Der Zwölfte Schritt
Der Zwölfte Schritt
Der Zwölfte Schritt
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furchtlose, gründliche Inventur in unserem Innern ein Glaube, der<br />
sich im täglichen Leben bewährt, noch in weiter Ferne liegt.<br />
Bevor wir uns mit der Inventur näher befassen, wollen wir zunächst<br />
die Hauptschwierigkeiten angehen. Einfache Beispiele wie die<br />
folgenden gewinnen eine ganz andere Bedeutung, sobald wir<br />
darüber nachdenken. Angenommen, jemand stellt seinen<br />
Sexualtrieb über altes. In diesem Fall kann der ihn beherrschende<br />
Zwang seine Aussichten auf materielle Sicherheit und inneres<br />
Gleichgewicht und seine Stellung in der Gesellschaft zerstören. Ein<br />
anderer entwickelt vielleicht eine ebenso große Besessenheit nach<br />
finanzieller Sicherheit, so daß er nur noch Geld scheffelt. Verfällt er<br />
dabei ins Extrem, kann er ein Geizhals werden oder ein Sonderling,<br />
dem Familie und Freunde gleichgültig werden.<br />
Dieser Drang nach Sicherheit drückt sich aber nicht immer in<br />
Geldwerten aus. Oft sehen wir, wie ein ängstlicher Mensch danach<br />
strebt, sich vollkommen von einer stärkeren Persönlichkeit abhängig<br />
zu machen, die ihn leitet und schützt. Dieser Schwächling, der seine<br />
Aufgabe im Leben nicht aus eigener Kraft erfüllen kann, wird<br />
niemals erwachsen. Enttäuschungen und Hilflosigkeit sind sein Los.<br />
Mit der Zeit ziehen sich seine Beschützer zurück oder sie sterben,<br />
und er ist wieder allein mit seiner Angst.<br />
Wir haben auch Männer und Frauen kennengelernt, die vom<br />
Machthunger besessen waren. Ihr Streben bestand darin, ihre<br />
Mitmenschen zu beherrschen. Das kann so weit gehen, daß sie<br />
dafür geordnete Verhältnisse und ein glückliches Familienleben in<br />
den Wind schlagen. Wenn in einem Menschen das Triebleben<br />
durcheinander gerät, kann es für ihn keinen Frieden geben. Es gibt<br />
aber noch andere Gefahren. Immer, wenn jemand seine Wünsche<br />
gedankenlos anderen aufzwingen will, entstehen Schwierigkeiten.<br />
Wenn bei der Jagd nach Reichtum und Macht die niedergetreten<br />
werden, die einem im Wege stehen, gibt es mit Sicherheit Zorn,<br />
Eifersucht und Rachegefühle. Sexbesessenheit wirkt sich ähnlich<br />
aus. Werden die Forderungen nach Aufmerksamkeit, Schutz und<br />
Liebe zu hoch geschraubt, kann dieses Verlangen bei den<br />
Angesprochenen selbst Herrschsucht oder Ablehnung hervorrufen.<br />
Beide Gefühle sind genauso ungesund wie die Forderungen, die sie<br />
auslösen.