beschreibt, was Lehrer mit ihrer Lehre am Lerner erreichen<br />
wollen. Lern- und Lehrziele sind nicht per se deckungsgleich, da sich die psychische Struktur von Menschen<br />
direkter Manipulation entzieht (Kap. 2).<br />
Siehe hierzu auch ” Lehr- und Lernziele“ (Kap. 4.2.5, S. 22).<br />
14 Vgl. Edelmann (1994), S. 424f .<br />
15 Vgl. Ballin und Brater (1996), S. 46ff .<br />
16 Vgl. a. a. O., S. 44.<br />
17 Vgl. a. a. O., S. 47.<br />
18 Vgl. Gräsel (1997), S. 207.<br />
19 Vgl. Dieterich (1994), S. 216f .<br />
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