Der Zwölfte Schritt
Der Zwölfte Schritt
Der Zwölfte Schritt
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waren. Und wenn wir uns vorstellten, wie hart das Leben uns<br />
mitgespielt hatte, war es doch ganz natürlich, dass wir empfindlich<br />
waren. Von Großsprecherei konnte keine Rede sein, meinten wir,<br />
denn wir hätten nur den berechtigten Ehrgeiz, den Lebenskampf zu<br />
bestehen. Seitdem sind viele Jahre vergangen. Inzwischen sind die<br />
meisten von uns mit den Wissenschaftlern einer Meinung. Wir<br />
haben uns selbst und die Menschen unserer Umgebung kritischer<br />
betrachtet. Wir haben erkannt, dass unbegründete Ängste uns dazu<br />
bringen, das Leben als ein Geschäft anzusehen, aus dem man<br />
Ruhm, Geld und das, was wir für Machtpositionen hielten,<br />
herausholen kann. So wurde falscher Stolz die Rückseite des<br />
Falschgeldes der Marke Furcht. Wir mussten einfach eine<br />
Hauptrolle spielen, um unsere tiefliegenden Komplexe zu<br />
überdecken. Bei Zufallserfolgen prahlten wir von zukünftigen noch<br />
größeren Taten, bei Rückschlägen wurden wir verbittert. Erreichten<br />
wir nichts Außergewöhnliches, wurden wir deprimiert und feige.<br />
Dann wurden wir natürlich als miese Typen bezeichnet. Aber jetzt<br />
wissen wir, dass wir alle aus einem Holz geschnitzt sind. Im Grunde<br />
genommen waren wir alle krankhaft ängstlich. Es spielte keine<br />
Rolle, ob wir am Rande des Lebens gesessen und uns ins<br />
Vergessen hineingetrunken hatten, oder ob wir uns tollkühn und<br />
kopflos hineinstürzten, ohne unser Maß zu kennen. Das Ergebnis<br />
war immer gleich - fast alle wären wir beinahe in den Fluten des<br />
Alkohols ertrunken.<br />
Diese gestörten Lebenstriebe sind heute bei nüchternen Anonymen<br />
Alkoholikern wieder in die normale Richtung geleitet worden, damit<br />
sie ihren wahren Zweck erfüllen. Wir geben uns keine Mühe mehr,<br />
andere zu beherrschen, um uns Geltung zu verschaffen. Wir<br />
streben nicht mehr nach Ruhm und Ehre, um gelobt zu werden.<br />
Wenn wir unsere Verpflichtungen gegenüber der Familie, den<br />
Freunden, unserer Arbeit und der Gesellschaft erfüllen und dadurch<br />
Zuneigung gewinnen und wenn uns mehr Verantwortung und<br />
Vertrauen geschenkt wird, dann wollen wir in Demut dafür dankbar<br />
sein und unsere Aufgaben nach den Grundsätzen der Liebe und<br />
des Dienens ausrichten. Denn wir wissen, dass echte Autorität<br />
darauf beruht, Vorbild zu sein und nicht auf eitler Zurschaustellung<br />
von Macht und Ruhm.<br />
Noch schöner ist das Gefühl, dass wir uns innerhalb unserer<br />
Gemeinschaft nicht besonders auszeichnen müssen, um uns